Dass man sich auf Kurz- und Mittelstreckenflügen mit einer Packung Salzgebäck oder einem Schokoriegel begnügen muss, ist längst akzeptiert. Ebenso verhält es sich mit Chips und Schokobananen in der Sky-Lounge des Flughafens. Die Ansprüche sind mittlerweile also entsprechend gering. Ein Lokal mit vernünftigem Essen im Food-Court des Flughafens würde in Zeiten des Massentourismus und Flügen zu Dumpingpreisen zumindest ein bisschen persönlichen Luxus zulassen.

Und genau da kommt der britische Starkoch Jamie Oliver ins Spiel: Am Wiener Flughafen eröffnete er vor kurzem das Jamie’s Deli, ein Take-away-Lokal mit kleinen Snacks, die so ganz anders sein sollen als das, was man sonst geboten bekommt.

Pizza Vienna Hot (6,50 Euro).
Foto: Alex Stranig

Bevor weitere zwei Lokale am Airport eröffnet werden (Ende 2017: Jamie's Italian), dürfen sich Reisende (ausschließlich Reisende, weil nach der Sicherheitskontrolle) an der "hochqualitativen" Küche des TV-Kochs erfreuen – so zumindest der Gedanke des Flughafens. Tatsächlich wird man aber wahrscheinlich ohne Wow-Effekt in den Flieger steigen.

Voll im Öl

Pizza gibt es in drei Varianten. Jene mit Salami und Chili schmeckt, wie Pizza schmecken muss, nachdem sie vorher lang in der Vitrine liegen durfte – und kostet so viel, wie sie kosten muss (6,50 Euro), wenn sie in einem Lokal am Flughafen feilgeboten wird. Die scharfe "Vienna Hot" wird ihrem Namen zumindest beim Schärfegrad gerecht. Die öligen Finger, die man danach hat, machen aber wenig Freude. Gut wäre es, wenn es noch Plastikbesteck als Alternative gäbe.

Chicken Ceasar (6,90 Euro).
Foto: Alex Stranig

Am Chicken-Ceasar-Sandwich gibt es wenig auszusetzen, bis auf die Tatsache, dass das Brot seine knusprigsten Zeiten bereits hinter sich hat.

Salat gibt es in drei unterschiedlichen Varianten. Er kann nach Belieben (bis 300 Gramm) zusammengestellt werden. Dazu gibt es wahlweise heißes Gemüse, Fisch oder Fleisch – in dem Fall Pulled Pork. Auf die Frage, was in dem Salat mit den schwarzen Linsen noch enthalten sei, meinte der freundliche Servicemitarbeiter: "Superfood." – Ah eh!

Salad and Meat (14,90 Euro).
Foto: Alex Stranig

Das Pulled Pork auf dem Salat präsentiert sich wie ein fester Klumpen, dessen Konsistenz ein bisschen an ein Schöpfgericht beim Asiaten erinnert, geschmacklich aber überraschend köstlich ist. Der mutig gewürzte Schweinenacken schmeckt so, wie man es sich von einem innovativen Fernsehkoch wünscht.

Superfood-Wrap (6,50 Euro).
Foto: Alex Stranig

Ebenso verhält es sich mit dem Wrap, der auf den ersten Blick sehr blass daherkommt und mit dem Namen "Superfood-Wrap" auch nicht wirklich Lust darauf macht, herzhaft hineinzubeißen. Im Inneren des Fladens präsentiert sich dann aber eine perfekt abgeschmeckte Melange aus Kichererbsenpüree, Paprika, Spinat und Feta, die selbst Superfood-Skeptiker überzeugen könnte.

All jenen, denen das noch immer zu ungesund ist, sei die Kühlvitrine mit "frischen" Früchten im Becher, Bircher-Müsli oder Smoothies ans Herz gelegt. Satt machen die paar Obststücke wahrscheinlich nicht, im Notfall bleibt einem aber immer noch die Chance auf einen zweiten Schokoriegel im Flugzeug, wenn der Sitznachbar gerade schläft. (Alex Stranig, 11.4.2017)

Foto: Flughafen Wien / Photopam

Jamie`s Deli
Terminal 3
Flughafen Wien