In der Schweiz ist die Zahl der Asylanträge stark angestiegen. Im März 2017 wurden fast 1.650 mehr Gesuche eingereicht als im Februar 2017, wie die Regierung am Donnerstag mitteilte. Das entspricht einem Zuwachs von knapp neun Prozent. Die Anzahl der Anträge ist grundsätzlich im Frühjahr höher, Experten rechnen aber damit, dass es heuer generell mehr Asylwerber geben könnte. Diese Einschätzung dürfte in Südwestdeutschland für Aufsehen sorgen: Denn die Zahl jener, die durch die Schweiz nach Baden-Württemberg gelangen, steigt schon lange kontinuierlich an.

Die Schweiz wird also verstärkt zum Transitland für Flüchtlinge. Diesen Trend bestätigt ein Sprecher des deutschen Innenministeriums: "Von Jänner bis Februar 2017 hat die Bundespolizei 1.356 unerlaubt eingereiste Personen an der deutsch-schweizerischen Grenze festgestellt. Im Vorjahreszeitraum wurden 402 Migranten festgestellt." Im gesamten Jahr 2016 hätten die Beamten 7.672 unerlaubte Einreisen registriert. 2015 seien es hingegen 4.179 gewesen.

Wie ist dieser Anstieg zu erklären? Arbeiten schweizerische und deutsche Behörden nicht genug zusammen? Beide Seiten beteuern, dass die Kooperation gut läuft. Einen Aktionsplan mit gemeinsamen Kontrollen und Patrouillen hätten die Partner "vollständig umgesetzt", heißt es aus dem deutschen Innenministerium in Berlin.

Fahndungen mit Helikopter

Auch das Schweizer Grenzwachtkorps betont: "Die Kooperation mit der deutschen Bundespolizei ist seit vielen Jahren etabliert, sehr eng und professionell." So unterhalte man zusammen ein Verbindungsbüro in Basel, und die Beamten rückten zu "Sprungfahndungen mit Helikoptern" aus.

Innerhalb des Schweizer Asylwerbersystems besteht aber erheblicher Handlungsbedarf. Die Regierung in Bern muss einräumen: In den Jahren 2015 und 2016 "verschwanden" rund 6.000 Menschen, bevor über ihren Asylantrag entschieden wurde. Ihr Verbleib ist ungeklärt. Nicht wenige dieser "Abgetauchten" dürften sich wohl auf den Weg nach Deutschland gemacht haben.

Generelle Grenzkontrollen möglich

Das Innenministerium in Baden-Württemberg jedenfalls hat die "Lage sehr genau im Blick". Sollten die Einreisen von Migranten spürbar ansteigen, werde gehandelt. Im "äußersten Fall muss jede Person, die über die Grenze kommt, kontrolliert werden", hieß es aus Stuttgart. (Jan Dirk Herbermann aus Genf, 20.4.2017)