Großmäuler, die sich für eine gemeinsame Mission zusammenraufen: Das Nagetier Rocket und der rüpelhafte Yondu (Michael Rooker) sind zwei wesentliche Gründe dafür, dass "Guardians of the Galaxy 2" auch Spaß bereitet.

Foto: Disney/Marvel

Wien – Die Helden von Guardians of the Galaxy sind keine dieser Alleskönner, die das Schicksal der Welt allein in Händen halten. Ein mutiertes Fellknäuel, ein hölzernes Gewächs, der menschlich-intergalaktische Bastard oder die grünhäutige Kampfsportamazone: eigentlich lauter Außenseiter, eine exzentrische Aussaat der weiten Galaxie.

Doch im Hollywoodkino gab es neben den großen Einzelkämpfern schon immer die funktionale Truppe, in der jeder sein persönliches Interesse einer praktischen Idee untergeordnet hat. Das war schon die Stärke der bunt zusammengewürfelten Truppe der Western von Howard Hawks. Und so ist es auch bei den Guardians of the Galaxy: Ein Team ist mehr als seine Teile. Als Helden der zweiten Reihe nimmt man sich auch nicht so ernst. Das verleiht der Ausrichtung dieser Marvel-Comics-Adaption einen gelasseneren, selbstironischen Tonfall.

Die Abwechslung, die Guardians of the Galaxy zu stärker pathosgetriebenen Comicverfilmungen brachte, ließ ihn zum Überraschungshit im Sommer 2014 werden. Das Publikum sympathisierte mit der lässigen Unbedarftheit dieses Gespanns. Teil zwei, erneut inszeniert von James Gunn, wäre mithin schlecht beraten, die Gangart zu stark zu verändern. Ging es damals erst einmal darum, die Figuren rund um Star-Lord Peter Quill (Chris Pratt) zum Team zu schmieden, so führt das Sequel nun aus, was inhaltlich schon angelegt war. Auch stilistisch ändert sich wenig.

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Wieder ist es ein aus 1970er- und 1980er-Popsongs bestückter Soundtrack – die zweite "Awesome"-Kassette aus dem Walkman des Helden -, der mit Vorliebe dann erschallt, wenn's heiß hergeht. Das entrückt das Geschehen auf angenehme Weise. Electric Light Orchestra, Fleetwood Mac, selbst Glen Campbells Version von Southern Nights macht sich zu Sternenkämpfen richtig gut. Ein Stück weit hebt es auch die Fixierung auf die genreüblichen Attraktionen auf.

Das von Gunn selbst verfasste Drehbuch nimmt sich diesmal jene Art Identitätskrise vor, die jeden Comichelden von Zeit zu Zeit befällt, und macht daraus nicht gleich ein unüberwindbares Trauma. Quill, von einer überheblichen Rasse als "besonders rücksichtslos" bezeichnet, wird mit seiner ungeklärten Herkunft konfrontiert – väterlicherseits. Die popkulturelle Unterfütterung spielt dabei auch in Guardians of the Galaxy 2 wieder eine wichtige Rolle. Ältere Semester dürfen im Kino ruhig nostalgisch werden.

Quills selbst gewähltes Vorbild war etwa, so einer der guten Gags des Films, ein gewisser David Hasselhoff. Mit dem in John-Carpenter-Filmen geadelten Kurt Russell erhält dieser nun ernstzunehmende Konkurrenz. Er kommt den Guardians in einem brenzligen Moment mit seinem eierfömigen UFO zur Hilfe. Uneitel ist er nicht: Er heißt Ego, bezeichnet sich als Planeten – und als Vater von Quill. Mit dem lang vernachlässigten Sohn will er sich endlich kräftemäßig verbünden.

Familie oder Freundschaft

Damit zielt der zentrale Konflikt in Guardians of the Galaxy 2 auf die Frage, ob sich Freundschaft oder Familie als die stärkere Bande erweist. Der Kniff des Sequels ist allerdings wie schon bei Teil eins, dass jeder Anflug von Ernsthaftigkeit mit Humor ausgebremst wird. Besonders Rocket, das im Original von Bradley Copper gesprochene ruppige Nagetier, ist für solche Relativierungen zuständig. Im Verein mit dem rüpelhaften Space-Punk Yondu (Michael Rooker) und Baby-Groot, der glupschäugigen Jungpflanze, ist er der lohnendste Held des Films.

Zur Schwachstelle des Sequels wird der Umstand, dass die Handlung in zu viele Nebenstränge zerfällt. In der Mitte klafft ein Loch: Die Vorgänge auf Egos esoterischem Planeten bieten genug Gehalt für eine Raumschiff Enterprise-Folge, nicht jedoch für einen über zwei Stunden langen Blockbuster. Zu den besten Momenten gehören dann auch jene, in denen sich der Film vom Gebot des Erzählens befreit und in Wurmlöcher des Unsinns abtaucht. Etwa wie in jener schönen Szene, in der die Handlung stockt, weil Baby-Groot immer das falsche Utensil heranschleppt. (Dominik Kamalzadeh, 24.4.2017)