Laut Bahn waren seit Dezember 55 Mitarbeiter in Wien und Graz mit jeweils vier Kameras unterwegs.

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Wien – Übergriffe auf Sicherheitsmitarbeiter der ÖBB sind seit dem Einsatz von Bodycams Ende 2016 rückläufig. "Die bisherige Bilanz ist durchwegs positiv", sagte ÖBB-Sprecher Roman Hahslinger am Mittwoch. Seit Dezember sind insgesamt 55 Mitarbeiter in Wien und Graz mit jeweils vier Kameras unterwegs. Seit zwei Wochen sind auch Linzer Securitys mit Bodycams ausgestattet.

Die ÖBB planen, den Einsatz der Kameras auch auf Zugbegleiter und Securitys auf weiteren Bahnhöfen auszuweiten. "Es wird angedacht, Bodycams noch heuer auf alle österreichischen Bahnhöfe mit Sicherheitspersonal auszudehnen", berichtete Hahslinger. Im Sommer soll der bisherige Probe- in den Regelbetrieb übergehen. Dann plant die ÖBB auch, "Zugbegleiter auf stark frequentierten Fern- und Regionalzügen mit Bodycams auszustatten", sagte der Bahnsprecher.

Bei Verdacht auf strafrechtlichen Vorfall

Aufzeichnungen der am Oberkörper getragenen Kameras werden manuell aktiviert – bei Verdacht auf einen strafrechtlich relevanten Vorfall. Der Betroffene wird im Vorfeld ausdrücklich auf die Aufnahme hingewiesen. Gefilmt wurde bisher sowohl am Wiener Hauptbahnhof als auch in Graz mehrfach, Material als Beweismittel gesichert wurde jedoch nur in der steirischen Landeshauptstadt.

In Graz gab es 2017 bisher drei Vorfälle, bei denen Securitys Aufzeichnungen gestartet und auch gespeichert hatten. In einem Fall wurden Sicherheitsmitarbeiter bedroht. Zweimal kam es zu tätlichen Angriffen, die auch zur Anzeige gebracht wurden. "Dabei wurde ein Security verletzt", berichtete Hahslinger. In Wien mussten keine Aufzeichnungen ausgewertet werden. In Linz sind 13 Securitys seit 28. März mit zwei Bodycams unterwegs, auch hier wurden bisher keine Aufnahmen als Beweis gesichert. Filmt das Personal bei einem Einsatz ohne dass eine Straftat passiert, wird das Material automatisch nach 72 Stunden gelöscht.

"Wirkt sehr beruhigend"

"Die Bodycam wirkt sehr beruhigend, wenn ich ankündige, zu filmen, wir das Gegenüber ruhiger, ist nicht mehr aggressiv", schilderte Zenun, der seit fünf Jahren als Security bei den ÖBB arbeitet, bei einem Rundgang am Wiener Hauptbahnhof. Eine Umfrage unter den bereits beteiligten ÖBB-Sicherheitskräften ergab, "dass die Erfahrungswerte sehr gut sind, mit den Bodycams fühlen sich die Mitarbeiter selbst auch sicherer", berichtete Hahslinger.

Dieser subjektive Eindruck lasse sich auch objektiv in Zahlen messen. "Übergriffe, Drohungen, Sachbeschädigungen und Diebstähle gingen zurück, neben der präventiven und deeskalierende Wirkung sind tatsächlich weniger strafbare Handlungen passiert", betonte Hahslinger.

15 Übergriffe 2015

Gab es im Jahr 2015 österreichweit noch insgesamt 15 Übergriffe auf ÖBB-Securitys stieg diese Zahl im Vorjahr auf 76. In Wien gab es von Juli 2016 bis Jänner 2017 insgesamt 15 Tätlichkeiten, seither waren es fünf. In Graz waren es zwischen Juli und Mitte Jänner sechs Tätlichkeiten bzw. Übergriffe, seither zwei.

Rückläufig waren in beiden Städten seit dem Bodycam-Einsatz auch Drohungen gegen Kunden und ÖBB-Mitarbeiter. In Wien gab es zwischen Juli 2016 und Mitte Jänner 44 derartige Taten, seither verzeichnete die Bahn sechs. In Graz sank die Zahl von 63 auf 19. Abgenommen haben auch Sachbeschädigungen, erläuterte Hahslinger. Gab es vor dem Einsatz der Bodycams in beiden Städten je sechs derartige Delikte, wurde seit Mitte Jänner in Wien eine und in Graz zwei Sachbeschädigungen verübt. (APA, 12.4.2017)