Johanna Mikl-Leitner wurde mit 52 von 56 Stimmen – ohne jene der Freiheitlichen – zur ersten Landeshauptfrau Niederösterreichs gewählt.

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Johanna Mikl-Leitner, seit Ende März Obfrau der VP Niederösterreich, wird am Mittwoch in St. Pölten zur Landeshauptfrau angelobt.

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Ludwig Schleritzko, der vor seinem Job als Nationalparkdirektor bereits für mehrere VP-Funktionäre tätig war, übernimmt die Landesfinanzen.

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St. Pölten / Wien – Zuerst ist in der Landhauskapelle eine Messe gefeiert worden. Dann trat der Landtag am Mittwoch in St. Pölten zur Sondersitzung zusammen, und Johanna Mikl-Leitner wurde mit 52 von 56 Stimmen – ohne jene der Freiheitlichen – zur ersten Landeshauptfrau Niederösterreichs gewählt. "Ja, ich nehme die Wahl an", sagte Mikl-Leitner um 12.18 Uhr. Eine Minute später folgte: "Ich gelobe, so wahr mir Gott helfe", bei der Angelobung durch Landtagspräsident Hans Penz (ÖVP).

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98,5 Prozent beim VP-Parteitag

In der Landes-VP erhielt die 53-Jährige beim Parteitag Ende März 98,5 Prozent der Stimmen und fünf Stellvertreter. Im Land sind zwei Stellvertreter vorgesehen. Bisher war sie Vize Erwin Prölls, nun übernimmt Umweltlandesrat Stephan Pernkopf diese Funktion – die zweite Stellvertretung stellt wegen des Proporzsystems die SPÖ mit Landesrätin Karin Renner.

Der Landeschefposten wandert mit Prölls Abgang nach 24 Jahren an der Landesspitze vom Bauernbund zum ÖAAB. Der neue Vize ist Bauernbündler – wie auch der neue Finanzlandesrat Ludwig Schleritzko (38). Beide werden beim Sonderlandtag in die neuen Funktionen gewählt. Seit ihrem Wechsel von Wien zurück nach St. Pölten war Mikl-Leitner für die Finanzen zuständig gewesen.

Mit 27 Jahren Büroleiter

Schleritzko war zuletzt Direktor des Nationalparks Thayatal und hat bereits als 27-Jähriger das Büro von Europaparlamentsabgeordneter Agnes Schierhuber geleitet, danach war er beim Bauernbund Büroleiter und Organisationsreferent. In der Folge war der Waldviertler ein paar Monate für den damaligen Umweltlandesrat Josef Plank tätig, und von März 2009 bis Juli 2010 koordinierte er für Planks Nachfolger Stephan Pernkopf die agrarpolitische Strategie. Danach arbeitete Schleritzko eineinhalb Jahre im Kabinett des damaligen Umweltministers Nikolaus Berlakovich und war dann Prokurist bei Waldland International. Seit Jänner 2014 ist er Geschäftsführer der Thayatal Nationalpark GmbH.

Der Sohn eines Landwirts und einer Ärztin aus dem Bezirk Horn beschreibt sich selbst als kommunikativ, durchsetzungsstark und verlässlich. Josef Plank bezeichnet den Agrarökonomen als "extrem engagiert, zielstrebig, aber auch unheimlich verbindend". Zudem sei er fachlich kompetent und stets offen für Neues.

Straßenbau bei Schleritzko

Schleritzko wird in seiner neuen Funktion auch für den niederösterreichischen Gesundheits- und Sozialfonds (Nögus) und für den Straßenbau zuständig sein. Letzteres sieht er nicht im Widerspruch zum bisherigen Job als Naturparkchef, da der Straßenbau strengen Richtlinien unterliege und da "größere Vorhaben immer unter Einbindung der Bürgerinnen und Bürger ablaufen", wie er dem STANDARD mitteilte. Finanziell stehe das Land stabil da, und er wolle die "rasante Entwicklung" Niederösterreichs "vom Agrarland zum Land der Universitäten, Fachhochschulen, mit bester Infrastruktur auch in Zukunft sicherstellen". Zur Frage, ob er Landessubventionen für die Erwin-Pröll-Privatstiftung beantragen werde, gibt er an, die Rechnungshofprüfung abzuwarten "und daraus entsprechende Schlüsse" zu ziehen.

Zusammenarbeit "hoffentlich gut"

Maurice Androsch (SPÖ), ebenso Waldviertler, hat für den Neuen keine Vorschusslorbeeren: Der Landesrat kennt ihn zwar von einzelnen Terminen, will aber abwarten, wie sich die Zusammenarbeit mit dem Finanzressort gestaltet – "hoffentlich so gut wie bisher".

Die Landesroten beschäftigt derzeit ohnehin eine eigene Personalfrage mehr: wer Spitzenkandidat für die Landtagswahl im März 2018 wird. Der frühere Wiener Polizeichef Franz Schnabl gilt laut Medien und innerparteilichen Stimmen als "sehr wahrscheinlich". Die Entscheidung wird um den 1. Mai verkündet. Auch Bildungsministerin Sonja Hammerschmid wurde als Option genannt, sie hat aber abgewunken. (Gudrun Springer, 18.4.2017)