Foto: globart

Vorbereitung brauchen die Schüler dafür keine. "Am besten funktioniert das Spiel, wenn die Schüler keine Vorstellung haben, was auf sie zukommt", sagt John Hunter. Vor beinahe 40 Jahren entwickelte der Pädagoge aus dem US-Bundesstaat Virginia das World Peace Game, bei dem Schülerinnen und Schüler ab neun Jahren spielerisch die weltpolitischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge erfahren können.

John Hunt erklärt das Spiel.
Foto: globart

Zu Beginn des Spiels werden die Schüler in vier Gruppen aufgeteilt, die jeweils die Regierung eines Landes darstellen. Von der Gruppe müssen danach wichtige Positionen wie Regierungschef, Minister, Diplomaten, Wirtschaftstreibende besetzt werden. Danach werden die Schüler mit akuten weltweiten Problemen konfrontiert: Hunger, bewaffnete Konflikte, Ressourcenknappheit, Klimawandel, globale Migration et cetera. Sie sind nun aufgefordert, diese Probleme in den Griff zu bekommen.

Dreidimensionales Brettspiel

Dafür stellt ein Modell mit vier Ebenen (Meer, Erdoberfläche, Himmel und Weltall) die Welt mit ihren Problemen dar. Jedes Problem wird von Beginn an auf dem Spielfeld abgebildet, vier Länder mit unterschiedlichen Startvoraussetzungen sind auf dem Spielbrett verteilt. Ihre Rohstoffe, Ressourcen, militärischen Einheiten und Städte sind als Spielfiguren über die Ebenen verteilt.

Detail des Spielbretts.
Foto: globart

Komplexe Probleme erkennen, Informationen filtern, Verantwortung übernehmen, im Team arbeiten, schnelle Entscheidungen treffen und diese auch wieder revidieren, wenn sie ins Nichts führen, seien wesentliche Lernaspekte des Spiel, sagt Hunter. Die Vielfalt der Lösungsvorschläge ist für ihn jedes Mal aufs Neue überraschend. "Und auch wenn dieser Effekt nicht beabsichtigt war, ist es immer wieder schön, wenn man beobachten kann, wie die Schüler im Spiel Mitgefühl zeigen", ergänzt er.

Spielerisch lernen

Auf die Idee zum Spiel kam Hunt zufällig. Bei seinem ersten Lehrerjob bekam er als Anweisung vom Direktor nur, dass er kreativ und weltoffen sein soll. Zu wenig für ihn als unerfahrenen Lehrer. Da erinnerte er sich an seine Mentorin während des Studiums, die immer meinte, um Schüler begeistern zu können, müsse man Verbindungen zu Dingen schaffen, die Kinder in diesem Alter besonders mögen. "Und da dachte ich mir: Kinder lieben Brettspiele. Das war 1978, da gab es noch kein Internet oder soziale Medien."

Mittlerweile werde das Spiel weltweit gespielt. Seit 2014 wird es auf Einladung der Zukunftsthemen-Denkwerkstatt Globart auch in Österreich gespielt. 1.000 Schüler konnten sich hier bisher beim World Peace Game einen Überblick über die globalen Problemstellungen machen und Lösungsvorschläge erarbeiten. (ost, 20.4.2017)