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Paulo Dybala: "Ich möchte nicht der neue Messi sein oder der Messi der Zukunft."

Foto: AP/ Alessandro Di Marco

Turin – Für FC-Barcelona-Trainer Luis Enrique hat sich am Dienstag ein Albtraum wiederholt. Nach dem 0:3 bei Juventus Turin im Viertelfinal-Hinspiel stehen die Katalanen wie in der Runde zuvor in der Fußball-Champions-League mit dem Rücken zur Wand. "Dieses Mal ist es viel schwieriger, an ein Comeback zu glauben", sagte der Barca-Coach, dessen Team gegen Paris St. Germain gar ein 0:4 wettgemacht hatte.

Gegen die Franzosen hatte ein 6:1-Kantersieg im Estadio Camp Nou das Wunder vollbracht. Diesmal würde im zweiten Teil der Neuauflage des 2015-Endspiels (Anm.: 3:1 für Barca) "schon" ein Sieg mit vier Toren Differenz reichen, um nicht in die Verlängerung oder ein Elfmeterschießen zu müssen. Allerdings hat Juve in der laufenden Saison der "Königsklasse" in neun Matches erst zwei Gegentore erhalten.

Ein hoher Berg ruft

"Es ist schwierig, noch einmal wie gegen Paris den Turnaround zu schaffen. Andererseits hätte ich auch gedacht, dass es unwahrscheinlich ist, dass wir noch einmal ähnlich klar wie gegen Paris verlieren", erklärte Luis Enrique. Ans Aufgeben denkt jedenfalls keiner. "Wir haben wieder einen hohen Berg zu besteigen. Wenn wir in Barcelona aber richtig auftreten, werden wir das Duell noch drehen", meinte Spielgestalter Andres Iniesta.

Die Barca-Kicker enttäuschten in Italien vor allem vor der Pause. "Die erste Hälfte war vergleichbar mit jener in Paris, sie war voller Probleme, ich bekomme sie gar nicht aus meinem Kopf. Es war die Wiederholung eines Albtraums", schilderte Luis Enrique. Und Iniesta fügte selbstkritisch hinzu: "Wir haben große Fehler gemacht, vor allem vor der Pause, und sind dafür bestraft worden."

"Sehr glücklicher" Doppelpack-Dybala

Paulo Dybala schlenzte den Ball schon nach sieben Minuten ins lange Eck und fixierte unmittelbar nach einer vom starken Goalie Gianluigi Buffon parierten Iniesta-Chance (21.), mit einer Direktabnahme ins kurze Eck (22.) seinen Doppelpack. "Als Kind habe ich von solchen Momenten geträumt, heute habe ich sie erleben dürfen. Ich bin sehr glücklich", sagte der Matchwinner.

Der 23-Jährige gilt als interessantester argentinischer Kicker nach Lionel Messi. Am Dienstag stellte er den fünffachen Weltfußballer klar in den Schatten. Aufgrund seiner ähnlichen Statur, seiner technischen Stärke und Schnelligkeit wird Dybala bereits mit Messi verglichen. Davon hält der Juve-Stürmer aber nichts. "Die Leute müssen verstehen, dass ich Paulo Dybala bin und auch bleiben möchte. Ich verstehe die Vergleiche und Erwartungen an mich, aber ich möchte nicht der neue Messi sein oder der Messi der Zukunft", sprach der Angreifer Klartext.

Über Cordoba und Palermo nach Turin

Im Vergleich zu Messi startete seine Karriere langsamer, als 17-Jähriger spielte er noch in der zweiten argentinischen Liga für Instituto aus Cordoba. Über Palermo gelang im Sommer 2015 der Sprung zur "Alten Dame", seinen Marktwert konnte er mittlerweile auf 50 Millionen Euro steigern. Diese Saison hat er in 36 Pflichtspielen 16 Mal getroffen, viermal in der Champions League. Weitere Tore könnten für den italienischen Serien- und Rekordmeister nicht nur in der Serie A den Weg zum Titel ebnen.

"Wir spielen momentan mit großem Selbstvertrauen, dürfen uns aber nicht zurücklehnen, weil es im Camp Nou noch schwierig wird", weiß Dybala. Das unterstrich auch Buffon: "Was Paris passiert ist, erinnert uns, dass unsere Arbeit noch nicht erledigt ist. Aber wir sind in einer guten Position." Von vorzeitigen Glückwünschen hält auch Coach Massimiliano Allegri nichts. "Es war ein wichtiger Schritt vorwärts, um unser Ziel, das Finale, zu erreichen. Aber es ist erst der erste Schritt. In Barcelona wird es ganz anders. Wir müssen auch dort versuchen, ein Tor zu erzielen", sagte der Italiener.

Juve 22 Heimspiele ungeschlagen

Der Auftritt seiner im Europacup nun schon 22 Heimspiele unbesiegten Mannschaft stimmt ihn aber zuversichtlich. "Es war ein außergewöhnliches Spiel von Dybala, aber ich will nicht einen Spieler herausheben, alle haben großartig gespielt. Wir haben drei Tore geschossen, aber kein Gegentor zu erhalten war genauso wichtig", resümierte der 49-Jährige.

Tor Nummer drei (55.) ging auf das Konto von Abwehr-Routinier Giorgio Chiellini. Für den 32-Jährigen war es ein guter Zeitpunkt für seinen ersten CL-Treffer seit 2009. Noch wichtiger war er aber in der Defensive, die vor dem eigenen Strafraum gekonnt dichtmachte. Am Ende reichten nur 34 Prozent Ballbesitz gegen eine nach der Pause verbesserte Barca-Elf für einen 3:0-Erfolg. Die Retourpartie steigt bereits am kommenden Mittwoch. (APA, 12.4.2017)