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Für Eltern muss auch gelten: loslassen, spontan sein und sich die eigenen Wünsche und Träume erfüllen.

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Andrea und Christine sitzen schon minutenlang vor dem leeren Blatt Papier und versuchen ein Thema für den neuen Blogbeitrag zu finden. Eines, das den Menschen auf dem Herzen liegt, das interessant genug ist und zu dem es tatsächlich etwas zu sagen gibt. Ideen und Vorschläge werden diskutiert und wieder verworfen, es gibt Für und Wider, aber kein Thema drängt sich wirklich in den Vordergrund. Und dann kommt sie: die Idee. "Mach's doch einfach." Das ist das Thema für den neuen Blogbeitrag. Und sie machen.

David spaziert mit seinem Hund und seiner Oma nach dem Sommerregen durch die Felder. In einiger Entfernung sieht er eine große Lacke. Noch bevor Oma Maria etwas sagen kann, sind David und Wuff mit Schwung in die Lacke gesprungen und platschen fröhlich darin herum. Kind und Hund sind pitschnass und von oben bis unten voller Dreck. Nach dem ersten Schreck freut sich Maria über das Lachen von David und seine glücklichen Augen. Immerhin ist Sommer, es ist warm, und der Gartenschlauch macht's wieder gut. Und eigentlich würde sie am liebsten mitmachen!

Silvia sitzt im Büro, ärgert sich über die viele Arbeit und ihre Kolleginnen und Kollegen. Da ruft ihre beste Freundin an und lädt sie spontan ein, mit ihr am Abend etwas zu unternehmen. Silvia will schon absagen, denn sie muss ja die Kinder versorgen, sie ins Bett bringen, Wäsche waschen, Hausarbeit erledigen und noch so einiges mehr. Sie ist doch eigentlich auch viel zu müde, um heute noch mit Lena wegzugehen. Einem plötzlichen Impuls folgend, sagt sie doch zu. Sie stellt ihren Mann vor vollendete Tatsachen, organisiert die Großeltern als Babysitter, ist trotz des bisschen schlechten Gewissens stolz auf ihre Entscheidung und freut sich auf den Abend.

Wünsche und Ideen aufschieben

Wie oft sagt sich jemand: "Das kann ich nicht tun! Wäre zwar super, aber es ist ja doch wieder nur so ein kleines Aufflackern einer neuen Idee. Die nächste Spinnerei, die mir gerade eingefallen ist. Und überhaupt: Zuerst muss der Plan gut durchdacht sein, und dann kann ich das in Angriff nehmen!"

Zum Planen und Umsetzen kommt es dann nicht, weil die Familie nach Mama oder Papa verlangt, Freundinnen und Freunde etwas brauchen, man tausend gute Gründe findet, warum es doch nicht geht und man abends hundemüde ins Bett fällt.

Einige Tage später ist dieser Gedanke dann wieder verflogen. Dies wiederholt sich wie ein Kreislauf. Unaufhörlich hagelt es Ideen, es flackern Momente des Tatendrangs oder der Wille, etwas Neues auszuprobieren, auf, die dann gleich wieder im Keim erstickt werden.

Mach's doch einfach!

Wie oft denken Erwachsene in so manchen Momenten, in denen sie einen Einfall haben: "Dafür ist jetzt keine Zeit. Das mache ich dann, wenn die Kinder groß sind, später, wenn ich erfolgreicher im Job bin, oder irgendwann, wenn ich genügend Geld dafür habe, in der Pension, wenn weniger Hektik und Stress den Alltag bestimmen. Dann, ja dann, werde ich Zeit dafür haben und endlich alle meine Träume umsetzen können!"

Jeder Mensch hat Ideen und Pläne für später. Dinge, die er noch machen oder erleben will, bevor es zu spät ist. Und viele Menschen haben so eine "Was ich im Leben noch erleben will"-Liste. Die ist oftmals mit ziemlich vielen Punkten versehen. Manche davon sind Kleinigkeiten, manche sind riesige Projekte, und vermutlich sind auch einige Träume dabei, die man sich jetzt noch nicht vorstellen kann.

Die "Was ich im Leben noch erleben will"-Liste

Immer wieder, wenn jemand sie aus seiner Schreibtischlade hervorholt und einen Punkt abhaken kann, kommen stattdessen drei neue dazu, und man fragt sich, wieso die Liste nicht kürzer, sondern im Laufe der Jahre immer länger wird. Und das tut sie: Sie schrumpft nicht, sie bleibt nicht gleich, sie ist genau wie ihre Besitzerin oder ihr Besitzer Veränderungen unterworfen.

Und dann stellt sich die Frage, was die Menschen davon abhält, spontaner zu sein und offener für Erfahrungen. Weshalb sie sich nicht trauen, eine Idee, einen Traum, einen Wunsch in die Tat umzusetzen. Wieso sie nie den passenden Moment finden und die Gelegenheit nicht beim Schopf packen.

Später ist jetzt

Wozu also warten und Ausreden dafür finden, weshalb dies oder jenes jetzt nicht versucht werden kann und auf später verschoben werden muss? Wenn die Idee aufkommt, sich jetzt in diesem Moment diese eine Kleinigkeit von der Liste zu erfüllen, wenn es im Augenblick der passende Moment zu sein scheint, dann los! Dann darf das Eis sein, die neuen Schuhe, der gemütliche Tagesausklang mit Freunden, der spontane Wochenendausflug oder das Buchen der Ferienreise.

Kinder haben von sich aus die Neugierde, den Tatendrang und die Unmittelbarkeit. Sie sind noch spontan, sie leben in der Gegenwart und geben ihren Impulsen nach! Das ist für Eltern und Bezugspersonen manchmal nicht angenehm, manchmal völlig unpassend und vor allem oft nervig.

Es liegt viel an den Bezugspersonen, ob Kinder ihre Spontanität behalten, oder ob sie verlernen, nach ihren Wünschen zu handeln. Natürlich ist es die Aufgabe der Eltern, die Spontanität der Kinder in gewisse Bahnen zu lenken. Reglementieren und verbieten die Erwachsenen sehr viel, machen sie sich dauernd über die Konsequenzen Sorgen, hemmen sie die Kinder durch ihre Fürsorge und Einengung, dann geht den Sprösslingen die Natürlichkeit, Unerschrockenheit, die Lust und Selbstverständlichkeit an "Das mach ich jetzt einfach!" mit der Zeit verloren.

Die Folge sind mitunter verunsicherte Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die ihre Träume aufgeben oder aufgegeben haben. Für Erwachsene kann es lustvoll und befreiend sein, manchmal den Mut, die Tatkraft und die kindliche Impulsivität wieder hervorzuholen, damit hin und wieder das Grübeln auszuschalten, sich von der Natürlichkeit und Freude der Kinder anstecken zu lassen und einfach zu machen, wonach ihnen gerade ist.

Wie ist Ihre Erfahrung?

Wie spontan sind Sie? Was steht auf Ihrer "Was ich im Leben noch erleben will"-Liste? Was hindert Sie daran, Dinge jetzt zu machen? Posten Sie Ihre Erfahrungen, Fragen und Ideen im Forum! (Andrea Leidlmayr, Christine Strableg, 21.4.2017)