Der Wächterrat ist tätig geworden und hat wie üblich die Liste der Präsidentschaftskandidaten, die am 19. Mai im Iran zur Wahl antreten dürfen, radikal auf sechs zusammengehackt. Das große Duell findet zwischen dem amtierenden Präsidenten Hassan Rohani und dem Kandidaten der Konservativen, Ebrahim Raisi, statt – und die Sicherheit, mit der die Rohani-Anhänger auf dessen Wiederwahl setzten, ist mittlerweile geringer geworden. Umfragen sprechen zwar noch immer für Rohani, aber nicht, weil er geliefert, was er 2013 versprochen hat, sondern weil viele Menschen einen Kurswechsel in Richtung neuerliche Verengung trotzdem nicht haben wollen.

Mit Mahmud Ahmadi-Nejad wurde ein Expräsident von den Wahlen ausgeschlossen. Das passierte 2013 auch Ali Akbar Hashemi Rafsanjani. Aber da stand dem Wächterrat wegen dessen Alters eine gute Ausrede zur Verfügung – tatsächlich ist ja Rafsanjani inzwischen verstorben.

Bei Ahmadi-Nejad ist die Sache komplizierter. Es geht nicht nur um die Ungereimtheiten, die Betrügereien in seinem Umfeld. Der Mann mit der Nylonjacke forderte das System heraus – was ja allein seine Registrierung als Kandidat gegen den Willen des religiösen Führers Ali Khamenei wieder zeigt. Ahmadi-Nejad war im Grunde genommen eine iranische Variante in einer Reihe von radikalen, populistischen, nationalistischen Politikern, wie sie seitdem auch in anderen Weltgegenden aufgepoppt sind. (Gudrun Harrer, 21.4.2017)