Nicht für alle Schüler ist die Schule zum Haare raufen. Immerhin 40 Prozent sind mit ihrem Leben sogar sehr zufrieden.

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Jeder fünfte Schüler in Österreich wird regelmäßig gemobbt. Zu diesem Ergebnis kommt die erste Sonderauswertung der Pisa-Daten zum Lernumfeld und dem Lernverhalten von 15-Jährigen. Untersucht wurde dafür die Beziehung zu Mitschülern, zu Lehrern und Eltern, weiters wurde die Freizeitgestaltung, aber auch die sportliche Aktivitäten in der Schule erhoben.

Zwar liegt Österreich bei Mobbing in der Schule im OECD-Mittelfeld. Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass Mobbing trotz guter Schulleistungen die Wahrscheinlichkeit, frühzeitig die Schule zu beenden, stark erhöht, sagt Andreas Schleicher, Leiter des OECD-Bildungsdirektorats, bei der Präsentation. Schüler, die sich als Teil der Schulgemeinschaft fühlen und gute Beziehungen zu ihren Eltern und Lehrern haben, erbringen bessere schulische Leistungen und sind zufriedener. Österreich liegt bei beiden Geschlechtern im OECD-Mittelfeld, Burschen sind aber generell zufriedener als Mädchen.

Mit dem Leben zufrieden

Insgesamt sind Österreichs Schüler großteils mit ihrem Leben zufrieden, knapp 40 Prozent sind sogar sehr zufrieden – beide Werte entsprechen dem OECD-Schnitt. Auch an ihrer Schule fühlen sich die meisten Jugendlichen wohl (76 Prozent, OECD: 73). Gute Schulleistungen tragen aber nicht zwangsläufig zu mehr Zufriedenheit der Schüler bei.

Denn sehr gute kognitive Leistungen bei den Pisa-Tests würden etwa in Südkorea und Hongkong erbracht, sie verfügen aber über die unzufriedensten Schüler. Zufrieden sind Schüler in der Schweiz, in Finnland und den Niederlanden. Auch sie sind beim Pisa-Test immer auf den vorderen Plätzen zu finden. Denn je mehr sich die Schüler von ihren Lehrern unterstützt fühlen, umso höher ist das Zugehörigkeitsgefühl zur Schule und umso höher auch die Lebenszufriedenheit. Und damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Schüler bessere Leistungen erbringen, so Schleicher.

Schulsorgen reduzieren

Rund 60 Prozent der Schüler haben laut der Erhebung Angst vor Prüfungen. Es gibt aber keinen Zusammenhang mit der Häufigkeit von Tests. Die Schüler in der Schweiz, den Niederlanden oder auch Estland leisten sehr viel, trotzdem ist die Angst vor schlechter Leistung dort begrenzt, sagt Schleicher und ergänzt: "Die Sorge wird durch Lehrer und Schüler bestimmt." Häufig haben Schüler trotz guter Vorbereitung Angst vor Prüfungen. Im OECD-Schnitt sind es 55 Prozent, in Österreich liegt die Angst, trotz guter Vorbereitung zu Versagen, bei 51 Prozent.

Generell ist der Ehrgeiz der österreichischen Schülerinnen und Schüler im internationalen Vergleich weniger stark ausgeprägt. Nur 47 Prozent der Jugendlichen gaben bei Pisa 2015 an, dass sie zu den Klassenbesten gehören wollen. Im OECD-Schnitt sind es 59 Prozent.

Unterstützung der Eltern

Besonders interessant ist für Schleicher der große Einfluss, den Eltern auf den schulischen Erfolg ihrer Kinder haben. "Wo Eltern mit ihren Kindern reden, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, zufrieden zu sein, um 60 Prozent", sagt Schleicher. Dieser Faktor habe einen höheren Einfluss auf die Leistungsstärke als andere Schulfaktoren. Immerhin 20 Pisa-Punkte mehr können Schüler, deren Eltern Interesse zeigen, erreichen. "Das ist mehr als ein halbes Schuljahr", ergänzt Schleicher.

Die Schule sei der erste Ort, an dem Schüler mit der Vielfalt der Gesellschaft in Berührung kommen; dieser Ort präge die Art, wie sie später auf Menschen zugehen. Daher sei es wichtig, nicht nur die Leistungen der Schüler zu erheben, sondern den Blick auch auf die sozio-emotionalen Bedürfnisse zu richten. "Und die Studie hat auch gezeigt, dass beides möglich ist, Leistung und Wohlbefinden", so Schleicher. (Gudrun Ostermann, 19.4.2017)