Traditionell folgt das Satyrspiel auf die Tragödie. Diesmal soll es umgekehrt sein. Noch steht ein Neuwahltermin in den Sternen, schon feiert Multimillionär Frank Stronach seine politisierende Auferstehung in der Gestalt des Multimillionärs Dietrich Mateschitz. Das klägliche Ende des einen in den Schlingen der heimischen Realität ist dem anderen kein Menetekel, sondern im Gegenteil Ansporn, dem Gschlader der Koalition das Saftl seiner Wahrheiten entgegenzuspritzen, die sich von denen des untoten Vorgängers in der Formulierungskunst, aber nur wenig in jener rechtslastigen Besserwisserei unterscheiden, zu der man sich als reichster Österreicher berufen fühlen darf.

Statt mit einem Kulturprojekt Racing Casino will er das Land mit einem Medienprojekt "Quo Vadis Veritas" beglücken, das nicht weniger bieten soll als "eine publizistische Antwort auf die wuchernde Misstrauenskultur in der Gesellschaft", aber eindeutig Besseres als der geistige Urheber, nämlich Informationen, keine Meinungen. Mit Sätzen wie "Metternich war ein Lehrbub gegen das, was heute passiert" ist das noch nicht ganz gelungen, aber Red Bull verleiht doch Flügel, und nun gilt es nur noch abzuwarten, wem sie – nur mit Informationen, nicht mit Meinungen! – gestutzt werden sollen.

Es kann nicht überraschen, wer sich spontan zum Apostel eines solchen Wahrheitsberserkers berufen fühlte. Soll man es dem unmittelbar bevorstehenden Osterfest oder den wann auch immer bevorstehenden Wahlen zuschreiben, dass Norbert Hofer auf Facebook die Schuppen von den Augen fielen, als er in Mateschitz den nationalen Erlöser erkannte? "Er hat ja viel Gutes getan für Österreich", schwärmte er in Österreich. "Immer wenn ich bei Grands Prix die Bundeshymne höre, denke ich daran." Aus dem Mund eines Spezialisten für spirituelle Erfahrungen, der erst heuer Opfer der wuchernden Misstrauenskultur in der Gesellschaft wurde, klingt das Urteil "Natürlich wären Persönlichkeiten wie Mateschitz für jede Regierung eine Bereicherung" ebenso ehrlich wie das Bedauern, dass er sich kaum "ernsthaft für so einen Regierungsjob interessiert".

Damit stellt Hofer der Anziehungskraft der FPÖ auf Wutbürger im Milliardärsstatus zwar kein gutes Zeugnis aus, man weiß aber nicht, wozu es gut sein kann, wenn man jemanden, der in die Veritas ganz vernarrt ist, lieber nicht auf einem Ministerposten sehen will, den sich – vielleicht – ein Hofer selber unter den Nagel reißen will, sollte es je so weit kommen. Menschenfischer in der FPÖ bevorzugen da den Zuzug von charakterfesten Grünen, die Schutz vor marodierenden Radlfahrern durch Flucht unter die blaue Tuchent zu finden hoffen. Nuda veritas!

Wer weiß schon, wohin die Wahrheit geht und ob Mateschitz sie sich in der Flüchtlingsfrage nicht lieber mit Sebastian Kurz als mit Hofer teilen würde? Ein Unterschied bestünde kaum in der Sache, umso mehr aber in der Form. Kurz stellt laut dem freiheitlichen Generalsekretär Kickl doch bloß "die Erwartungsblase einer frustrierten Volkspartei" dar, was treffend gesprochen ist, aber umgekehrt ganz genauso für Kickl und Hofer gilt. Bleibt abzuwarten, für wen Mateschitz der bessere Blasebalg sein wird. (Günter Traxler, 13.4.2017)