Die Warnung einer Holocaust-Überlebenden vor der FPÖ ist für den Creativ Club Austria die beste Werbung des Jahres. PR-Gold sollte die Irrfahrt einer Pistenraupe erhalten – doch die Agentur zog im letzten Moment zurück. Insgesamt vergab der CCA 16 goldene Venus-Statuetten
Wien – Frau Gertrude überzeugte nicht nur potenzielle Alexander Van der Bellen-Wähler sondern auch die Jury des Creativ Clubs Austria. Die 89-jährige Holocaust-Überlebende hatte im Bundespräsidentschaftswahlkampf in einem Video vor der Wahlkampfrhetorik der FPÖ gewarnt.
In Szene gesetzt wurde sie von Jung von Matt/Donau, die Agentur wurde jetzt dafür vom CCA mit dem Grand Prix ausgezeichnet, der Verein "Gemeinsam für Van der Bellen" wurde Kunde des Jahres. Jung von Matt/Donau holte mit Frau Gertrude zusätzlich Gold in den Kategorien Direct & Dialog Digital und Social Media.
16 Veneri mit Gold vergab der Creativ Club Austria Donnerstagabend im Wiener Mak, 33 in Silber und 54 in Bronze. Über 630 Einreichungen aus allen Bundesländern wurden in den Wettbewerb geschickt, ein Plus von mehr als 50 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren. Zugelassen waren heuer alle Arbeiten, die zwischen 1. Jänner 2016 und 28. Februar 2017 erstmals veröffentlicht wurden.
Goldveneri
Die meisten Goldtrophäen holte dabei Studio Es. Die Agentur war mit Arbeiten für das Magazin "Keen on", das Filmfestival Diagonale und das "Liga Magazin" erfolgreich. Je zweimal Gold erhielt neben Jung von Matt/Donau auch die Agentur We are Wild für das Google-Spiel konterball.com, Salon Alpin gemeinsam mit Scholz & Friends für Montblanc, Riebenbauer Design mit Arbeiten für Fleischhacker Buchberger und Bäckerei Buchgraber.
Vermeintliche Pistenraupe-Irrfahrt bei PR zurückgezogen
Erstmals wurden dieses Jahr vom CCA auch Preise für Public Relations verliehen. 15 Einreichungen gab es in dieser Kategorie. Von der PR-Jury vergoldet wurde SR1 mit der Aktion rund um eine vermeintliche Irrfahrt einer Pistenraupe, die – so die Idee der Agentur und des Seefelder Tourismusverbands – angeblich in der namensgleichen norddeutschen Gemeinde Seefeld statt in Tirol landete. Zahlreiche Medien berichteten darüber.
"Unerwünschte Reaktionen"
Kurz vor der CCA-Gala zog die Agentur SR1 die Einreichung in dieser Kategorie zurück. "Aufgrund der starken Resonanz und des positiven Feedbacks der Zielgruppe haben wir uns dazu entschlossen, die Aktion in einem Kreativwettbewerb einzureichen, bei dem es vor allem darum geht, Ideen zu beurteilen, sind aber zur Überzeugung gekommen, dass eine Auszeichnung in der Kategorie PR zu unerwünschten Reaktionen führen würde", sagt dazu Agenturleiter Karl Royer zum STANDARD. Und verzichtet damit auf PR-Gold.
Wie berichtet haben der deutsche und auch der österreichische PR-Ethikrat damals diese PR-Aktion gerügt, verschiedene Medien seien "offenbar bewusst belogen und in die Irre geführt" worden.
Gold bei Promotion & Verkaufsförderung
Die Pistenraupen-Einreichungen in anderen Kategorien blieben aufrecht. Die CCA-Jury unter dem Vorsitz von Matthias Spaetgens hielt die Seefelder PR-Kampagne wohl für gelungen, sie wurde in der Kategorie Promotion & Verkaufsförderung vergoldet, bei Social Media versilbert. Spaetgens ist Kreativchef von Scholz & Friends und Leiter des Bereichs Grafik und Werbung an der Universität für angewandte Kunst Wien und stand dieses Jahr der Jury vor.
Weitere Goldtrophäen gingen an die Salzburger Agentur Salic mit Leica Camera, Wien Nord mit Care, Bruch – Idee & Form mit Infinitive Factory, Moodley Brand Identity mit Kunde Ringana.
Den "Student of the Year"-Award holten sich Katharina Götzendorfer und Verena Blöchl mit ihre Diplomarbeit "Eye to Ear – Gallery of Audible Images".
Cannes Young Lions
Wie bereits im Vorjahr wurden auch heuer wieder die besten Nachwuchsarbeiten in den Kreativkategorien Cyber, Design, Film und Print vom CCA prämiert. Diese Gewinner sind für Österreich bei den Young Lions im Juni in Cannes dabei: Marion Fresacher und Magdalena Jo Umkehrer (Design), Teresa Pentzold und Max Hammel (Film), Leo-Constantin Scheichenost und Jonas Weber (Print), Philipp Gärtner und Christoph Thim in der Kategorie Cyber. (red, 20.4.2017)