19 Prozent der 15-Jährigen in Österreich werden zumindest ein paar Mal pro Monat in der Schule gemobbt.

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Wien – 19 Prozent der 15-Jährigen werden zumindest ein paar Mal pro Monat in der Schule gemobbt. Das zeigt eine am Mittwoch veröffentlichte Sonderauswertung der Pisa-Studie 2015. Im Vergleich zu anderen OECD-Staaten sticht Österreich mit diesem Ergebnis über Bullying nicht hervor. Gleichzeitig sind Österreichs Schüler mit ihrem Leben großteils zufrieden, die meisten fühlen sich auch an ihrer Schule wohl.

Bullying ist an den Schulen international weit verbreitet, die österreichischen Ergebnisse liegen genau im OECD-Trend: Rund zwölf Prozent der 15-jährigen Österreicher gaben bei der Zusatzerhebung zu der internationalen Leistungsvergleichsstudie an, dass man sich in der Schule häufig (mindestens einige Male pro Monat) über sie lustig macht. Über acht Prozent wurden oft gemeine Gerüchte verbreitet, sechs Prozent wurden oft ausgeschlossen, fünf Prozent der Schüler wurden Dinge weggenommen oder zerstört. Vier Prozent wurden häufig geschlagen oder geschubst, hier gibt es aber große Unterschiede zwischen den Ländern, die von ein bis rund zehn Prozent reichen. Insgesamt sind Burschen international häufiger Opfer von Bullying, von häufigen gemeinen Gerüchten sind Mädchen öfter betroffen (9 Prozent gegenüber 8).

"Null-Toleranz-Praxis"

Der OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher fordert eine "Nulltoleranzpraxis" bei Mobbing, um deutlich zu machen, dass so etwas nicht akzeptiert wird. Im Kampf gegen Schikanen an den Schulen müssten alle Beteiligten – Schulleitungen, Lehrer, Eltern und Kinder – an einen Tisch gebracht werden. Wenn man das Thema den Schulpsychologen und Sozialarbeitern überlasse, schiebe man es nur weg.

Insgesamt sind Österreichs Schüler – entsprechend dem internationalen Trend – großteils mit ihrem Leben zufrieden: Auf einer Skala von 0 bis 10 geben sie im Schnitt ihre Zufriedenheit mit 7,5 an, knapp 40 Prozent sind sogar sehr zufrieden – beide Werte entsprechen dem OECD-Schnitt. Auch an ihrer Schule fühlen sich die meisten Jugendlichen wohl (76 Prozent, OECD: 73). 86 Prozent fühlen sich ganz klar nicht als Außenseiter.

In einigen Ländern wie Südkorea oder in Hongkong, die bei der Pisa-Studie in Naturwissenschaften und Mathematik Spitzenergebnisse einfahren, ist die Lebenszufriedenheit der Schüler geringer. Dass es auch anders geht, zeigen Staaten wie Finnland, die Niederlande und die Schweiz, wo die Schüler zufrieden mit ihrem Leben sind und dennoch gute Leistungen erbringen.

Geringer Ehrgeiz

Der Ehrgeiz der österreichischen Schüler ist im internationalen Vergleich gering ausgeprägt: In Österreich gaben bei Pisa 2015 signifikant weniger Jugendliche an, dass sie "einer der besten Schüler meiner Klasse sein" wollen (47 gegenüber 59 Prozent im OECD-Schnitt). Deutlich geringer als im OECD-Schnitt fällt auch der Anteil derer aus, die mit einem Hochschulabschluss rechnen (27 Prozent in Österreich gegenüber 44 Prozent).

Insgesamt machen sich viele Schüler Sorgen über ihre Leistungen: 59 Prozent haben oft Angst vor Schwierigkeiten bei einer Prüfung, 66 Prozent vor schlechten Noten. 55 Prozent haben sogar dann Angst vor einem Test, wenn sie sich gut vorbereitet haben – ein Faktor, der wiederum mit schlechteren Ergebnissen einhergeht. In Österreich ist der Anteil der Schüler mit Versagensängsten trotz guter Vorbereitung mit rund 51 Prozent etwas geringer. Hierzulande geben auch wesentlich weniger Schüler an, beim Lernen große Anspannung zu spüren (19 Prozent versus 37 im OECD-Schnitt).

Zufriedenheit steigert Motivation

Je mehr sich die Schüler durch ihre Lehrer unterstützt fühlen, umso höher ist laut der Pisa-Zusatzerhebung das Zugehörigkeitsgefühl zur Schule und umso höher auch die Lebenszufriedenheit. An Standorten mit überdurchschnittlich vielen zufriedenen Schülern steigt wiederum auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Jugendlichen motiviert sind und bessere Leistungen erbringen. Für die OECD wäre es daher sinnvoll, wenn Lehrer in der Beobachtung, im Zuhören und interkultureller Kommunikation mit ihren Schülern ausgebildet werden. Auch eine gute Beziehung zu den Eltern (ausgedrückt unter anderem durch Gespräche und gemeinsames Essen) wirkt sich laut der Erhebung positiv auf die Zufriedenheit und Leistung der Schüler aus. (APA, 19.4.2017)