Das Image von Wiens Bürgermeister Michael Häupl scheint derzeit etwas ramponiert zu sein.

Foto: APA/Techt

Wien – Der aktuelle APA/OGM-Vertrauensindex für die Wiener Landespolitiker zeigt deutliche Veränderungen gegenüber der letzten Erhebung im September 2015 zu Beginn des damaligen Gemeinderatswahlkampfes: Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) verlor seine bisher uneingeschränkte Führungsposition beim Wählervertrauen an Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ).

Häupl büßte im Vertrauensindex elf Punkte ein und hält nun bei einem Vertrauenswert von plus sieben Punkten. Ludwig, der als aussichtsreichster Nachfolger des Wiener Bürgermeisters und SPÖ-Chefs gehandelt wird, legte gegenüber September 2015 um zwei Punkte zu und führt den Vertrauensindex in Wien nun mit plus 15 Punkten an. Auch Neostadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) erreichte mit acht Punkten einen höheren Vertrauenswert als Häupl. Umweltstadträtin Ulli (SPÖ) Sima kam auf plus sechs Vertrauenspunkte.

Staunen über Bures

Dass sich Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) in einem STANDARD-Interview so offen für Ludwig als Nachfolger Häupls ausgesprochen hat, sorgt in der SPÖ für Erstaunen. Das Rennen um den Parteivorsitz in Wien sei aber noch offen. Bures stellte klar, dass sie dafür nicht infrage komme.

Der neue Chef der Wiener SPÖ wird von knapp tausend Delegierten auf dem Landesparteitag kurz nach der nächsten Nationalratswahl gewählt werden. Der linke Flügel der Wiener Sozialdemokraten will Ludwig zwar verhindern, verhält sich mangels eines Anwärters, auf den sich derzeit alle einigen könnten, aber noch ruhig.

Darüber hinaus stehen viele, die sich diesem Lager zugehörig fühlen, klar hinter Michael Häupl, der seine Genossen unlängst aufgefordert hat, personelle Angelegenheiten "im Wohnzimmer, nicht am Balkon" zu besprechen. Namen, die als mögliche Gegenkandidaten Ludwigs immer wieder genannt werden, sind Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky, Umweltstadträtin Ulla Sima und der rote Klubchef Andreas Schieder. Vonseiten der Bundespartei werde Czernohorszky bevorzugt, heißt es in SPÖ-Kreisen.

Was gegen Ludwig sprechen könnte: Auf dem Landesparteitag wird der Nachfolger Häupls zwar formell ernannt, zuvor wird aber in den Gremien gestritten, wer es werden könnte. Dort werden auch die Mehrheitsverhältnisse ausgelotet. Zumindest im Wiener Ausschuss, einem der Parteigremien, dürfte Ludwig derzeit keine Mehrheit haben. Den offiziellen roten Wahlvorschlag erstellt dann eine Wahlkommission, die sich im Rotationsprinzip aus sieben Wiener Bezirken zusammensetzt.

Wachsende Kritik

Laut OGM-Geschäftsführer Wolfgang Bachmayer sind die Verschiebungen "sicher durch den SP-internen Führungsstreit zu erklären, aber die Vertrauensverluste von Michael Häupl haben schon viel früher begonnen". Schon 2015 verlor Häupl im Vergleich zu 2010 um elf Punkte, 2005 erreichte der Bürgermeister noch einen Spitzenwert von plus 45 Punkten. In der Wiener SPÖ schwelt seit längerem eine Führungsdiskussion. Kritiker Häupls forcieren Ludwig als Nachfolger. Häupl erklärte zuletzt, bis nach der Nationalratswahl bleiben zu wollen.

Noch stärker als beim amtierenden Bürgermeister und SPÖ-Chef fallen die Vertrauensverluste übrigens bei der grünen Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou aus. Sie verlor gegenüber 2015 gleich 16 Punkte und stürzte mit minus 29 auf den letzten Platz in der Vertrauenspyramide ab.

"Damit verlieren die beiden Wiener Politspitzen am meisten Vertrauen von allen Wiener Politikern, was die hohe Unzufriedenheit der Wiener Bevölkerung mit der Stadtpolitik recht deutlich illustriert", so Bachmayers Resümee.

Opposition im Minusbereich

Ebenfalls im Minusbereich bewegen sich die Chefs der anderen Oppositionsparteien. Beate Meinl-Reisinger von den Neos kam auf minus elf, Gernot Blümel von der ÖVP auf minus zwölf und Heinz-Christian Strache, der nicht nur die Bundes-FPÖ, sondern auch die Wiener Freiheitlichen anführt, auf minus 13 Punkte. Gegenüber 2015 konnte Strache aber um vier Punkte zulegen.

Für den Vertrauensindex von APA und OGM wurden am 11. und 12. April 500 Wiener ab 16 Jahren online befragt, ob sie den einzelnen Politikern vertrauen oder nicht (maximale Schwankungsbreite: 4,5 Prozent). Der dabei erhobene Wert für die Politiker ergibt sich aus dem Saldo aus "habe Vertrauen" und "habe kein Vertrauen". (mika, völ, APA, 14.42017)