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Im CL-Halbfinale 2013/14 setzte sich Real gegen die Bayern mit einem Gesamtscore von 5:0 durch.

Reuters/MICHAELA REHLE

München – "Es ist Showtime. Pack ma's", sagte Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge über den "Kampf der Schwergewichte", wie sogar die Uefa den europäischen Klassiker in großen Worten ankündigte. "Es ist wahrscheinlich das beste Spiel, das es weltweit gibt", sagte Real-Legende Emilio Butragueño vor dem mit Hochspannung erwarteten Hinspiel am Mittwochabend in der Allianz Arena in München. Immerhin kommen die Giganten zusammen auf 58 Meistertitel (26 Bayern, 32 Real) und 16 Triumphe in der Königsklasse (fünf, elf).

"Es werden zwei fantastische Spiele, auf die sich alle freuen", sagte der bei Real engagierte Ex-Münchner Toni Kroos, und Bayerns Kapitän Philipp Lahm pflichtete ihm bei: "Das ist ein Viertelfinale, hört sich aber wie ein Finale an." Ein "Finale", in dem die Chancen auf 50:50 taxiert werden, für das sich die Bayern aber gerüstet fühlen. "Ich habe großes Vertrauen in die Mannschaft, wir sind sehr, sehr gut aufgestellt" , sagte Lahm. Goalie Manuel Neuer und Thomas Müller sind einsatzbereit, bei Torjäger Robert Lewandowski bleibt noch Unsicherheit. Der verletzte Innenverteidiger Mats Hummels wird definitiv ausfallen, Jerome Boateng ersetzt ihn. David Alaba wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Startformation als linker Außenverteidiger angehören.

FC Bayern München

Über Lewandowski-Einsatz wird kurzfristig entschieden

Der Einsatz des angeschlagenen Lewandowski (in dieser Saison bereits 38 Pflichtspieltreffer) wird sich erst kurz vor der Partie entscheiden. "Ich kann keine Prozent angeben. Wir haben ihn trainieren lassen. Wir müssen schauen, wie er sich fühlt. Ich weiß nicht wirklich, ob er sich morgen besser fühlen wird", sagte Münchens Trainer Carlo Ancelotti bei der Pressekonferenz am Dienstagabend.

Lewandowski hatte wegen seiner im Spiel gegen Dortmund erlittenen Schulterprellung nur 20 Minuten am Abschlusstraining teilnehmen können, berichtete Ancelotti. "Wir werden es morgen endgültig entscheiden. Wenn er Schmerzen hat, wird er nicht spielen."

Bei Real fehlen mit Pepe und Raphael Varane zwei Innenverteidiger. Für Rummenigge klingt der Kader des "sicherlich populärsten Klubs der Welt" aber immer noch wie "ein 'who is who' des internationalen Fußballs. Die größte Attraktion ist für mich nach wie vor Cristiano Ronaldo", sagte der Bayern-Boss, "dennoch", fügte er entschlossen an: "Wir sind stark genug, um uns auch vor dieser herausragenden Mannschaft nicht verstecken zu müssen."

Trainer Carlo Ancelotti kann dies nur unterstreichen. "Wir haben gute Chancen, uns durchzusetzen", sagte der 57-jährige Italiener vor dem "sehr speziellen" Spiel gegen seinen Ex-Klub, den er 2014 zum Triumph in der Champions League geführt hatte. Rummenigge erwartet für den Coach "zwei sehr emotionale Abende, Wechselbäder der Gefühle". Ancelotti sei ein "Topinsider" und wisse, "wie das Herz des Gegners schlägt". Doch Vorteile sieht Ancelotti trotzdem nicht: "Es gibt keine Geheimnisse."

Real Madrid C.F.

Fünf zu fünf

Man kennt sich so oder so bestens. In Europa wurde bislang kein Duell so oft ausgetragen: 22 Spiele gab es insgesamt, 20 davon in zehn K.-o.-Runden. Fünfmal kamen die Bayern weiter, fünfmal Real. Beim letzten Mal erlebten die Münchner allerdings ein Debakel: Im Halbfinale 2013/14 verloren sie unter Pep Guardiola in Madrid 0:1 und zu Hause 0:4 (!). Trainer von Real: Carlo Ancelotti. Sein Assistent: Zinédine Zidane. Und genau dieser Ancelotti soll drei Jahre später den Spieß umdrehen und die Bayern ins Finale nach Cardiff (3. Juni) und zum begehrten Titel führen. Zidane hat allerdings Selbiges mit Real vor.

Gegen die Königlichen spricht die Historie. Noch nie konnte ein Team in der Champions League den Titel verteidigen. Rummenigge sprach von einer "alten Regel", die hoffentlich weiter Bestand habe. Sein Wunsch: "Es wäre schön, wenn wir zu Hause einen Sieg holen könnten, zu null, 2:0, 1:0 wäre ein Topergebnis."

Leicester als Hoffnung

Nach dem frühzeitigen Ausscheiden der Tottenham Hotspur, von Manchester City und dem FC Arsenal ist Leicester City der letzte englische Vertreter in der Königsklasse. Der abgestürzte Sensationsmeister hat rechtzeitig vor dem Viertelfinal-Hinspiel bei Atlético Madrid am Mittwoch (20.45 Uhr) seine Form wiedergefunden – dank Erfolgscoach Craig Shakespeare. Der 53-Jährige Ranieri-Nachfolger kann eine beeindruckende Bilanz vorweisen: Mit sechs Siegen aus sieben Pflichtspielen sorgte er dafür, dass Jamie Vardy und Co. sich der größten Abstiegssorgen in der Liga entledigten.

"Wir treffen auf ein Team, das zweimal in den vergangenen drei Jahren das Finale erreicht hat, das ist eine riesengroße Herausforderung", sagte Shakespeare zwar mit größtem Respekt vor dem Schwergewicht aus der spanischen Hauptstadt. Doch auch im Achtelfinale gegen den FC Sevilla war Leicester klarer Underdog – und setzte sich mit unbändigem Kampfgeist letztlich durch.

Simeone sieht Ähnlichkeiten

Die Auftritte der vergangenen Wochen – unter anderem gewannen die Foxes auch gegen den FC Liverpool – haben Diego Simeone beeindruckt. "Wir treffen nicht auf dieselbe Mannschaft, die Leicester noch bei der Auslosung war", sagte Atléticos Starcoach: "Das ist ein Team, das die englische Meisterschaft gewonnen hat. Es wird eine richtig schwierige Aufgabe gegen eine Mannschaft, die uns in einigen Aspekten ähnelt."

Beide Teams zeichnen sich im Vergleich mit den weiteren europäischen Topklubs vor allem durch ihren unnachgiebigen Kampfgeist aus, bevorzugen das Konterspiel aus einer dicht gestaffelten Defensive und agieren hoch emotional. "Im Viertelfinale sind nur noch die Besten der Besten vertreten und wir müssen bereit sein", sagte Atléticos Stürmer Fernando Torres.

Fuchs: Champions League "wie Medizin"

Der Druck lastet auf den Schultern der Spanier, Leicester kann frei aufspielen. Noch vor wenigen Wochen lag der Sensationsmeister des vergangenen Jahres am Boden und schien auch nach der 1:2-Hinspielniederlage im Champions-League-Achtelfinale in Sevilla so gut wie ausgeschieden. Doch nach der Trennung vom lange unangefochtenen Ranieri lösten die Profis plötzlich die Fesseln und spielten fortan befreit auf.

Die Königsklasse fungierte dabei "wie eine Medizin für uns", sagte der Ex-ÖFB-Kapitän Christian Fuchs, der wie der frühere deutsche Nationalspieler Robert Huth erneut die besonderen Momente für den Saisonendspurt aufsaugen will.

Noch weiter weg vom Geschehen ist Ranieri, der die bittere Trennung noch immer nicht verdaut zu haben scheint. Es hätten wohl Leute "hinter" ihm an seinem Stuhl gesägt, sagte der Italiener nun in einem Fernsehinterview. Seine Spieler hätten dagegen nicht gegen ihn gespielt: "No, no, no." (sid, red, 11.4.2017)