Ein Parkraumüberwachungsorgan, im Volksmund auch Parksheriff genannt: Schwer ist der Beruf.

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Wien – Organe der Parkraumüberwachung werden in Wien immer wieder von uneinsichtigen Lenkern attackiert und beschimpft. Heuer gab es bereits 22 Übergriffe, bei denen vier Mitarbeiter verletzt wurden, berichtete Wolfgang Schererbauer, Leiter der Parkraumüberwachungsgruppe, bei einem Pressegespräch am Dienstag. Seit vergangenen Montag sind sie deshalb nur noch in Zweierteams unterwegs.

Im Vorjahr wurden bei insgesamt 60 Übergriffen vier Mitarbeiter verletzt, 2015 gab es 90 tätliche Angriffe mit sechs Verletzten. Verbale Attacken und Beschimpfungen "stehen an der Tagesordnung, werden aber oft nicht angezeigt, weil sonst müsste fünfmal am Tag die Polizei geholt werden", sagte Schererbauer.

Insgesamt 483 Kontrollorgane und 19 Polizeibeamte sind in der Parkraumüberwachung (PÜG) tätig. Die Parksheriffs werden zur Gänze von der Stadt Wien bezahlt, sind dienstrechtlich und somit auch ausbildungstechnisch aber der Exekutive unterstellt. Prinzipiell sind diese Jobs sehr beliebt, "wir schöpfen den Rahm ab. Beim letzten Kurs wurden von 1.000 Bewerbern 40 genommen, auch viele Akademiker finden bei uns Unterschlupf", schilderte der Oberst. Die Frauenquote liegt bei rund 40 Prozent, "ist jedoch fallend", berichtete Schererbauer. Zurückzuführen sei dies auch auf die Übergriffe. Außerdem sind die Parksheriffs von "6 bis 23 Uhr unterwegs, vor allem am Abend wollen viele Frauen nicht in Uniform auf die Straße", sagte der Leiter der Gruppe.

Mindestmaß an Diskussionen

Die Ausbildung dauert zehn Wochen und beinhaltet unter anderem ein mehrtägiges Konfliktvermeidungsseminar sowie seit vergangenem Herbst ein polizeiliches Einsatztraining. Rund 300 Parksheriffs kontrollieren jeden Tag sowohl die Kurzparkzonen als auch Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung (StVO) im ruhenden Verkehr – allen voran die Einhaltung der Halte- und Parkverbote. "Wir geben unseren Mitarbeitern mit, sich auf ein Mindestmaß an Diskussionen einzulassen und eine Amtshandlung auch kurz zu erklären und nicht mit 'Lesen S' nach, steht eh auf dem Zettel' zu antworten", betonte Schererbauer.

Lenker, die einen Strafzettel erhalten, fühlen sich oftmals ungerecht behandelt. Rund 100.000 Anrufe nehmen die Servicemitarbeiter der Parkraumüberwachung jedes Jahr entgegen. "Jede Beanstandung wird fotografiert", sagte Schererbauer. Allein diese Auskunft reiche oft, dass Lenker ihr Vergehen einsehen würden.

Seit Februar 2014 werden Kennzeichen, die im Zuge der Überprüfung von Parkscheinen oder nach Anzeigen von der Wiener Parkraumüberwachung erfasst werden, gleichzeitig an den Fahndungsserver der Polizei weitergeleitet. Waren es zu Beginn rund 20.000 Fahndungsabfragen pro Tag, sind es mittlerweile 80.000, sagte Schererbauer. Denn immer mehr Lenker verwenden das elektronische Parkpickerl, das ausgelesen werden muss, was für die Polizei quasi ein Gewinn ist. Denn in diesen rund drei Jahren wurden so 614 gestohlene Fahrzeuge und 531 gestohlene Kennzeichen aufgefunden.

32.639 Pickerlsünder

Die weitere Bilanz: 1.431 Fahrzeuge, die zur Fahndung ausgeschrieben waren, weil sie im Zusammenhang mit Straftaten wie beispielsweise Einbruch oder Raub standen, wurden gefunden. Bei 7.030 Fahrzeugen fehlte eine aufrechte Versicherung, hier wurden die Kennzeichen abgenommen und der Zulassungsschein entzogen.

Im Vorjahr wurden zudem 32.639 Lenker angezeigt, weil ihr §57a-"Pickerl" abgelaufen war. Das diene auch der Verkehrssicherheit, "diese Fahrzeuge sind oftmals nur noch Leichen", berichtete der Polizeioberst. 37.419 Fahrzeuge wurden 2016 abgeschleppt.

Seit 2012 haben Parksheriffs insgesamt 912 gefälschte oder gestohlene §57a-Plaketten sichergestellt. Seit drei Jahren gibt es eine eigene Gruppe unter den Kontrolleuren der Parkraumüberwachung, die zur Erkennung gefälschter Begutachtungsplaketten besonders geschult wurden.

Bereits seit Herbst 2012 legen die Parkraumüberwachungsmitarbeiter auch Radklammern an – bei Fahrzeugen ausländischer Lenker, die Strafen nicht bezahlt oder eine Übertretung begangen haben. Allein in den ersten zwei Monaten 2017 waren es 740 Radklammern, im Vorjahr insgesamt 4.736. Diese werden erst wieder abgenommen, wenn die Strafe beglichen ist. (APA, 11.4.2017)