Bunte Urnen werden für die Parlamentswahl vorbereitet, hier in der Hauptstadt Banjul.

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In Gambia erwacht die Demokratie. Neun Parteien treten gegeneinander an. Diese Anhängerinnen der UDP bemalen ihre Gesichter mit dem Parteinamen.

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Erst im Jänner kehrte der neue Präsident Barrow aus seinem Exil im Senegal zurück nach Bangul – und wurde nach der Flucht seines Vorgängers Jammeh triumphal empfangen.

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Am Donnerstag wählt das kleinste Land des afrikanischen Festlands ein neues Parlament. Der Zwei-Millionen-Einwohner-Staat Gambia, der sich auf einer Fläche so groß wie Oberösterreich entlang des gleichnamigen Flusses einem Keil gleich in den Senegal schlägt, könnte zum Beispiel für andere, von Krise und Diktatur gebeutelte Länder des Kontinents werden. Streitereien der neuen Elite bedrohen freilich die erst vor drei Monaten unblutig erstrittene Demokratie.

Die ehemalige britische Kolonie, in der heute allen politischen Turbulenzen zum Trotz tausende Pensionisten aus Großbritannien des milden Klimas wegen überwintern, hat erst im Jänner ihren Alleinherrscher abgeschüttelt. Yahya Jammeh, mittlerweile im Exil in Äquatorialguinea, regierte den Kleinstaat seit seinem Putsch 1994 – mit zunehmend repressiven Methoden. Eine Interventionsdrohung des übermächtigen Nachbarn Senegal brachte den einst vom Westen hofierten, zuletzt jedoch zunehmend isolierten Diktator dazu, das Ergebnis der Präsidentschaftswahl vom 1. Dezember 2016 zu akzeptieren und das State House in der Hauptstadt Banjul an Wahlsieger Adama Barrow zu übergeben.

Erste freie Wahl

Dessen United Democratic Party (UDP), die während der Ära Jammeh unterdrückt wurde, gilt nun als große Favoritin bei der Parlamentswahl, bei der, kaum drei Monate nach dem Ende der Gewaltherrschaft, 238 Kandidaten von neun Parteien ins Rennen um 53 Sitze gehen. Bis zu 44 davon werden für die UDP prognostiziert, deren Schatzmeister Präsident Barrow einst war. Der lange Jahre autoritär regierenden Alliance for Patriotic Reorientation and Construction (APRC) wird ein jäher Absturz vorausgesagt. Bei der Wahl 2012 gewann sie noch 43 Sitze – die Opposition hatte die Wahl weitgehend boykottiert.

Obwohl das mehrheitlich muslimische Land in den letzten Jahren der Jammeh-Regierung einen sachten Wirtschaftsaufschwung erlebte, gehört Gambia proportional zu den bedeutendsten Herkunftsländer afrikanischer Flüchtlinge in Europa. In den drei Monaten, die seit dem unblutigen Machtwechsel vergangen sind, übte man sich in der Aufarbeitung der Diktatur, die Polizei suchte nach Spuren von mindestens 30 damals verschleppten Oppositionellen, Schergen des früheren Präsidenten sollen vor Gericht gebracht werden.

Dass die von Barrow geführte Opposition, die erfolgreich den Sturz Jammehs betrieben hat, auch nach getanem Werk geeint bleibt, sollte sich freilich als Wunschtraum entpuppen. Die sieben Parteien, die seit Jänner Minister in Barrows Kabinett stellen, treten bei der Parlamentswahl gegeneinander an. Ein Umstand, der in den Augen von Beobachtern den Niedergang der ehemaligen Systempartei APRC bremsen könnte. Dem neuen Präsidenten, der bei seiner Antrittsrede schnelle Reformen ankündigte, um die lahmende Wirtschaft in Gang zu bringen, steht eine erste Machtprobe bevor. (flon, 6.4.2017)