Der Verkauf von ATV an ProSiebenSat1Puls4 wurde am Donnerstag abgeschlossen.

Foto: APA/Herbert Neubauer

Wien – Der Verkauf von ATV an ProSiebenSat1Puls4 ist abgeschlossen. Das teilte die Sendergruppe am Donnerstag in einer Aussendung mit. Zuvor hatten Bundeswettbewerbsbehörde, Bundeskartellanwalt und Medienbehörde in Österreich der Akquisition zugestimmt. ATV werde "als Vollprogrammsender mit klarer Positionierung erhalten bleiben", heißt es in der Aussendung. Gleichzeitig profitiere der Privatsender künftig "durch die Integration in die Sendergruppe von den Synergien innerhalb der Senderfamilie".

Bei Verwaltung und Einkauf eng zusammenarbeiten

So sei beispielsweise geplant, bis Jahresanfang 2018 "Vermarktung, Standorte, technischen Betrieb und Studios zusammenzuführen sowie ab sofort bei Verwaltung und Einkauf eng zusammenzuarbeiten".

Markus Breitenecker, Geschäftsführer von ProSiebenSat1Puls4, gibt mit sofortiger Wirkung den Wechsel der ATV-Geschäftsführung bekannt und bestellt Thomas Gruber, der bisher Programmdirektor in der Geschäftsleitung von ProSiebenSat1Puls4 war, als ATV-Programmgeschäftsführer. Der bisherige ATV-Chef Martin Gastinger scheint in dem Zusammenhang nicht mehr auf.

Wirtschaftliche Sanierungsmaßnahmen

Zudem wird Bernhard Albrecht, CFO der ProSiebenSat1Puls4-Gruppe, in den kommenden Wochen gemeinsam mit Thomas Gruber die Sanierung und die Fusion verantworten. Zu seinen Umstrukturierungsplänen schickt er erste Details voraus: "Vor dem Hintergrund der dringend nötigen wirtschaftlichen Sanierung von ATV werden wir die Organisation der Sendergruppe zusammenlegen. Dadurch entfallen voraussichtlich bis Jahresanfang 2018 bei ATV rund 70 Stellen."

Man werde versuchen, "selbstverständlich für alle betroffenen Mitarbeiter eine rasche und durch einen Sozialplan abgesicherte Lösung zu finden", und habe bereits innerhalb der Gruppe rund 20 offene Stellen identifiziert, die bevorzugt ATV-Mitarbeitern angeboten würden.

Update:

Der frühere ATV-Besitzer Herbert Kloiber hat am Donnerstag das "schwierige medienpolitische Umfeld" als Grund für den Verkauf des Senders genannt. Deswegen nämlich konnte ATV "nicht nachhaltig zum Erfolg geführt werden", erklärte er in einer Aussendung seiner Tele-München-Gruppe. Er dankte Ex-ATV-Chef Gastinger "und allen ATV-Mitarbeitern für die langjährige, hervorragende Zusammenarbeit".

"Wir bedauern zudem, dass der Rückzug nach 19 Jahren Engagement und Investitionen in den österreichischen Medienstandort notwendig wurde", hielt Kloiber fest. "Allen Verantwortlichen bei ProSiebenSat1Puls4 und ATV wünschen wir viel Erfolg für die Zukunft." Seinem Unternehmen bleibt ATV aber weiter verbunden, nämlich über einen "langjährigen Programmzuliefervertrag". Die Tele-München-Gruppe verfügt über eine umfangreiche Programmbibliothek mit laut eigenen Angaben rund 3.200 aktiven Titeln.

Pressekonferenz am Freitag

Am Freitag sollen in einer Pressekonferenz die "die ersten Informationen zu den geplanten Sanierungsmaßnahmen" für ATV erläutert werden.

Der frühere Eigentümer Kloiber hatte im Sommer des Vorjahres angekündigt, ATV verkaufen zu wollen. Anfang dieses Jahres wurde er dann mit ProSiebenSat1Puls4 handelseins. Die Bundeswettbewerbsbehörde hatte dagegen – unter Auflagen – ebenso wenig einzuwenden wie die Medienbehörde Komm Austria. Kritiker des Deals beziehungsweise des Wettbewerbsverfahrens bezweifelten, ob es sich tatsächlich um eine Sanierungsfusion handle, zumal andere Player demonstrativ Interesse signalisierten.

Befürchtet werden durch die Fusion der Privatsender unter anderem eine Gefahr für die Medienvielfalt sowie eine Verengung und Preisverfall am Werbemarkt. Die Auflagen gelten bis Ende 2022 und sehen etwa vor, dass Werbung bei ATV auch weiterhin eigenständig gebucht werden kann und dass es täglich ATV-Nachrichten geben muss. Als Kaufpreis wurden für ATV in Medien 20 bis 24 Millionen Euro kolportiert. (red, APA, 6.4.2017)