In dem Historienfilm "Der junge Karl Marx" geht es um das Leben des Ökonomen zwischen 1843 und 1848.

Foto: Kris Dewitte

Wien – Die FPÖ stößt sich an einer Filmempfehlung des Bildungsministeriums. In einem Schreiben an die Landes- und Stadtschulräte schlägt das Ministerium den Besuch von "Der junge Karl Marx" vor – ein Historienfilm über das Leben des Theoretikers des Kommunismus zwischen 1843 und 1848. Das politische Interesse der Schüler mithilfe einer "geschönten Hommage an Karl Marx" zu wecken sei "kaum die richtige Weise, um ihnen objektiv die Wurzeln einer politischen Idee zu vermitteln", schreibt FPÖ-Bildungssprecher Wendelin Mölzer in einer Aussendung am Freitag.

Das Ministerium empfiehlt den Film ab der siebten Schulstufe. "Der Kommunismus prägte als politische und auch philosophische Idee das 19. und 20. Jahrhundert entscheidend mit. Wer waren die Menschen, die diese Bewegung begründeten? Der Film geht dieser Frage nach", heißt es in dem Schreiben.

Anfrage an Hammerschmid

Mölzer stellt jetzt eine parlamentarische Anfrage an Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ), in der er wissen will, warum der Film empfohlen wird und welche Kinobesuche das Ministerium in den Jahren von 2010 bis 2016 den Schulen sonst nahegelegt hat. "Das ist noch keine Kritik, aber wir wollen wissen, welche Filme empfohlen werden und warum", sagte Mölzer zum STANDARD.

Aus dem Ministerium heißt es auf Anfrage, dass der Film von der Jugendmedienkommission des Bildungsministeriums eine Positivkennzeichnung bekommen habe. "Dies nahmen wir zum Anlass, die Schulen auf den Film aufmerksam zu machen. Der Film ist ein Angebot für die Schulen und keine Verpflichtung. Thematische Anknüpfungspunkte finden sich für Geschichte, politische Bildung, Philosophie oder ähnliches."

Seit dem Abbruch eines Vortrags über Rechtsextremismus an einer Linzer Schule kritisiert die FPÖ vermehrt parteipolitische Vereinnahmung von Schülern. In Oberösterreich wurde deshalb eine "Meldestelle" eingerichtet. Per Online-Briefkasten können anonym Vorfälle bekanntgegeben werden, in denen Lehrer Parteien gegenüber nicht objektiv sind. Es könne nicht sein, dass "Kinder von FPÖ-Funktionären mit Tränen in den Augen von der Schule heimkommen", weil ein "Agitieren gegen die FPÖ auf der Tagesordnung steht", sagte Manfred Haimbuchner bei der Präsentation der Meldestelle.

Mauthausen-Komitee kritisiert FPÖ-Meldestelle

Das Mauthausen-Komitee Österreich kritisierte die "Denunzianten-Webseite" in einer Aussendung am Freitag. "Wahrscheinlich haben diese Kinder Tränen in den Augen, weil sie erkennen mussten, was ihre Väter so alles treiben", sagt Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen-Komitees Österreich. Haimbuchner solle mit der "Heuchelei" aufhören: "Seine FPÖ ist keine Partei der Opfer – sie wurde als Partei der Ewiggestrigen gegründet und ist es bis heute geblieben."

Er fordert den neuen oberösterreichischen Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) auf, zu verurteilen, dass "seine blauen Koalitionspartner das gesellschaftliche Klima vergiften". (koli, 7.4.2017)