Trainer Marco Rose: "Früher wurde die Nachwuchsarbeit unterschätzt, mittlerweile wurde die Wichtigkeit erkannt."

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Nyon/Wien – Marco Rose sagt, man dürfe vor dem FC Barcelona nicht in Ehrfurcht erstarren. Vielleicht später einmal, wenn aus den jungen Fußballern erwachsene Männer geworden sind. Der 40-jährige Rose aus Leipzig trainiert die U18 von Red Bull Salzburg. Der Freitag ist ein außergewöhnlicher Tag für ihn und seine Mannschaft, die Jungbullen treffen im Halbfinale der Uefa Youth League in Nyon auf den FC Barcelona (13 Uhr, Liveticker auf derStandard.at). Das zweite Match bestreiten Real Madrid und Benfica Lissabon, am Montag wird im Finale der Sieger gekürt. Die Youth League wurde 2013 vom europäischen Verband eingeführt, sie soll der Vorhof zum Paradies sein. Die Spieler sind maximal 19 Jahre alt. Salzburg hat auf der bemerkenswerten Reise nach Nyon unter anderen Manchester City, Paris Saint-Germain und Atletico Madrid geschlagen.

Barcelona dient durchaus als Vorbild. Der legendäre Johan Cruyff hatte Ende der 70er die Nachwuchsakademie La Masia gegründet, die Katalanen entwickeln dort die Kicker selbst, schufen eine durchgängige Spielphilosophie, das Tiki-Taka. Lionel Messi, Andres Iniesta und Xavi waren die Musterschüler.

Parallelen zu Barcelona

Die Akademie von Red Bull in Liefering ist logischerweise viel jünger und auch deshalb nicht ganz so berühmt. Rose stellt trotzdem Parallelen fest. "Auch wir haben eine einheitliche Spielphilosophie, arbeiten intensiv gegen den Ball, wollen den Ball haben." Salzburg soll sich wie Barcelona selbst beliefern. "Ziel ist es, die Jungen für die erste Mannschaft auszubilden. Ich meine Salzburg, nicht den Partnerklub Leipzig."

Rose wiederum wird vom FC Liefering beliefert, der Erstdivisionär stellt das Gerüst der Mannschaft, die den FC Barcelona nicht nur ärgern möchte. Das Team ist eingespielt, also voll im Saft, es wird mit einigen Kräften aus der U18 aufgefüllt. Liefering wiederum wird von Thomas Letsch gecoacht. Rose: "Das ist kein Problem, weil die Idee vom Fußball die gleiche ist." Natürlich könne man nicht voraussagen, "wie viele es dann wirklich ins Profitum schaffen. Der Schritt ist ein großer, wir können nur die Wahrscheinlichkeit erhöhen. Jeder Spieler hat eigene Ansprüche, eigene Ziele, jeder träumt von einer großen Liga im Ausland."

Sechs Österreicher in der Startelf

Gegen Barcelona werden sechs Österreicher der Startelf angehören, die meisten sind schon seit ihrem zwölften Lebensjahr dabei. Genauso wie zwei Deutsche, die nahe der Grenze wohnen. Xaver Schlager hat bereits Erfahrungen in der Kampfmannschaft gemacht, er laboriert an einer Fersenverletzung, fällt aus. Gegen Atletico sind 5.300 Fans in die Bullen-Arena gekommen (2:1), die Erste erhält kaum mehr Zuspruch, allerdings ist Atletico anders als Mattersburg oder Ried. Rose: "Es ist wichtig für die Jungen zu spüren, dass Interesse vorhanden ist, sie angenommen werden."

Der Trainer selbst fühlt sich wohl, lässt sich seinen eigenen Weg offen. "Früher wurde die Nachwuchsarbeit unterschätzt, mittlerweile wurde die Wichtigkeit erkannt. Man steht nicht mehr in der zweiten Reihe."

Gegen Barcelona müsse man mutig sein. "Es reicht nicht, dass wir stolz sind, überhaupt so weit gekommen zu sein. Wir wollen dem Spiel unseren Stempel aufdrücken, agieren, nicht reagieren." Natürlich werde die Kluft zwischen Salzburg und Barcelona letztendlich größer werden. "Aber an diesem Tag und in diesem Alter ist das nicht der Fall." (Christian Hackl, 20.4.2017)