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Seit 2008 gehört das Great Barrier Reef zum Unesco-Weltnaturerbe. Es ist aber durch Klimawandel und Wetterextreme akut gefährdet.

Foto: AP / Sinclair-Taylor

Zwei Wochen, nachdem der Wirbelsturm Debbie an der australischen Ostküste Schäden in Milliardenhöhe angerichtet hat, ziehen Wissenschafter der australischen Behörde Great Barrier Reef Marine Park Authority erste Bilanz. Laut Untersuchungen wurden allein im Gebiet der Whitsunday-Inselgruppe mehrere Riffs durch den Zyklon zerstört.

Die Schäden an bekannten Schnorchel- und Tauchplätzen vor den bekannten Urlaubsinseln Hayman und Hook seien "extensiv". Wind und hohe Wellen hätten große Korallenstrukturen zerschmettert. Die auf dem Meeresboden verwesenden Korallen seien bereits von einer Algenschicht überzogen, so Schnorchler nach einem Augenschein.

Tauchgänge scheinen wegen der schlechten Sichtverhältnisse unter Wasser bisher vielerorts noch nicht möglich zu sein. Laut dem Ranger Darren Larcombe ist der Schaden "großflächig". Die Forscher hätten aber auch "Bereiche mit guten Korallen gefunden", vor allem in den windgeschützten Regionen des Riffs.

Windgeschwindigkeiten von bis zu 270 km/h

Der Zyklon Debbie gilt als einer der stärksten Wirbelstürme der australischen Geschichte. Er ist mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 270 Stundenkilometern über die Ostküste Australiens gezogen. Seither zieht eine Wetterfront mit schweren Niederschlägen in Richtung Süden. Fünf Menschen sind bei Überschwemmungen ums Leben gekommen.

Die wichtige Tourismusindustrie ist eine der größten Leidtragenden des Unwetters. Die Infrastruktur und die Gebäude in bekannten Orten wie Airlie Beach wurden teilweise schwer beschädigt. Die Aufräumarbeiten dürften noch Monate dauern. Trotzdem hieß es am Wochenende, Besucher seien bereits "wieder willkommen". Rund 60.000 Menschen leben vom Tourismus beim Great Barrier Reef.

Der Wirbelsturm hatte aber offenbar nicht nur negative Folgen für das größte Riff der Welt. Ein durch die Sturmfront verursachter Fall der durchschnittlichen Wassertemperatur auf 28 Grad habe die verheerende Korallenbleiche zumindest temporär verlangsamt, von der weite Teile des Riffs betroffen sind.

Die durch Menschen verursachte Klimaveränderung ist der Grund für die unnatürlich starke Erhöhung der Wassertemperaturen, die zur Ausbleichung und schließlich zum Tod von Korallen führen kann. In den wärmeren, tropischen Gebieten des Riffs sind bis zu 90 Prozent der Korallen von der Bleiche betroffen.

Bleiche wegen Erderwärmung

Nur ein sofortiges Ende der globalen Erwärmung könne den Tod des Riffs aufhalten, sagen Kritiker. Trotzdem forciert die australische Regierung den Bau einer der größten Kohleminen der Welt durch den indischen Rohstoffgiganten Adani im Hinterland des Riffs. Die Verbrennung fossiler Energieträger gilt als eine der wichtigsten Ursachen des Klimawandels. (Urs Wälterlin aus Canberra, 10.4.2017)