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Muss nun liefern: Judd Trump.

Foto: dapd/gowthorpe

Sheffield – Im Crucible Theatre kommt es erstens anders, und zweitens als der Snooker-Fan denkt. Wenn dieses Jahr die Frage gestellt wurde, wer bei dieser WM sicher vorne mit dabei wäre, dann lautete die Antwort zumeist: Judd Trump.

Die Nummer zwei der Welt hat eine bärenstarke Saison hinter sich. Und irgendwie schien der 27-Jährige aus Whitchurch, der schon seit Jahren zur absoluten Weltspitze zählt, ganz einfach reif dafür zu sein, dass es jetzt auch einmal bei einer WM für ihn bis weit nach oben geht.

Verzögerter Fehlstart

Zu Beginn seiner Erstrundenpartie gegen Rory McLeod, seines Zeichens einziger schwarzer Snookerprofi, sieht es auch genau danach aus: Trump geht rasch mit 4-0 in Führung, wird seinem Favoritenstatus gerecht. In der auch Midsession Interval geanannten Teepause aber reißt ihm komplett der Faden. Fehler reiht sich an Fehler, und der routinierete McLeod sagt danke.

Mit Trumps freundlicher Hilfe gelingen dem im englischen Wellingborough aufgewachsenen Sohn jamaikanischer Eltern ein paar hübsche Breaks. Und hast du nicht gesehen steht es nicht mehr 4-0 – sondern 4-5 aus der Sicht von Trump! "The Ace in the pack" muss vor der zweiten Session dieses Matches nun erst einmal seine Form wiederfinden, wenn er dem Unternehmen erster WM-Titel nicht schon in Runde eins adieu sagen möchte.

Liang mit Mühe

Es wird Judd Trump kaum Trost sein, aber: Auch viele andere Favoriten hatten und haben in ihren Erstrundenpartien zu kämpfen. Dass Stuart Carrington für Liang Wenbo aus China kein Jausengegner ist, durfte zwar erwartet werden. Dass sich die zweite Session der beiden am Dienstag Abend aber zu einem so epischen Duell entwickeln würde, in dessen zwölftem Frame etwa mehr als eine Viertelstunde lang um den verbliebenen schwarzen Ball gekämpft wurde (Carrington lochte ihn schließlich), war natürlich nicht abzusehen. Am Ende setzte sich Liang Wenbo vor allem aufgrund der von Carrington ausgelassenen Chancen mit 10-7 durch.

Dort trifft Liang auf seinen Landsmann Ding Junhui, der seine zweite Session eher prosaisch als episch anlegte. Ding verwaltete die 7-2-Führung aus Session eins gegen seinen erst 19-jährigen Kontrahenten Zhou Yuelong routiniert. Der Vorjahresfinalist setzte sich trotz massiver Gegenwehr letztlich ungefährdet mit 10-5 durch und bucht damit sein Ticket fürs Achtelfinale.

Routinierter Higgins

Auch John Higgins durfte beim Stand von 7-2 für ihn in die zweite Session gegen Martin Gould starten, und auch in diesem Match erwies sich der Vorsprung als zu groß. In einer auf hohem Niveau geführten und von starken Breaks geprägten Partie setzte sich der vierfache Weltmeister trotz anfänglicher Gouldscher Aufholjagd mit 10-6 durch. Im Achtelfinale steht Higgins damit ein spannendes Duell mit Mark Allen bevor.

Carter kämpft

Mit Ali Carter plagte sich am Dienstag ein weiterer favorisierter Spieler in seiner ersten Session des Turniers erheblich. Carters Gegner, Graeme "Dott the Pot" Dott, ist allerdings beileibe kein Unbekannter. Zwar ist der Weltmeister des Jahres 2006 derzeit auf Rang 29 der Rangliste abgerutscht, schon in der Qualifikation für die WM zeigte Dott aber, dass er bei diesem Turnier wieder voll da ist.

So sehr, dass er gegen Carter gleich einmal mit 4-0 nach Frames vorlegte. Nach einem Comeback Carters geht Dott trotzdem mit einem bequemen 6-3-Vorsprung in die zweite Session. Ob "The Captain", wie Carter von seinen Fans genannt wird, das Ruder in Session zwei noch herumreißen kann, wird sich erst weisen. (Anatol Vitouch, 19.4.2017)