Die meisten Skigebiete im Westen Österreichs haben die Saison beendet. Die Sorgen der Hoteliers um geeignetes Personal bleiben.

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Wien – Nach der Saison heißt vor der Saison, und die dürfte für viele Hoteliers noch schwieriger zu bewältigen sein als die mit Ostern faktisch beendete Wintersaison. Nicht, dass das Interesse an einem Urlaub in Österreich nachlassen würde; es sind vielmehr gut ausgebildete Arbeitskräfte, die in den Tourismushochburgen Westösterreichs fehlen. Der eine oder andere Hotelier denkt bereits an Schließtage, verkürzte Menükarten oder reduzierte Essenszeiten.

Obwohl es in Ostösterreich vergleichsweise viele arbeitslose Köche und Kellner gibt, dürften Betriebe in Tirol, Vorarlberg oder Salzburg davon wenig haben. Familie und Freunde sprechen neben den Arbeitszeiten, die gerade in der Ferienhotellerie meist deutlich vom Achtstundenschema abweichen, gegen ein Go West. Aber auch Ganzjahresbetriebe haben ihre liebe Not, geeignetes Personal zu finden.

Fachkräfte gesucht

"Es wird immer schwieriger, geeignete Fachkräfte zu finden", sagte Peter Eder vom Hotel Alte Post in Fieberbrunn dem STANDARD. "Dasselbe gilt für Lehrlinge. Konnten wir früher unter mehreren auswählen, sind wir jetzt schon froh, wenn sich nur einer meldet."

Der Viersternebetrieb in der Tiroler Marktgemeinde hat 54 Zimmer und beschäftigt in Spitzenzeiten 30 Mitarbeiter. Eder bestreitet nicht, dass es mitunter stressig zugeht. Aber die Leute verdienten auch gut.

"Gratisunterkünfte, freies Essen, dazu Trinkgeld, wenn man im Service arbeitet, und Bezahlung natürlich über Kollektivvertrag. Sonst bekommt man ja niemand mehr. Und wenn jemand auf fünf Tage in der Woche besteht, nehmen wir auch den", sagte Eder.

Katrin Stegbauer hat die Probe aufs Exempel gemacht. Die Absolventin der Tourismusschule in der Bergheidengasse im 13. Wiener Gemeindebezirk ist nach Vorarlberg gegangen. Seit Oktober 2013 arbeitet sie im Vienna House Martinspark in Dornbirn, laut Eigenangaben das erste Architekturhotel Österreichs, im Bereich Human Resources. Sie bereut den Wechsel von Ost- nach Westösterreich nicht. Es sei aber nicht die Aussicht auf einen Job gewesen, warum sie nach Vorarlberg gegangen sei, sondern die Liebe.

"In der Schule war das große Thema, ins Ausland zu gehen oder etwas ganz in der Nähe von Wien zu finden – in Mödling, Baden, eventuell auch Kärnten. Westösterreich war da kein Thema", erinnert sich Stegbauer.

Komfortzone

Gründe nicht wegzugehen gebe es viele. Stegbauer: "Man bewegt sich nicht gern aus der Komfortzone, wenn man Familie und Freunde in Wien hat. Mit dem Railjet sind es von Dornbirn nach Wien gut 6,5 Stunden – kein Katzensprung, wo man schnell übers Wochenende nach Hause fährt."

Sebastian Reiniger hat es ebenfalls nach Vorarlberg verschlagen. Der Burgenländer wollte nach Aufenthalten in Spanien, Griechenland und Südamerika wieder zurück in heimatliche Gefilde. "Im Burgenland gab es 2009 nichts Adäquates für mich", sagte Reiniger. "Ich habe mich dann bei Vienna House beworben, und die haben mir das Hotel in Dornbirn zur Leitung angeboten."

Wie gering die Mobilität innerhalb Österreichs ist, zeigen nicht zuletzt Zahlen des Arbeitsmarktservice. Von den österreichweit 442.429 Vermittlungsvorschlägen im Bereich Beherbergung und Gastronomie entfielen 2016 knapp 125.000 auf Wiener in Wien; dem stehen ganze 1325 Vermittlungsvorschläge des AMS Wien mit Zieldestination Tirol, Vorarlberg, Salzburg gegenüber.

Deutsche Arbeitskräfte als Rettung

"Im vergangenen Jahrzehnt haben uns die deutschen Arbeitskräfte gerettet; die sind aber mit Besserung der wirtschaftlichen Lage zu Hause wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. Seit einigen Jahren halten uns die Ungarn über Wasser. Künftig werden wir wohl Ukrainer und Weißrussen engagieren oder zusperren müssen", ist Wolfgang Burgschwaiger vom Hotel Übergossene Alm überzeugt.

Im Vier-Sterne-Superior-Haus in Dienten am Hochkönig sind in Spitzenzeiten 70 Mitarbeiter beschäftigt. Das Hotel verfügt über 82 Zimmer. Burgschwaiger selbst macht regelmäßig Mitarbeiterbefragungen – "ein gutes Instrument, Schwachstellen zu beheben und Mitarbeiter länger im Betriebe zu halten", wie er sagt.

Für Katrin Stegbauer vom Vienna House Martinspark sind die Tage in Dornbirn gezählt. Sie zieht weiter – nach Südtirol. "Anfang Mai wechsle ich nach Gröden in die Rezeption eines Vier-Sterne-Superior-Hotels, zusammen mit meinem Freund, der Südtiroler ist und zurück in die Heimat will." (Günther Strobl, 19.4.2017)