Der junge Erwin Pröll (rechts).

Foto: Screenshot / ORF TVThek

Unergründlich überraschend sind die Giganten unserer Epoche. Wer vermutet hatte, Erwin Pröll sei – durch höhere Mächte zum Wohle der Demokratie – als oberster Landesritter nach Niederösterreich herabgesandt worden, muss umdenken. Die Seitenblicke berichten: Der nunmehrige Politpensionist ging einst zur Schule, der Beweis hat nun sogar ein Dach überm Kopf.

Vielleicht um der Bevölkerung den Trennungsschmerz (von Pröll) zu lindern, wurde im Museumsdorf Niedersulz eine uralte Volksschule aus Radlbrunn wiedererrichtet und in Anwesenheit des Scheidenden dem Alltag übergeben. Und tatsächlich: Pröll gestand, in ihr einst Schüler gewesen zu sein. Überhaupt waren Offenheit und Güte zugegen: Die freche Reportervermutung, Pröll seien einst "Schulstreiche nicht fremd" gewesen, quittierte er mit jener Milde eines Abschiednehmenden, die er unlängst im ZiB 2-Interview so schmerzlich vermissen hat lassen.

Natürlich hätte er jedes Recht gehabt, den Seitenblicken später die Forderung mit auf den Weg zu geben, der ORF möge vom gelenkten Journalismus Abstand nehmen. Angesichts der Jugendfotos, die nun die Wände der Radlbrunner Schule zieren, konnte er jedoch nicht anders, als – quasi von Fakten erdrückt – zu gestehen, "damals mehr Haare" gehabt zu haben.

Es waren erkenntnisreiche, erhebende Momente, denen am Mittwoch im Landtag der Abschied folgte. "Wenn es um das Land ging, kannte ich keine Pause!", donnerte Pröll, um letztlich mit leicht brüchiger Stimme das Erreichen der "Endstation der Dienstreise" zu verkünden. Der Dienst muss enden, so bitter ist Demokratie. Die Reise für und durchs Land aber möge ewig währen. Die Seitenblicke brauchen Pröll. (Ljubiša Tošic, 19.4.2017)