Zumindest ein knappes Rennen hatten sich viele erhofft – doch als am Mittwoch die ersten Ergebnisse eintrafen, wurde schnell klar, dass Jakartas Gouverneur Basuki Tjahaja Purnama, genannt Ahok, die Wahl hoch verlieren würde. Was dem Ergebnis eine größere Dimension verleiht, ist seine Aussage über den Weg, den Indonesien nimmt. Der Staat, in dem weltweit die meisten Muslime wohnen, gilt bisher als tolerant. Die Staatsphilosophie der Pancasila sichert den Gläubigen der fünf wichtigsten Religionen des Landes Gleichbehandlung und Respekt zu.

Doch das Wahlergebnis stellt diese Tradition infrage: Denn Ahok, Christ mit chinesischen Wurzeln, hatte wegen seiner Performance als kompetenter Manager stets als hoher Favorit für die Wiederwahl gegolten. Zumindest so lange, bis sich radikale Islamisten in den Wahlkampf einschalteten. Sie stellten im Herbst ein manipuliertes Video ins Internet, in dem sich Ahok ungeschickt über einen Koranvers äußerte, der die Herrschaft Ungläubiger verbietet. Großdemos und ein Blasphemie-Prozess waren die Folge.

Ahoks Gegner, Anies Baswedan, ist zwar Muslim, aber kein Angehöriger der Islamistenbewegung. Die ist zumindest in der Politik noch immer schlechter organisiert als traditionelle Parteien. Am Mittwoch versprach auch Baswedan, sich für Toleranz einzusetzen. Er spielte im Wahlkampf aber mit den Ressentiments gegen Ahok. Dass er damit so großen Erfolg hatte, ist ein Grund zur Sorge. (Manuel Escher, 19.4.2017)