Der Premier galt als haushoher Favorit – zu Recht.

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Der frühere Ombudsmann für Menschenrechte, Saša Janković, kam mit knapp 15 Prozent der Stimmen auf den zweiten Platz.

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Komiker Maksimović wurde unerwartet Dritter. Er wollte seine Kandidatur als Parodie verstanden wissen.

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Der frühere Außenminister Vuk Jeremić galt als einer der vielversprechenderen Oppositionskandidaten, kam aber nur auf etwa fünf Prozent.

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Belgrad – Mit einem klaren Sieg im ersten Wahlgang kann Serbiens Ministerpräsident Aleksandar Vučić ins Amt des Präsidenten wechseln. Der 47-Jährige ließ bei der Präsidentenwahl am Sonntag die Kandidaten der zersplitterten Opposition weit hinter sich und erreichte einer Hochrechnung des Belgrader Zentrums für Freie Wahlen und Demokratie (Cesid) zufolge rund 55,70 Prozent der Stimmen.

Es gebe kaum noch die Möglichkeit, dass Vučić unter 50 Prozent der Stimmen lande, sagte Cesid-Chef Bojan Klačar dem TV-Sender B-92. Mit dem Erreichen der absoluten Mehrheit kam er um eine Stichwahl in zwei Wochen herum. Vučić gehört zur konservativ-wirtschaftsliberalen Serbischen Fortschrittspartei (SNS) und führt die Regierung seit 2014. Früher gab er sich als Ultranationalist, inzwischen verfolgt er das Ziel, sein Land in die EU zu führen.

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Bei einer Pressekonferenz am Sitz der SNS bezeichnete Vucic seinen Sieg als "sauber wie eine Träne". Er habe zwölf Prozent mehr Stimmen als alle restlichen zehn Kandidaten zusammen erhalten, nämlich 430.000, erklärte der Ministerpräsident.

Ex-Volksanwalt Zweiter, Komiker Dritter

Auf Platz zwei kam laut Cesid der frühere Ombudsmann für Menschenrechte, Saša Janković, auf den knapp 15 Prozent der Stimmen entfielen. Janković war als unabhängiger Kandidat der Mitte ins Rennen gegangen. Im Wahlkampf hatte er sich als liberale Alternative zu Vučić präsentiert, dem er autoritäre Tendenzen vorwarf. An dritter Stelle lag der Komiker Luka Maksimović (Ljubiša Preletačević Beli) mit 9,6 Prozent der Stimmen. Maksimović nahm im Wahlkampf die Korruption und die Politiker des Landes aufs Korn.

"Wir können sagen, dass Vučić zum Präsidenten gewählt wurde", erklärte auch Marko Uljarević vom Meinungsforschungsinstitut Ipsos in Belgrad. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 54 Prozent. Zur Wahl aufgerufen waren zusammen mit den im Ausland lebenden Serben etwa sieben Millionen Menschen.

Neben Vučić bewarben sich zehn Kandidaten der zersplitterten Opposition um das fünfjährige Mandat – unter ihnen der frühere Außenminister Vuk Jeremić und der Ultranationalist Vojislav Šešelj, die laut Ipsos jeweils mit fünf bis sechs Prozent der Stimmen rechnen können.

Seine Gegner werfen Vučić vor, Serbien autoritär regieren zu wollen. Vučić wies derartige Vorwürfe als "lächerlich" zurück. "Ich werde die serbische Verfassung achten", sagte er bei seiner Stimmabgabe. Beobachter gehen davon aus, dass das normalerweise repräsentative Amt des serbischen Präsidenten unter Vučić mehr Einfluss bekommen könnte.

EU-freundlicher Kurs

Vučić wird die Nachfolge seines Parteifreunds Tomislav Nikolić antreten, der seit 2012 im Amt ist und nicht erneut kandidierte. Der frühere ultranationalistische Hardliner Vučić hatte sich von Šešeljs Serbischer Radikaler Partei (SRS) gelöst und einen EU-freundlichen Kurs eingeschlagen.

Viele Serben rechnen Vučić an, dass es seit seinem Amtsantritt als Ministerpräsident 2014 mit der Wirtschaft bergauf geht. Im vergangenen Jahr betrug das Wachstum 2,8 Prozent, jedoch zählen die Monatseinkommen der Serben mit durchschnittlich 330 Euro noch immer zu den niedrigsten in Europa.

Zum Ärger der Opposition widmeten die Medien dem Regierungschef im Vorfeld des Urnengangs mehr Sendezeit als den Oppositionskandidaten. Und am Donnerstag veröffentlichten fast alle großen Tageszeitungen gekaufte Werbeseiten, auf denen zur Wahl Vučićs aufgerufen wurde.

Vučić ist nach 25 Jahren der erste Präsident Serbiens, der bereits im ersten Durchgang die notwendige Stimmenmehrheit erhalten hat. Zuletzt war das 1992 Slobodan Milošević gelungen, der später wegen Kriegsverbrechen angeklagt wurde. (red, APA, 2.4.2017)