Perugia – In nicht einmal sieben Jahren ist die italienische populistische Fünf-Sterne-Bewegung zur stärksten Oppositionspartei der etablierten demokratischen Partei (Partito Democratico) geworden. In Umfragen im März 2017 erreichte die Partei des ehemaligen Standup-Comedians Beppe Grillo mit 32,3 Prozent ihre bisher höchste Wählerzustimmung. Die demokratische Partei unter Premierminister Matteo Renzi verliert hingegen seit Mitte 2014 stetig an Wählerzustimmung.

Beppe Grillo bei einem Auftritt in Turin im September.
Foto: APA/AFP/MARCO BERTORELLO

Rinks und lechts

Die ursprünglich aus – von Beppe Grillo organisierten – Diskussionsrunden gegründete Partei vereint klassisch linke und rechte Positionen – und wechselt sie auch flexibel bis sprunghaft. Bei ihrer Gründung 2009 stand Grillos "Bewegung" Russland noch sehr kritisch gegenüber, das hat sich inzwischen gründlich geändert. Auch innerhalb der Partei haben einzelne Mitglieder sehr unterschiedliche politische Tendenzen. Das spiegelt sich auch in ihrer Wählerschaft wieder.

Trump und Grillo

"Das Interessante an der 5-Sterne-Bewegung ist, dass sie sich ein bisschen etwas von links und auch von rechts nimmt. Sie ist vielerlei Hinsicht populistisch: Sie sind für ein Referendum über einen Verbleib in der Währungsunion, attackieren Medien, fordern direkte Demokratie und auch Grillo ist in seiner Sprache Trump sehr ähnlich.", sagt James Politi, Büroleiter der "Financial Times" in Rom beim internationalen Journalismus-Festival in Perugia.

Gaia Pianigiani, Korrespondentin der "New York Times" in Rom, ist sicher, dass es starke interne Differenzen geben wird, sollte die 5-Sterne-Bewegung irgendwann einmal stärkste Partei Italiens und Regierungspartei werden. Schließlich gäbe es in Italien eine Tradition von Parteiabspaltungen, wie es zuletzt in der Regierungspartei Partito Democratico geschah, von der erst im vergangenen Februar der linke Parteiflügel abspaltete. (Madeleine Gromann, Nicolas Kristen, Pia Miller-Aichholz, 6.4.0217)

Das Video von der Podiumsdiskussion:

Rom-Korrespondenten über Populismus "Von Brexit zu Trump": Davide Ghiglione (The Financial Times), Gaia Pianigiani
(The New York Times), James Politi (The Financial Times), Olivier Tosseri (Les Echos)
International Journalism Festival