Mit dem, was sich Wohnungssuchende anfangs vorstellen, hat die Wohnung, die dann am Ende gekauft wird, mitunter nicht mehr viel gemeinsam.

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Mehr als 121.000 Immobilien wechselten 2016 laut kürzlich veröffentlichten Grundbuchdaten des Makler-Netzwerks Remax den Besitzer, was aus dem Vorjahr ein Rekordjahr macht. Jenem Moment, den die Schlüsselübergabe für viele Immobilienkäufer darstellt, gehen aber unzählige Stunden an Überlegungen, Recherchen und Wohnungsbesichtigungen voraus – und viele Zweifel. All das dauert Wochen oder Monate, manchmal sogar Jahre.

Eine grobe Vorstellung davon, was sie sich wünschen, haben die meisten Wohnungssuchenden schnell – auch wenn diese anfänglichen Vorstellungen mit dem, was am Ende gekauft wird, manchmal nicht viel zu tun haben, berichtet Malu Engelmann, Geschäftsführerin von Felix Immobilien. Ein häufiger Fehler: "Oft beginnen Menschen die Wohnungssuche, ohne sich über die Finanzierung Gedanken zu machen." Viele hätten unrealistische Vorstellungen davon, was sie sich leisten können, etwa, weil sie auf monatliche Nebenkosten vergessen.

Angebote vergleichen

Das bestätigt auch Wolfgang Maurer, Geschäftsführer des Kreditvergleichsportals creditnet.at. Dabei, so betont er wohl nicht ganz uneigennützig, könne man mittlerweile mit Vergleichsportalen online die Angebote von Banken vergleichen und innerhalb weniger Stunden das passende Angebot und eine Zusage der Bank bekommen. Auf analogem Weg würde das schnell eine Woche oder länger dauern – wertvolle Zeit, die einen die ausgesuchte Wohnung kosten kann.

Vergleichen zahlt sich aus, bestätigt auch die Arbeiterkammer (AK): Ein AK-Test von sieben Wiener Banken zeigte vergangenes Jahr, dass bei einem 200.000-Euro-Hypothekarkredit mit einer Laufzeit von 25 Jahren bis zu 20.000 Euro gespart werden können. Zwar wird auch über unterschiedlich hohe Bearbeitung- und Kontoführungsgebühren berichtet. "Der springende Punkt ist aber der Zinssatz", betont Maurer.

Kulturelle Unterschiede

Bei der Frage, wie viele Eigenmittel nötig sind, sieht er auch kulturelle Unterschiede: "Im asiatischen oder angelsächsischen Raum ist es normal, ganz ohne Eigenmittel zu kaufen." Das sei zwar auch hierzulande für manche Geldinstitute denkbar, empfohlen wird aber meist ein Eigenmittelanteil von 20 bis 30 Prozent. Engelmann sieht eine wichtige Aufgabe von Maklerinnen darin, diese Aspekte mit Interessenten zu besprechen – "ohne dabei oberlehrerhaft zu wirken". Am Ende gehe es darum, "zu sehen, ob sich die Wunschwohnung ausgeht".

Ist das der Fall und die richtige Wohnung gefunden, dann wird diese mehrmals besichtigt – empfehlenswert ist das an unterschiedlichen Wochentagen und zu unterschiedlichen Tageszeiten. Wichtig ist laut Engelmann auch, dass den Interessenten sämtliche Unterlagen "zum richtigen Zeitpunkt" vorgelegt werden – ohne sie mit einer Flut an Dokumenten zu überfordern. Wichtig sind beispielsweise ein Grundbuchauszug, der Wohnungseigentumsvertrag, der die Pflichten der Eigentümer regelt, eine Vorausschau der Hausverwaltung und eine Nebenkostenübersicht.

Oft würden bei der Entscheidungsfindung auch Gutachter beauftragt, die die Wohnung auf Mängel abklopfen. Wer darauf verzichtet, der komme zumindest mit den Eltern oder Freunden, die dann aber oftmals kritischer seien als der Profi, sagt Engelmann schmunzelnd.

Kaufanbot legen

Dass sich potenzielle Käufer mit Kaufanboten anstellen, wie manche Verkäufer im Gespräch mit Interessenten verlautbaren, komme nur bei "wirklich günstigen Angeboten" manchmal vor, sagt Engelmann. Überstürzt will die Entscheidung dennoch nicht sein.

Denn ein Kaufanbot ist verbindlich. Nimmt der Verkäufer es an, dann wechselt die Immobilie ihren Besitzer. "Als Makler lässt man den Interessenten in dieser Situation tunlichst nicht allein", sagt Engelmann, die davon abrät, "irgendetwas in das Kaufanbot zu schreiben." Nicht ganz ohne Hintergedanken: "Wenn das ein unrealistisches Angebot ist, dann verliert man als Makler auch die Glaubwürdigkeit beim Abgeber."

Der letzte Schritt nach dem Unterzeichnen des Kaufvertrags ist dann der Eintrag ins Grundbuch. Damit wird man offiziell zum Wohnungseigentümer – und somit, wenn auch nur als Nebenaspekt, zum Teil der Grundbuch-Statistik für 2017. (Franziska Zoidl, 12.5.2017)