Schneefall am Mittwoch in Mariazell.

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Und nochmals Mariazell: ein verschneiter Gastgarten am Mittwoch.

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Wien – Aufgrund der Witterungsverhältnisse sind in der Nacht auf Donnerstag mehrere tausend Haushalte im Burgenland ohne Strom gewesen. Wie die Netz Burgenland mitteilte, waren vor allem die Bezirke Oberpullendorf und Oberwart betroffen. Aktuell gebe es noch in den Bezirken Oberwart, Güssing und Jennersdorf vermehrt Unterbrechungen.

Man sei dabei, die Versorgung wiederherzustellen, teilte Sprecher Gerhard Altmann mit. Es sei aufgrund der Wettersituation allerdings nicht auszuschließen, dass es zu weiteren Unterbrechungen kommt.

Die burgenländischen Feuerwehren hatten in der Nacht auf Donnerstag alle Hände voll zu tun, laut Landessicherheitszentrale gab es seit Mittwochabend mehr als 120 Einsätze. Vor allem steckengebliebene Fahrzeuge und umgeknickte Bäume beschäftigten die Helfer.

Ausfall auch in Niederösterreich

Auch in Niederösterreich waren am Mittwoch und in der Nacht auf Donnerstag bis zu 25.000 Haushalte ohne Strom. In der Früh sei die Zahl noch knapp über 1.000 gelegen, sagte EVN-Sprecher Stefan Zach.

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Die Störungstrupps der Netz NÖ seien unter teils schwierigen Bedingungen im Einsatz gewesen. Bäume seien geknickt, Äste abgebrochen und in Freileitungen gestürzt, das habe zu Schneedruckstörungen geführt. Gleichzeitig betroffen gewesen seien maximal 8.000 Haushalte. Die Haupteinsatzgebiete lagen laut dem Sprecher in und um Pottenstein im Bezirk Baden sowie in und um Böheimkirchen im Bezirk St. Pölten.

Schneerekord im Osten Österreichs

Im Osten Österreichs liegt im Bergland stellenweise so viel Schnee wie noch nie in der zweiten Aprilhälfte. Auch der Westen war teils tief verschneit, jedoch weit entfernt von einem Rekord. Für die Nacht auf Freitag bestehe eine Frostwarnung, teilte die Zamg am Donnerstag mit.

Im steirischen Mariazell gab es allerhand zum Schneeschaufeln.
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Die größten Schneemengen kamen in den vergangenen beiden Tagen auf den Bergen der Osthälfte Österreichs zusammen, besonders im Gebiet von den Ybbstaler Alpen bis ins Rax/Schneeberggebiet. Hier schneite es ab einer Seehöhe von 1.000 Metern verbreitet zwischen 70 und 100 Zentimeter, stellenweise sogar bis zu 150 Zentimeter. Die Lawinenwarndienste Steiermark und Niederösterreich gaben für einige Regionen die höchste Lawinenwarnstufe 5 aus.

Niederösterreich: Auf Skitouren verzichten

Wegen der Lawinengefahr in den niederösterreichischen Alpen hat die Bergrettung am Donnerstag dazu aufgerufen, auf Berg- und Skitouren zu verzichten. Die Helfer selbst sind einer Aussendung zufolge in erhöhter Alarmbereitschaft.

Die Lawinengefahr reiche aktuell bis zur Warnstufe 5 beziehungsweise "sehr groß" (Ybbstaler Alpen). Sie werde auch in den kommenden Tagen groß (Stufe 4) oder zumindest erheblich (3) sein. Im Gelände sei äußerste Vorsicht geboten, betonte Hubert Köttritsch, Sprecher der Bergrettung NÖ/Wien. Auch auf Zufahrtstraßen in den Bergen könne es bei extremer Schneelage "zu Lawinenabgängen an Stellen kommen, die bis dato als sicher gelten beziehungsweise wo bisher noch nie Lawinenabgänge registriert wurden".

86 Zentimeter in Lunz am See

Die Schneehöhe in der nördlichen Obersteiermark und in Niederösterreich war zum Teil extrem ungewöhnlich. "In Lunz am See lagen am Donnerstag in der Früh 86 Zentimeter Schnee. Das gab es hier in der zweiten Aprilhälfte seit Messbeginn im Jahr 1896 noch nie. Der Rekord für den gesamten April liegt in Lunz bei 170 Zentimetern am 1. April 1944", schilderte Zamg-Klimatologe Alexander Orlik.

Feuerwehr hilft Rotes Kreuz Mariazell

Das Rote Kreuz Mariazell muss angesichts der Schneemassen zu ungewöhnlichen Maßnahmen greifen. Die Rettung wird vorerst nur gemeinsam mit der Feuerwehr zu Einsätzen fahren: Einige Häuser sind nicht ohne Hilfe zu erreichen. Wege müssen ausgeschaufelt und Patienten mit Tragehilfen in die Einsatzfahrzeuge gebracht werden. Manche Zufahrten sind gar nur mit größeren Feuerwehrfahrzeugen zu bewältigen.

Wege müssen ausgeschaufelt und Patienten mit Tragehilfen in die Einsatzfahrzeuge gebracht werden.
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In Absprache mit dem Bürgermeister wurde die Regelung bis auf weiteres eingeführt. Die Feuerwehr unterstützt die Rettungskräfte, um durch die rund einen Meter dicken Schneedecken zu kommen. Ein medizinischer Notfall Donnerstagvormittag hatte bereits die Feuerwehr auf den Plan gerufen. Ein Patient konnte nur mithilfe der Kollegen der anderen Blaulichtorganisation gerettet werden, teilte das Rote Kreuz mit.

Das tief verschneite Mariazell.
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In den westlichen Regionen waren die Schneehöhen deutlich von den Rekorden entfernt. Einige Beispiele: In Schröcken in Vorarlberg wurden am Donnerstag 46 Zentimeter Schnee gemessen. Die höchste Schneehöhe in der zweiten Aprilhälfte waren hier 270 Zentimeter am 15. April 1970, der Aprilrekord liegt bei 288 Zentimeter am 3. April 1944.

In Reutte waren es am Donnerstag 29 Zentimeter Schnee. Die höchste Schneehöhe in der zweiten Aprilhälfte wurde in dem Tiroler Ort am 15. April 1970 mit 71 Zentimetern gemessen, der Aprilrekord liegt dort bei 113 Zentimetern am 1. April 1944.

Frostiger Freitag

Im Lauf des Donnerstags klang der Schneefall ab, in der Nacht auf Freitag klart der Himmel in ganz Österreich auf. Somit wird es ungewöhnlich kalt, der Freitag beginnt mit Temperaturen zwischen minus sieben und null Grad. In schneebedeckten Tälern, besonders in der Westhälfte Österreichs, sind sogar Frühtemperaturen um minus zehn Grad zu erwarten. Dort könnte es vereinzelt so frostig werden wie noch nie in der zweiten Aprilhälfte.

Der Freitag bringt viel Sonnenschein, am Nachmittag liegen die Temperaturen zwischen sieben und 15 Grad. Am Wochenende wechseln Sonne und Wolken, und stellenweise ziehen Regen- oder Schneeschauer durch, vor allem an der Nordseite der Alpen. Die Schneefallgrenze liegt zwischen 800 und 1.200 Metern. Die Höchsttemperatur am Wochenende liegt meist rund zehn Grad, in Kärnten und der südlichen Steiermark sind bis zu 18 Grad möglich.

Lawinengefahr sinkt nur langsam

Die Lawinengefahr in Vorarlberg wurde am Donnerstag auf Stufe 3 ("erheblich") der fünfteiligen Skala herabgesetzt. Am Mittwoch hatte noch "große" Lawinengefahr (Stufe 4) geherrscht. Trotz der Entspannung wurde Wintersportlern weiter Vorsicht angeraten, Touren würden derzeit Erfahrung erfordern, betonte die Landeswarnzentrale.

Auch in den Tiroler Tourengebieten geht die Lawinengefahr nur langsam zurück. Am Donnerstag wurde sie gebietsweise immer noch als erheblich, also mit Stufe 3, eingestuft. Neuschnee und Triebschnee seien störanfällig und könnten häufig schon durch geringe Zusatzbelastung ausgelöst werden, hieß es. Dazu reiche das Gewicht eines einzelnen Wintersportlers. Gefahrenstellen waren oberhalb von etwa 2.400 Metern in steilen, schattseitigen Hängen, in Kammlagen sowie in eingewehten Rinnen und Mulden aller Expositionen zu finden. Anzahl und Verbreitung der Gefahrenstellen nähmen mit der Seehöhe zu.

Ab dem späten Vormittag sollten Wintersportler unterhalb von etwa 2.400 Metern den Festigkeitsverlust der Schneedecke beachten, warnten die Experten. Dort müsse dann zunehmend mit feuchten Rutschen und Nassschneelawinen gerechnet werden. Das betreffe vor allem Hänge, die von Ost über Süd bis West gerichtet sind.

Autobahnen wieder befahrbar

Die Außenringautobahn (A21), die am Mittwoch wegen der winterlichen Verhältnisse in beiden Fahrtrichtungen gesperrt wurde, ist hingegen wieder ungehindert befahrbar, teilte die Asfinag Donnerstagfrüh mit.

Wintereinbruch in Wien.
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Sperren auf der Westautobahn (A1) und Behinderungen auf der Südautobahn (A2) waren demnach ebenfalls bereits in der zweiten Nachthälfte beendet.

Seit Mittwochnachmittag waren die Asfinag mit 20 Einsatzfahrzeugen, die Polizei mit zwölf Streifenwagen, die Feuerwehr mit rund 100 Kräften inklusive Gerätschaften sowie fünf Abschleppfahrzeuge von Bergeunternehmen auf der A21 im Dauereinsatz, um Unfallstellen zu räumen und hängengebliebene Fahrzeuge zu bergen. "Die Rahmenbedingungen dieses Einsatzes waren äußerst herausfordernd", sagte Asfinag-Geschäftsführer Josef Fiala, der sich für die Unterstützung durch die lokalen Einsatzorganisationen bedankte. (APA, red, 20.4.2017)