Wien – Der Vorschlag von Familienministerin Sophie Karmasin, an Österreichs Schulen einheitlich Herbstferien einzuführen, stößt bei den Eltern- und Lehrervertretern nicht auf Begeisterung.

Karmasin hatte bei der Präsentation ihres Modells angegeben, sie habe dieses in monatelangen Verhandlungen auch mit den Schulpartnern erarbeitet. Der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger von der Fraktion Christlicher Gewerkschafter bestätigte im Ö1-Morgenjournal zwar Gespräche zum Thema, den konkreten Vorschlag müsse man allerdings erst auf die pädagogische Sinnhaftigkeit prüfen.

Lernen in der Freizeit

Gernot Schreyer vom Bundeselternverband sprach sich explizit gegen bundesweit einheitliche Herbstferien aus. Er verwies auf unterschiedliche Bedürfnisse der verschiedene Schultypen. Außerdem würden Schularbeiten und Prüfungen im Herbst ja trotzdem stattfinden, statt für Erholung müssten die freien Tage dann erst recht zum Lernen genutzt werden. Unterstützung bekommt Karmasin lediglich von der ÖVP-nahen Schülerunion.

Mahrer pro offene Diskussion

Wissenschaftsstaatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) hat sich nach dem Vorschlag seiner Parteikollegin Familienministerin Sophie Karmasin am Mittwoch für eine offene Diskussion über einheitliche Herbstferien ausgesprochen. In der SPÖ ist man nach wie vor nicht begeistert über die Kommunikation des Koalitionspartners.

"Es ist ganz grundsätzlich nicht schlecht, wenn jeder seinen bzw. ihren Job macht", richtete Kanzleramtsminister Thomas Drozda (SPÖ) im Pressefoyer nach der Regierungssitzung der Familienministerin aus. "Ich war nicht eingebunden", bekräftigte zuvor Unterrichtsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) zu Karmasins Vorschlag. Dementsprechend beurteilt die Bildungsministerin Karmasins Beitrag auch als "eine Stellungnahme". Ihr Verhandlungspartner in der Angelegenheit sei Mahrer.

Hammerschmid richtet sich nach Eltern

Hammerschmid will sich beim Thema Herbstferien jedenfalls nach den Eltern richten. Im Rahmen des Schul-Autonomiepakets habe es von Eltern das "klare Signal" gegeben, diese Frage autonom an den Schulen zu bestimmen.

Mahrer ortete jedenfalls einen "idealen Zeitpunkt", um solche Ideen wie jene seiner Parteikollegin im Rahmen der Begutachtung des Autonomiepakets einzubringen. Entscheidend sei die Frage, ob es für die Kinder sinnvoll sei. Man werde sich das faktenbasiert ansehen und offen debattieren, meinte Mahrer. (APA, 19.4.2017)