Wenn jemand seine unterschiedlichen Rollen nicht in Einklang bringen kann, ist er auch weniger erfolgreich im Job, besagt eine neue Studie der Ohio State University.

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Dass Menschen im Leben zwischen unterschiedlichen Rollen switchen müssen, ist mittlerweile viel beforscht und diskutiert. Besonders häufig wird die Doppelrolle von Frauen als Mutter und Angestellte respektive Chefin thematisiert.

Eine neue Studie der Ohio State University zeigt nun, dass Menschen auch am Arbeitsplatz zwischen einzelnen Rollen wechseln – und dies hat je nachdem, wie gut ihnen das gelingt, offenbar Einfluss auf ihre Performance. Angestellte, die der Meinung sind, dass sich ihre verschiedenen Rollen ergänzen, sind demnach produktiver. Jene, die sagen, dass sich ihre Rollen widersprechen, weniger.

"Man tendiert dazu, seine einzelnen Rollen separat zu betrachten", sagt dazu Steffanie Wilk, Koautorin der Studie und Professorin für Management und Human Resources. "Wie unsere Untersuchung zeigt, ist es aber wichtig, dass sie miteinander vereinbar sind."

Rollenwechsel als Balanceakt

Wilk führte die Untersuchung gemeinsam mit Lakshmi Ramarajan von der Harvard University und Nancy Rothbard von der University of Pennsylvania durch. Die Ergebnisse wurden kürzlich im "Academy of Management Journal" veröffentlicht.

Befragt wurden für die Studie 763 Angestellte einer Kundenberatung für Kreditkarten, die von Firmen und Banken ausgegeben werden. Teil ihres Aufgabengebietes ist es, für die verschiedenen Firmen via Telefon Extraprodukte und Services zu verkaufen. Die Vereinbarkeit ihrer Rollen, schreiben die Forscher, sei für die Call-Center-Mitarbeiter ein besonderer Balanceakt: Können sie gleichzeitig ein Bekleidungsunternehmen und eine Bank repräsentieren?

Wie das den Probanden gelingt, versuchten die Wissenschafter herauszufinden, indem sie sie folgende Statements bewerten ließen: "Es wäre leichter für mich, wenn ich nur eine Marke verkaufen müsste" und "Ich kann die eine Marke besser repräsentieren, weil ich noch eine zweite repräsentiere". Wie sich zeigte, brachten jene, die darin einen gewissen Konflikt sahen, weniger Umsatz. Jene, die meinten, dass sich ihre Marken gut ergänzen, verkauften mehr.

Authentisch erfolgreicher

Die Forscher führten zwei weitere Untersuchungen durch, die dieses Ergebnis bestätigten – und abermals zeigten, wie wahlweise ein Identitätskonflikt oder eine "Identitätsvereinbarkeit", wie die Forscher es nennen, die Performance im Job beeinflussen kann. Jene Probanden, die meinten, dass sich ihre Rollen ergänzen, zeigten sich motivierter. Mehr Motivation wiederum führte zu besseren Verkäufen.

Das Fazit der Wissenschafter: "Die Verbindung zwischen den einzelnen Identitäten ist wichtig. Ist da ein Konflikt, fangen die Mitarbeiter zu grübeln an, verschwenden unnötige Energie und plagen sich mit ihrem Job."

Diese Einschätzung bestätigt eine Studie der London Business School und der University of North Carolina, die im "Harvard Business Manager" beschrieben wurde. Die Forscher hatten dafür 154 MBA-Absolventen befragt, die erst seit kurzem berufstätig waren. Es zeigte sich, dass jene deutlich engagierter und erfolgreicher waren, die das Gefühl hatten, im Job authentisch zu sein. (lib, 14.4.2017)