Wien – Das FPÖ-nahe Web-Portal "unzensuriert.at" will den deutschen Markt erobern. Wie DER STANDARD berichtete, ist dessen Ableger "unzensuriert.de" seit Anfang April im Netz, Eigentümer ist auch dort die "1848 Medienvielfalt Verlags GmbH". Geschäftsführer Walter Asperl sprach gegenüber der APA von konstant steigenden Zugriffszahlen. Bereits bisher stammten an die 40 Prozent der Leser der österreichischen Site aus Deutschland.

Start von "unzensuriert.de" war am 2. April. "Der Zugriff entwickelt sich sehr gut", sagte Asperl, ehemaliger Büroleiter des einstigen Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf (FPÖ). Die österreichische Plattform "unzensuriert.at" startete im Mai 2009 und war als Charmeoffensive für Graf gedacht, der zu dieser Zeit als Politiker höchst umstritten war. Die Onlinezeitung gewann rapid eine vor allem politisch rechts stehende Leserschaft. Rund zwei Millionen Site-Zugriffe zähle man derzeit im Monat.

Ehrenamtliche Redakteure

Das Budget des Web-Portals ist verglichen mit anderen Plattformen vergleichsweise gering: 80.000 Euro im Jahr stehen zur Verfügung. Alle Einnahmen werden aus Inseraten lukriert. Möglich macht dies eine effiziente Struktur: Die bis zu 25 regelmäßigen und unregelmäßigen Redakteure arbeiten großteils ehrenamtlich. Auch die Expansion nach Deutschland solle daran nichts ändern, so Geschäftsführer Asperl. Derzeit rekrutiere man weitere Mitarbeiter in der Bundesrepublik.

Als Zubringer für "Unzensuriert" funktioniert auch der Facebook-Auftritt von Parteichef Heinz-Christian Strache: Seit Anfang 2016 hat Strache mehr als 230-mal auf die FP-nahe Seite verlinkt. Im Durchschnitt bekommen die mittlerweile fast 580.000 Fans also jeden zweiten Tag eine Geschichte über "Massenzuwanderung", angeblich "vertuschte Vergewaltigungen" oder "linke Journalisten" zu sehen. Noch öfter verlinkt Strache laut den über die Facebook-Datenschnittstelle (Graph API) verfügbaren Daten nur auf "krone.at" und auf das "Österreich"-Onlineportal "oe24.at".

"Tagesspiegel": Sorge wegen Propaganda

In Deutschland hat die Gründung des Ablegers bereits Aufmerksamkeit erregt. So machte sich der dortige "Tagesspiegel" in einem Beitrag Sorgen, "dass die AfD ihn demnächst für ihre Propaganda nutzen wird". Deutschlandbezogene Artikel gab es – wie die Leserschaft im Nachbarland – bereits seit langem. Man habe einfach Zielgruppen und Themen besser trennen wollen, meint Asperl dazu. (APA, 10.4.2017)