Wien – Ein Song heißt Schlaflied. Es ist der elfte des Albums, doch bis dahin kämpft man sich durch mehrere Lieder, die auf die Lider drücken. Dieser Wirkung dürfte eigentlich nicht gewünscht sein, zumindest ist kein anderes so betitelt. Das kommenden Freitag erscheinende neue Album von 5/8erl in Ehr'n ist eine Enttäuschung. Das glaubt man zuerst selber nicht, doch je öfter man es hört, desto deutlicher wird es.

5/8erl in Ehr'n befreien sich vom "Duft der Männer". So heißt auch ihr neues Album. Leider hat dieses keine besonders belebende Wirkung. Anders als eine Dusche.
Foto: Viennese Soulfood Rec.

Bisher galten 5/8erl in Ehr'n als Glücksfall der heimischen Musik. Ein prächtiger Bastard, der sich in seiner Ausrichtung nicht festlegen will, der zwischen Wienerlied, niederschwelligem Pop, intelligenter Liedermacherei und Humor eine Kunst erschaffen hat, die originell ist und auf Publikumsseite dankbar empfangen wird. Der Erfolg des Quintetts unterstreicht diese Wahrnehmung ihres selbst so genannten Wiener Soul.

Dieser Gemütszustand funktioniert über eine Schlitzohrigkeit, die nicht im billigen Schmäh ihr Heil sucht, sondern im doppelten Boden erblüht. Die 5/8erl in Ehr'n sind Max Gaier, Bobby Slivovsky, Hanibal Scheutz, Miki Liebermann und Clemens Wenger, Duft der Männer ist ihr fünftes Album seit 2008.

5/8ERL IN EHR'N

Mit dem Vorgänger Yes We Does (2014) gelang ihnen so etwas wie der Durchbruch. Verantwortlich dafür waren Hits wie Alaba – How Do You Do? oder politisch gefärbte Spitzen wie Akademikerball. Derlei sucht man auf dem neuen Album vergeblich. Cheesy Kern oder Geh bitte Bobo dienen sich zwar an, verenden jedoch auf halber Distanz in der Belanglosigkeit.

Wo bleibt die Lässigkeit?

Viel Zeit hat sich die Band für Duft der Männer genommen. Sie wollte unter dem titelgebenden Bogen etwas über Männer, Macht und Gestank vermitteln, dabei aber locker bleiben, bloß kein verbissenes Konzeptalbum einspielen. Doch es gebricht dieser Veröffentlichung an Lässigkeit. Wo bisher, scheint's, aus dem Handgelenk Songperlen geschüttelt wurden, herrscht jetzt Geschwätzigkeit. Eine Fahne ist der Vortrag eines Lexikoneintrags zum Thema und geht in Fahnderl im Wind über, eine Ansammlung von Allgemeinplätzen, die der Intelligenz der Band nicht schmeichelt. Dasselbe gilt für Wenn dein Mund meinen Mund verstanden hat. Da wie dort wird länglich erklärt, anstatt die Kunst sprechen zu lassen.

5/8ERL IN EHR'N

Auch musikalisch kommt die Band kaum je in die Gänge, zupft und dudelt wie planlos durch Lieder wie Hob mi gern. Stehend k. o. könnte man sagen, würden die Sänger Gaier und Slivovsky bei der Arbeit nicht sowieso sitzen. Vielleicht entreißen 5/8erl in Ehr'n diesen neuen Titeln im Livevortrag noch irgendeine Klasse, die sich auf der Platte nicht zu erkennen gibt. Auch wenn man anhand von Duft der Männer nicht drauf wetten würde, gilt, dass die Band live noch jedes Mal überzeugt hat.

5/8ERL IN EHR'N

Im Mai gehen 5/8erl folgerichtig auf Tour, nach Salzburg, Innsbruck, Dornbirn, Graz und Linz, beendet wird die Fahrt im Juni in Wien. Hoffentlich fangen sie auf der Bühne jenes Feuer, das dem Album so dramatisch fehlt. (Karl Fluch, 19.4.2017)