STANDARD: Kaum genesen, haben Sie jetzt klargestellt, dass Sie weiter Parteichefin bleiben wollen. Will das aber auch Ihre Partei?

Glawischnig: Es gibt sehr viel interne Unterstützung. Vor allem von all jenen, die in der Öffentlichkeit keine Kommentare abgeben, sondern sich einfach als grünes Team verstehen, das Wahlen gewinnen will.

STANDARD: Zum Beispiel mit der Tiroler Grünen-Chefin Ingrid Felipe wurden schon Namen möglicher Nachfolger ins Spiel gebracht. Hat Sie das überrascht?

Glawischnig: Es ist vollkommen absurd. Felipe ist eine hervorragende Stellvertreterin. Es ist wichtig, eine breitere Spitze zu haben – wie zum Beispiel mit Werner Kogler, Albert Steinhauser oder der Gabi Moser im Parlamentsklub.

Grünen-Chefin Eva Glawischnig über den internen Streit: "Öffentliche Debatten machen es nicht besser."
Foto: Heribert Corn

STANDARD: Ein dem STANDARD zugespieltes Protokoll einer Telefonkonferenz mit den Landesgruppen spricht Bände: "Die Kommunikation an sich lief aus dem Ruder", sei "blamabel", heißt es darin. Wird es hier Änderungen geben?

Glawischnig: Keine Frage, das ist nicht gut gelaufen. Ich kann jetzt nur an alle appellieren: Sprechen wir intern darüber. Wenn etwas nicht gut läuft, machen es öffentliche Debatten nicht besser. In jeder Partei gibt es Konflikte. Bei uns gibt es aber ein bisserl den Hang, in diese mediale Logik einzusteigen und mit Genuss interne Schwierigkeiten – wie es auch der STANDARD macht – aufzublasen.

STANDARD: Sie sehen keinen Grund, die Vertrauensfrage zu stellen?

Glawischnig: Mit Sicherheit nicht! Dieser erweiterte Bundesvorstand am 21. April ist ein Angebot auch an all diejenigen, die sich anonym an diesen Spekulationen in den Medien beteiligt haben, sich auszusprechen. Kritik ist immer willkommen, nur kann ich wenig damit anfangen, wenn diese unkonkret bleibt und ich gar nicht weiß, woher sie kommt.

STANDARD: Keine Vertrauensfrage, dann vielleicht eine Kurskorrektur?

Glawischnig: Wir haben den Teilorganisationen, ob das die Gras oder die Jungen Grünen sind, die Freiheit überlassen, wie sie sich organisieren, welche Themen sie ansprechen. Wir haben uns zwar regelmäßig ausgetauscht – so viel zum Vorwurf, wir hätten sieben Jahre lang nicht miteinander gesprochen –, aber ich glaube, wir können uns besser verbinden. Ich mache den Jungen in der Partei für die Zukunft folgendes Angebot: Sie bekommen Sitz und Stimme im erweiterten Bundesvorstand, nach dem Bundeskongress unser wichtigstes Gremium. Damit wären sie auch in Entscheidungen besser eingebunden.

STANDARD: Zu viele Freiheiten? Man könnte auch meinen, da wird jemand an die Kandare genommen.

Glawischnig: Nein. Sitz und Stimme geben, das heißt mitzustimmen, mitzugestalten. Was ich auch stärker einfordern möchte, ist, dass wir auf allen Ebenen den bestehenden Beschluss umsetzen, dass mehr als ein Drittel der Mandatare und Mandatarinnen unter 40 Jahre alt sein sollen.

STANDARD: Ist das eine persönliche Sache, oder haben Sie eine Idee, warum die Jungen Grünen auf einen derartig harten Konfrontationskurs gegangen sind?

Glawischnig: Es geht leichter, mediale Aufmerksamkeit zu bekommen, wenn die Parteispitze frontal angegriffen wird. Was mich nur verwundert hat, ist: Es gab keinerlei inhaltliche Kritik. Die Sozialistische Jugend etwa hat SPÖ-Vorsitzenden Christian Kern wegen seines Kurswechsels in Sachen Menschenrechte kritisiert. Zu Recht. Ich wüsste jetzt nicht, was die inhaltliche Kritik seitens der Jungen Grünen an der Partei ist.

STANDARD: Sie haben die 160.000 Euro Förderung für die Jugendorganisation nicht abgeholt. Flora Petrik, Chefin der Jungen Grünen, fürchtet, dass Sie sie in Privatkonkurs schicken.

Glawischnig: Das ist ein Unsinn. Das ist vollkommen ausgeschlossen. Das haben wir dem Bundesvorstand der Jungen Grünen und auch Flora sogar schriftlich mitgeteilt. Es sind leider ein paar Dinge geschehen, die jenseits der Wahrheitsgrenze waren – etwa der Vorwurf der persönlichen Drohungen. Dass dieser Vorwurf nicht stimmt, hat Flora übrigens auch in einem persönlichen Gespräch mit mir zugegeben.

Glawischnig: "Wenn sie mit der Partei so unglücklich sind, warum wollen sie dann unter 'Grüne' laufen?"
Foto: Heribert Corn

STANDARD: Ist Petrik für die Grünen Geschichte?

Glawischnig: Das Vertrauen in diesen siebenköpfigen Bundesvorstand der Jungen Grünen ist nicht mehr vorhanden. Sie wollten die Minimalforderung, bei der ÖH-Wahl keine Gegenkandidatur zur Gras aufzubauen, nicht erfüllen. Natürlich können sie nun eine eigene Studierendenfraktion gründen. Es steht jedem und jeder frei, neu anzufangen. Wenn sie mit der Partei so unglücklich sind, warum wollen sie dann unter "Grüne" laufen?

STANDARD: Wenn weiter als grüne Liste kandidiert wird, gehen Sie dann dagegen vor?

Glawischnig: Es gibt eine grüne Partei, es gibt eine grüne Studierendenorganisation. Die Gras macht hervorragende Arbeit, das möchte ich hiermit auch einmal festhalten.

STANDARD: Sie denken an Klagen?

Glawischnig: Wir werden jedenfalls unseren Namen schützen. Das machen wir immer.

STANDARD: Laut Petrik haben die Jungen Grünen 4.000 Mitglieder. Müssen Sie jetzt fürchten, dass einige davon frustriert den Grünen den Rücken kehren?

Glawischnig: Jetzt geht es uns darum, in den Ländern intensive Gespräche zu führen und eine Einladung auszusprechen. Eine Einladung, die vorsieht, dass Junge einen Sitz und eine Stimme im Bundesvorstand haben.

STANDARD: Zum Schluss: Fühlen Sie sich nach dem allergischen Schock, den Sie hatten, wieder fit?

Glawischnig: Ich bin auf dem Weg der Besserung. Ich schicke Solidaritätsgrüße an alle Menschen, die auch unter den Pollen leiden. (Peter Mayr, 9.4.2017)