Strategien, um Nutzpflanzen vor der Kälte zu schützen: Frostheizen ...

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... und Vliesplanen.

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Durch Frost abgefallene Apfelblüten im Bezirk Weiz.

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Wien – Zwar kommt flächendeckender Frost in der zweiten Aprilhälfte etwa alle fünf Jahre vor, doch der aktuelle Wintereinbruch ließ die Temperaturen ungewöhnlich tief fallen. Mit minus 5,5 Grad am Grazer und minus 4,4 am Innsbrucker Flughafen verzeichnete die ZAMG in der Nacht auf Freitag zwei neue Frostrekorde.

Die Lawinengefahr ist in Teilen Österreichs weiterhin hoch. Nach den Niederschlägen von Mittwoch und Donnerstag wurde Stufe vier auf der fünfteiligen Skala ausgerufen, sie soll in fast ganz Niederösterreich bis Samstag aufrecht bleiben. Lediglich im Wechselgebiet werde die Gefahr mit erheblich (Stufe drei) beurteilt, berichtete der Lawinenwarndienst.

In den niederösterreichischen Alpen hat der jüngste Wetterwechsel 100 bis 200 Zentimeter Neuschnee gebracht, der Niederschlagsschwerpunkt lag in den Ybbstaler und Türnitzer Alpen. Mit Erwärmung und durch Sonneneinstrahlung werden dort weiterhin spontane Lawinen erwartet. Diese könnten auch exponierte Verkehrswege erreichen.

Gefahr auf Straßen, Wanderwegen, Landebahnen

Nicht passierbar waren wegen Lawinengefahr laut dem niederösterreichischen Landespressedienst die B20 (Türnitz – Annaberg), die L6174 von Lunz bis zur B71 und die B71 über den Zellerrain. Kettenpflicht für Kfz ab 3,5 Tonnen bestand auf der B20 über Josefsberg und Annaberg und auf der B 21 über den Ochsattel.

Die seit Mittwoch gesperrte Straße in das obersteirische Hinterwildalpen, ein Seitental der Salza, ist seit Freitagmittag wieder befahrbar. Die Sperre der Zufahrt in das Tal wurde Freitagmittag aufgehoben, wodurch die rund 80 Bewohner wieder ein- und ausfahren können – zumindest bis auf weiteres. Laut Bürgermeisterin Karin Gulas (SPÖ) könnte sich die Lawinengefahr in den kommenden Tagen wieder verschärfen.

Sowohl die Straße nach Hinterwildalpen, einem Ortsteil von Wildalpen, sowie jene nach Rothwald war nach den starken Schneefällen der vergangenen Tage gesperrt worden. Lawinen drohten auf die Straßen abzurutschen. Da die Direktorin der kleinen Volksschule in Wildalpen aus Hinterwildalpen kommt, war für zwei Tage kein Unterricht möglich. Am Montag wird die Schule aber wieder geöffnet, erklärte Gulas am Freitag im APA-Gespräch.

Auch sonst zu dieser Jahreszeit freie Wanderwege sind oft mit Schnee bedeckt und können wie für einen 21-Jährigen in Vorarlberg, wo ebenfalls noch verbreitet Lawinenwarnstufe drei gilt, zur Gefahr werden. Der Mann geriet am Donnerstagnachmittag bei einer Wanderung in Hohenems in Bergnot, weil er wegen des Schnees den Weg nicht mehr erkennen konnte. Er verirrte sich in steilem Gelände, kurz vor 21 Uhr setzte er einen Notruf ab, woraufhin ihn ein Hubschrauber barg und unverletzt ins Tal brachte, teilte die Polizei mit.

Wie erst am Freitag bekannt wurde, musste am Mittwoch wegen der winterlichen Wetterverhältnisse ein Airbus der Austrian Airlines bei der Landung in Wien noch einmal durchstarten. AUA-Sprecher Wilhelm Baldia bestätigte gegenüber der APA einen Bericht des Expertennetzwerks "Aviation Herald". Demnach hatte ein Flieger, der vor der AUA gelandet war, wegen des Schneefalls die Landebahn nicht schnell genug verlassen.

Aufgrund dessen wurde vonseiten der Flugverkehrskontrolle ein neuer Landeanflug angeordnet. Der AUA-Airbus, der von Amsterdam nach Wien unterwegs war, konnte dann 18 Minuten später als geplant landen.

Obst- und Weingärten droht Frost

In den Obst- und Weingärten drohen durch den nächtlichen Frost empfindliche Einbußen. In Salzburg wurden junge Pflanzen mit Vliesplanen bedeckt, im Burgenland und der Steiermark haben mehrere Winzer auf Frostheizen gesetzt. Aus 52 burgenländischen Gemeinden wurde das Abbrennen von Strohballen zum Schutz gegen den Frost gemeldet, berichtete die Landessicherheitszentrale. 22 Feuerwehren waren zur Brandsicherheitswache im Einsatz.

In der Nacht auf Freitag wurden die ersten Strohballen kurz nach ein Uhr entzündet, Brände aufgrund des Räucherns der Weingärten wurden nicht gemeldet. "Es ist alles sehr kontrolliert und ruhig abgelaufen", sagte Mario Promintzer von der Landessicherheitszentrale. Laut der Landespolizeidirektion gab es keine Verkehrsbehinderungen durch den Rauch, lediglich Anrufe wegen Geruchsbelästigung.

Die Hagelversicherung schätzt nach ersten Erhebungen den Gesamtschaden in der Landwirtschaft in Österreich in den vergangenen Tagen auf über 50 Millionen Euro. "Vom Frost schwer beschädigt wurden vor allem Obst- und Weinkulturen, aber auch Spezialkulturen wie Baumschulen und Spargel. Betroffen sind insgesamt mehr als 12.000 Hektar", berichtete Hagelversicherungs-Chef Kurt Weinberger am Freitag in einer Aussendung.

Freibadsaisonstart in Wien in Gefahr

Selbst die Saisoneröffnung der Wiener Freibäder steht aufgrund der Wetterextreme infrage. Seit Jahrzehnten haben sie am 2. Mai – bei Schönwetter teils schon früher – aufgesperrt. Heuer könnten Kälte und Schneefall dieser Tradition einen Strich durch die Rechnung machen. Denn die Vorbereitungsarbeiten mussten auf Eis gelegt werden. "Es wird eng", sagte Bädersprecher Martin Kotinsky der APA.

Ziel sei es freilich schon, alle 17 Sommerbäder am 2. Mai zu öffnen. Es könnte allerdings sein, dass dann einzelne Becken oder Liegewiesen noch gesperrt bleiben. "Die vergangenen Tage hatten wir einen Stillstand und konnten draußen so gut wie nichts machen", erklärte Kotinsky. Denn bei derlei Wetterverhältnissen könnten die Bassins nicht gestrichen und der Rasen nicht gemäht werden. Durch den erzwungenen Stopp sei man in Verzug geraten. Nur Indoor-Arbeiten hätten zuletzt erledigt werden können.

Aus finanziellen Gründen die Saison später zu starten sei jedenfalls auch im Fall ausbleibender sommerlicher Temperaturen nicht sinnvoll. Denn das Personal sei bereits angestellt, einsparen lasse sich also kaum etwas.

Gar nicht beeindrucken vom späten Wintereinbruch lässt sich das privat geführte Schönbrunner Bad. Man halte am geplanten Eröffnungstermin am Samstag fest, sagte Betreiber Josef Ebenbichler. Am 29. April – und damit auch noch vor den städtischen Freibädern – sperrt das Bundesbad Alte Donau auf. Dieses wird von der Burghauptmannschaft betrieben. (APA, red, 21.4.2017)