Landesrat Christian Buchmann bleibt zuversichtlich.

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Graz – Die "Plagiatsaffäre", in deren Folge die Universität Graz letzte Woche den Doktortitel des steirischen Wirtschaftslandesrates Christian Buchmann aberkannt hat, erschüttert die steirische ÖVP in weit höherem Ausmaß, als dies die Parteispitze erwartet hatte.

Mittlerweile rumort es in der Partei und im Wirtschaftsbund, als dessen Obmann Buchmann fungiert, gehörig. Hinter den Kulissen formieren sich Kreise, die den Rücktritt Buchmanns fordern.

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl sowie führende ÖVP-Landesräte und die Präsidenten der Wirtschaftskammer und der Industriellenvereinigung hatten sich demonstrativ hinter Buchmann gestellt. Der Tenor: Buchmann habe nur eine "Schlamperei" und "handwerkliche Fehler" zu verantworten. Er habe in seiner Dissertation unzureichend zitiert, sich dafür aber ohnehin entschuldigt. Womit die Causa beendet sei.

"Enormer Unmut"

Buchmann wurde der Doktortitel aberkannt, weil er große Teile ohne Zitierung abschrieb und nur geringe Teile als wissenschaftlich eigenständig qualifiziert wurden.

Hinter der von der Parteispitze geformten Mauer für Buchmann macht sich in der ÖVP und im Wirtschaftsbund aber mittlerweile beträchtliche Unruhe breit. Ein führendes Mitglied aus ÖVP- und Wirtschaftsbundkreisen, das namentlich nicht genannt werden möchte, weiß im Gespräch mit dem STANDARD von "enormem Unmut": "Zu sagen, die Dissertation war nur schlampig, ist nicht länger tragbar. Viele Funktionäre, mit denen ich in Kontakt bin, halten die Geschichte für einen Wahnsinn. Wir sind getäuscht worden. Zuerst hieß es, es ist nur ein handwerklicher Fehler passiert bei der Dissertation, und jetzt ist klar, dass vielleicht nur zehn Prozent von ihm sind. Noch traut sich niemand aus der Deckung, muss ich zugeben. Wir warten auf eine Reaktion des Parteiobmannes, aber jetzt muss es zu einem Rücktritt kommen."

Dies verlangt auch der Präsident der Universitätenkonferenz, Oliver Vitouch, der den steirischen Landesrat in der "Kleinen Zeitung" auffordert, sein Amt niederzulegen.

Buchmann will bleiben

Davon hält aber der angegriffene Landesrat Buchmann nichts. Vom STANDARD befragt, ob sich durch die zunehmende Kritik an seiner Person etwas an seiner Entscheidung, nicht zurückzutreten, geändert habe, sagt Buchmann am Sonntag: "Danke der Nachfrage: Nein." Eine diesbezügliche Anfrage an Parteichef Hermann Schützenhöfer blieb unbeantwortet. (Walter Müller, 9.4.2017)