Markus Kraetschmer: "Wir müssen vor der eigenen Tür kehren, die Zeichen erkennen."

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Wien – Austrias Finanzvorstand Markus Kraetschmer legt großen Wert darauf, "dass wir Rapid nicht zum Dank verpflichtet sind". Das heißt: Man lässt sich die eigene Krise vom Erzrivalen nicht nehmen. "Der mediale Fokus liegt zwar auf Rapid, aber das bringt uns gar nicht weiter. Wir müssen vor der eigenen Türe kehren."

Die Wiener Austria hat viermal hintereinander verloren, die Serie begann mit einem 0:5 in Salzburg, wurde mit 0:2 und 1:2 (Cup) daheim gegen die Admira fortgesetzt. Der vorläufige Höhe- oder Tiefpunkt war das 1:2 im Happel-Stadion gegen St. Pölten. "Die Abwärtsspirale ist nicht zu leugnen, wir müssen alle Kräfte bündeln. Immer nur ein paar Minuten guten Fußball spielen entspricht nicht unseren Ansprüchen." Kraetschmer hat Gespräche mit Sportdirektor Franz Wohlfahrt, Trainer Thorsten Fink und einigen Spielern geführt. "Ich denke, sie wissen, wie unbefriedigend die Situation ist." Er, Kraetschmer, mische sich prinzipiell nur selten in sportliche Belange ein. "Mein Job ist es, ein Umfeld zu schaffen, das den Erfolg ermöglicht."

Hoffen auf ein Überholmanöver

Man dürfe nicht in Panik verfallen, "muss aber die Zeichen erkennen". Die Austria ist Vierter, Altach und Sturm Graz sind in Reichweite, die beiden patzen zwar nicht ganz so verlässlich, aber ebenfalls recht brav. Der Rückstand ist überschaubar, beträgt drei Punkte beziehungsweise einen Punkt. Die direkten Duelle stehen aus. "Das ist unser Glück. Wir sollten in der Lage sein, die beiden zu überholen."

Kraetschmer hat die Teilnahme an der Europa League eingeplant, zumindest an der Qualifikationsrunde. Das nächste Budget ist mit 24 Millionen Euro kalkuliert, im Vorjahr waren es 29, allerdings hatte die Austria Einahmen aus der Gruppenphase zu verbuchen. "Erfolg macht einiges leichter. Vor allem bei der Sponsorensuche. Ob es Transfererlöse gibt, ist offen." Zuletzt stand kaum ein Spieler in der Auslage, von Wertsteigerung keine Spur.

Nächste Station Mattersburg

Am Ostersonntag gastiert die Austria in Mattersburg, Kraetschmer warnt: "Das wird kein gemütlicher Osterspaziergang, sondern eine harte Bergwanderung. Vielleicht sogar eine Bergtour. Die Performance muss deutlich besser werden." Der Vorstand sehnt die neue Generali Arena herbei, die Tristesse im leeren Happel-Stadion schlage selbstverständlich aufs Gemüt, Heimvorteil haben andere Mannschaften. Trainiert wird im burgenländischen Steinbrunn. "Es gibt optimalere Voraussetzungen und Bedingungen. Aber das wussten wir, das darf keine Ausrede sein." Auch in der nächsten Saison muss das viel zu große Happel-Stadion als Spielstätte herhalten.

Da sich Kraetschmer niemals am Unglück anderer ergötzt, sind ihm die 16 Zähler plus auf Rapid ziemlich wurscht. Dass die Hütteldorfer im Abstiegskampf involviert sind, sei bitter. "Ein Abstieg wäre für den österreichischen Fußball eine sportliche und wirtschaftliche Katastrophe. Kein vernünftiger Mensch wünscht sich das. Die Austria braucht Rapid. Was wäre unser Fußball ohne das Wiener Derby."

Die österliche Bergtour im Mattersburg steht also an. Ein Absturz wäre für die in den Seilen hängende Austria fatal. Die Medien würden dann doch reagieren, zumal Rapid kein Monopol auf harsche Kritik besitzt. Der 45-jährige Kraetschmer sagt: "Wir brauchen dringend eine Trendumkehr."

Markus Kraetschmer hofft auf eine Trendwende. (Christian Hackl, 10.4.2017)