In Innsbruck wird an der Überbauung einer Tankstelle gearbeitet. Die Bewilligung war ...

Visualisierung: kofler architects

... "nicht ganz einfach zu bekommen", sagt Christian Struber.

Foto: Franz Neumayr

Christian Struber plädiert klar für mehr "Schichtenwidmungen" im urbanen Raum. Mit seiner Salzburg Wohnbau ist er gerade auf dem Sprung zum bayerischen Nachbarn

STANDARD: Salzburg ist eines der teuersten Bundesländer beim Wohnen. 4000 Menschen sollen allein in der Stadt derzeit eine Wohnung suchen. Auswege?

Struber: Es gibt in Salzburg Wohnungen, die aufgrund ihres Alters und der damaligen Entstehungsgeschichte in den 1920er- und 1930er-Jahren eine extrem günstige Miete haben. Wenn jemand das Glück hat, in diesen Wohnungen zu leben, ist das natürlich völlig in Ordnung. Etwas anderes ist es aber, wenn so eine Wohnung weitergegeben wird. Auch wenn das durchaus anspruchsberechtigte Personen sind, könnte die Miete aber doch wohl schön langsam an die Miethöhe der anderen, von der Miethöhe geschützten Wohnungen herangeführt werden. Also den Richtwert, wie er im Altbau gilt. Zweite Möglichkeit: Wenn solche Wohnungen frei werden, wären diese natürlich besonders geeignet für Familien, die derzeit in sehr teuren Wohnungen sind, bei denen die öffentliche Hand derzeit Wohnbeihilfe beisteuern muss. Wenn man also diese Familien in diese Wohnungen bekommt, spart sich einerseits die öffentliche Hand Geld, das wäre also volkswirtschaftlich sinnvoll, und das würde außerdem dazu führen, dass die richtigen Leute in den richtigen Wohnungen wohnen.

STANDARD: Vor allem in der Stadt Salzburg mangelt es hingegen an Grundstücken. Wie ist die Lage?

Struber: Grundstücke sind nach wie vor Mangelware. Wir setzen deshalb verstärkt auf Nachverdichtung, suchen gezielt nach Nahversorgermärkten in der Stadt Salzburg, bei denen bereits jetzt die vorhandene Widmung eine höhere Bebauung erlauben würde. Wir haben sieben Märkte gefunden und von den dortigen Filialisten teilweise auch schon Aufträge, über ihre Filialen Wohnbau zu entwickeln.

STANDARD: Die Eigentümer dieser Liegenschaften sind und bleiben die Filialisten?

Struber: In diesen konkreten Fällen ja. Am leichtesten umsetzbar ist das natürlich dann, wenn der Markt sowieso modernisiert oder erneuert werden soll. Dann kann man das auch bautechnisch ganz anders umsetzen. Schwierig ist es, auf einen bestehenden Markt draufzubauen. Das ist einerseits statisch, andererseits natürlich auch architektonisch eine Herausforderung. Das Thema Nachverdichtung ist aber eines, wo man den Grundstückspreis gut beeinflussen kann, weil das Grundstück schon vorhanden ist. Schon beim 2015 fertiggestellten Ginzkey Carré haben wir das gemacht, da wurde ein Grundstück der Familie Koch, der ehemaligen Eigentümer von Kika/Leiner, von uns im Baurecht bebaut. Unten Geschäfte, oben Wohnungen. Gerade im urbanen Bereich wird man vermehrt solche Schichtenwidmungen machen müssen; unten Gewerbe, dann eine Zwischenebene mit Dienstleistern oder Ärzten, darüber Wohnungen.

STANDARD: In Innsbruck errichten Sie gerade ein Studentenheim über einer Tankstelle. Wie weit ist dieses Projekt?

Struber: Da bauen wir gerade am Erdgeschoß, an der Tankstelle samt Shop. Nach Ostern werden wir mit den Geschoßen für das Studentenheim beginnen. Die Bewilligung war zugegebenermaßen nicht ganz einfach zu bekommen, weil wir dort auch in der Einflugschneise des Innsbrucker Flughafens sind und damit eine Höhenbegrenzung vorlag. Das Positive war: Nach der Berichterstattung über den Spatenstich wurden wir auch von anderen Tankstellenbetreibern kontaktiert, ob wir nicht auch deren Tankstelle überbauen wollen. Ich glaube, dass es da im innerstädtischen Bereich viel Potenzial gibt.

STANDARD: Wurde da auch schon an eine etwaige Nachnutzung der Tankstelle in zehn oder 20 Jahren gedacht?

Struber: Ja, das haben wir in den Verträgen natürlich geklärt. Denn man weiß ja nicht, ob man dort auch in zehn oder zwanzig Jahren noch eine Tankstelle brauchen wird. Wenn der Betreiber dort zusperrt, muss er für die Entsorgung oder für einen Nachmieter sorgen.

STANDARD: Mit dem Wohnbau gehen Sie jetzt auch nach Bayern. Warum?

Struber: Ja, wir haben kürzlich die Bayern Wohnbau mit Sitz in Freilassing gegründet. Dort haben wir das erste Projekt mit 21 Wohnungen in Bauvorbereitung. Man muss wissen, dass die Wohnungspreise, über die wir uns in Wien, Salzburg oder Innsbruck unterhalten, ein Lercherl sind im Vergleich zu den Preisen in München. Dadurch wandert dieser Druck immer mehr Richtung Süden. In Rosenheim, einer Stadt mit 80.000 Einwohnern, gibt es genauso viele Wohnungssuchende wie in der Stadt Salzburg mit 150.000. Die Landkreise Altötting, Rosenheim, Traunstein, Berchtesgadener Land zählen außerdem zu den deutschen Landkreisen mit der größten Wirtschaftsleistung. Da macht es aus unserer Sicht durchaus Sinn, sich dort zu engagieren.

STANDARD: Weil es in Deutschland keine Wohnbauförderung gibt, ist das wohl freifinanziert?

Struber: Ja, natürlich. Wir errichten dort hauptsächlich freifinanzierte Eigentumswohnungen. Wir werden uns aber auch die eine oder andere Wohnung behalten und vermieten. Oder auch an Institutionelle verkaufen, das schließen wir auch nicht aus. (Martin Putschögl, 13.4.2017)