Wien – In den Unternehmen der heimischen Industrie ist frostiges Klima schon passé: Die Industriellenvereinigung (IV) spricht von einem robusten Aufschwung in Österreich und erwartet einen kräftigen Beschäftigungsimpuls am Arbeitsmarkt. "Das haben wir schon viele Jahre nicht gesehen", so IV-Generalsekretär Christoph Neumayer am Donnerstag. Österreich habe eine fünf Jahre andauernde "Quasistagnation" überwunden.

"Wir haben jetzt ein positives Momentum", so IV-Chefökonom Christian Helmenstein bei der Präsentation des aktuellen Konjunkturbarometers. Er prognostiziert eine gute Entwicklung bis in den Sommer hinein. Darüber hinaus könne man aber vor allem aufgrund der politischen Lage keine Prognosen abgeben. "Es gibt eine maximale Unsicherheit, die geopolitischen Risiken sind sehr hoch", so Helmenstein. Für 2017 rechnet die IV hierzulande mit einem Wirtschaftswachstum von 1,75 Prozent.

Zum positiven Ausblick der Unternehmen haben unter anderem die Beschleunigung des Welthandels sowie jene des globalen Wirtschaftswachstums beigetragen. Helmenstein spricht von einem multipolaren Wachstum, "angefangen von Indien und China über die Vereinigten Staaten und Australien bis zu der allmählich wieder erstarkenden Eurozone". Dieses könne mehrere Ausfälle und Rücksetzer, wie etwa in Brasilien, Russland oder der Türkei, überkompensieren und würde einen robusten Aufschwung ermöglichen.

Wieder mehr Investitionen

Zum anderen hätten die Unternehmen wieder etwas mehr Vertrauen in den Standort Österreich gefasst und würden wieder vermehrt Erweiterungsinvestitionen tätigen. Die Regierung habe ihre wirtschaftsfeindliche Rhetorik geändert, die Unternehmen hoffen nun auf stabilere Rahmenbedingungen.

Durch die positive Geschäftsentwicklung sei auch mit einer deutlich steigenden Nachfrage am Arbeitsmarkt zu rechnen: Die Industrie soll in den nächsten Monaten etwa 5.000 zusätzliche Jobs schaffen. Klammert man statistische Effekte im Zusammenhang mit der Flüchtlingsmigration aus, werde die Arbeitslosigkeit spürbar zurückgehen. Fachkräfte werden laut Neumayer nach wie vor gesucht, besonders Techniker im Softwarebereich seien gefragt. "Es wird eine Herausforderung sein, diese Jobs zu besetzen", so der IV-Generalsekretär.

Das IV-Konjunkturbarometer – der Mittelwert aus den Beurteilungen der aktuellen Geschäftslage und jener in sechs Monaten – legte im ersten Quartal 2017 von zuvor 29 auf nunmehr 34 Punkte zu. Noch bessere Werte gab es laut IV zuletzt im Sommer 2011. Die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage bewerteten die Unternehmen mit 48 Punkten, im vorangegangenen Quartal waren es 41. Auch die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate deuteten nach oben und kletterten von 17 auf 21 Punkte. Der Aufschwung habe über die Branchen an Breite gewonnen, nur noch jedes 37. Unternehmen berichte von einer schlechten Geschäftslage.

Regierungsprogramm rasch umsetzen

Das Update des Regierungsprogramms stimme die Unternehmen zwar zuversichtlicher, die IV pocht aber auf die rasche Umsetzung angekündigter Maßnahmen. Handlungsbedarf gebe es beispielsweise bei der endgültigen Ausgestaltung des Beschäftigungsbonus. Es sei etwa noch unklar, ob Leiharbeiter, die von einem Unternehmen übernommen werden, unter diese Regelung fallen. In großen Betrieben gebe es 100 bis 200 Leiharbeiter, es wäre kein gutes Signal, diese vom Beschäftigungsbonus auszuschließen, meinte Neumayer.

Bei der Arbeitszeitflexibilisierung fordert die IV erneut das Einschreiten der Regierung, wenn die Sozialpartner auf keinen grünen Zweig kommen. Die Erhöhung der Forschungsprämie harre ebenfalls noch im Ministerrat. Die kalte Progression sollte über alle Gehaltsstufen abgeschafft werden, auch große strukturelle Themen wie Gesundheit und Verwaltung würden noch fehlen. (APA, 20.4.2017)