Noch ist Michael Häupl Bürgermeister und SPÖ-Chef in Wien. Spätestens drei Monate nach der Nationalratswahl will er sich aber zurückgezogen haben. Bis dahin dürfte in der Wiener SPÖ ein Machtkampf um seine Nachfolge toben, die Häupl nicht geregelt hat und offenbar auch nicht regeln will.

Ein möglicher Nachfolger hat sich aber bereits selbst ins Spiel gebracht. Der Wiener Wohnbaustadtrat Michael Ludwig, Vertreter der Flächenbezirke und des rechten Flügels der Partei, macht kein Hehl aus seiner Ambition. Mit Doris Bures hat sich nun auch eine sehr prominente Befürworterin aus der Deckung gewagt. Die Nationalratspäsidentin spricht sich im Standard ungewöhnlich offen für Ludwig als Nachfolger Häupls aus.

Bures, selbst Bezirksvorsitzende in Wien-Liesing, gilt als Vertreterin des Faymann-Flügels. Dieser, Werner und der Flügel, hat die Demontage des Kanzlers, die mit einem Pfeifkonzert beim Aufmarsch zum 1. Mai vor knapp einem Jahr in Wien eine Beschleunigung erfahren hatte, noch nicht verwunden. Es war der linke Flügel, der Faymann letztlich aus dem Amt gehoben hat, während der rechte Flügel noch insistierte: "Werner, der Kurs stimmt." Bis Häupl schließlich seine schützende Hand über Kanzler Faymann wegzog.

Ob Ludwig, der in bester Faymann-Manier auch dank üppiger Wohnbaubeilagen den Boulevard hinter sich hat, tatsächlich auf eine Mehrheit in der Wiener Partei zählen kann, ist fraglich. Seine Gegner haben derzeit aber einen entscheidenden Nachteil: keinen Kandidaten. Sie halten sich noch an Häupls Vorgabe, den parteiinternen Streit nicht öffentlich am Balkon auszutragen.

Als möglicher Gegenkandidat wird intern immer öfter Jürgen Czernohorsky genannt. Der junge Bildungsstadtrat gilt als politisches Talent und könnte eine Integrationsfigur in der Partei sein. Vielleicht kommt es aber ganz anders. Dann nämlich, wenn es nach der Nationalratswahl eine schwarz-blaue (oder blau-schwarze) Bundesregierung gibt und der derzeitige Bundeskanzler Christian Kern die SPÖ als Oppositionspartei führen muss. Das könnte er auch als Wiener Bürgermeister tun. (Michael Völker, 14.4.2017)