Marco Fu hat das bessere Ende für sich.

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Sheffield – Die letzte Session der Partie zwischen Marco Fu und Neil Robertson hält Montag Abend alles, was die ersten beiden Sessions versprochen haben. Ein weiteres Mal scheinen beide Spieler einander absolut ebenbürtig zu sein, zum Midsession Interval steht es gleichsam unvermeidlich 10:10 unentschieden.

Das 11:10 für Neil Robertson wird dann von einem Urschrei begleitet. Nach einem mehrmals auf Messers Schneide stehenden Frame brüllt der Australier seine Erleichterung heraus, als es ihm im Farbenendspiel gelingt, die noch verbliebene Schwarze zu lochen und damit in Führung zu gehen: "Come on!" schreit Robertson und deckt die Bande vor Euphorie mit Schlägen ein, als stünde er schon im Viertelfinale.

Fu machts

Zu diesem Zeitpunkt ahnt Neil Robertson natürlich nicht, dass dieser Framegewinn sein letzter in dieser Partie sein wird. Beiden geht ihr Spiel nun nicht mehr so flüssig von der Hand. Das in den ersten beiden Sessions von hohen Breaks geprägte Match wird taktischer, defensiver, vorsichtiger. Je näher das Ende rückt, umso mehr Minidramen spielen sich ab, die das Publikum jedesmal mit erregtem Raunen quittiert: Hier ein Kick, da ein verstellter Spielball aus aussichtsreicher Position, dort eine verschossenen mittellange Rote.

Letztlich ist es aber Marco Fu, der in den entscheidenden Momenten öfter die Nerven behält. Die aus Hong Kong stammende Nummer 8 der Welt entscheidet die letzten drei Frames des Abends für sich, wobei es am Ende wieder der schwarze Ball ist, der Zünglein an der Waage spielt: Bei Robertson zuckt die Schwarze unruhig zwischen den Banden, Fu schneidet sie aus kurzer Distanz aber spitzem Winkel gefühlvoll in die Taschenmitte und vermeidet so den Decider, der in diesem Match doch von Anfang an in der Luft zu liegen schien.

Selby und Hawkins weiter

Zur Belohnung trifft Marco Fu bereits Dienstag Nachmittag auf Weltmeister Mark Selby. Der benötigt nicht einmal eine Stunde, um gegen Xiao Guodong die drei noch fehlenden Frames zum 13:6 zu gewinnen und so die nächste Runde zu erreichen. Sein chinesischer Gegner scheint dem Druck in Session drei nicht mehr gewachsen, der Weltmeister bestraft dessen Unsicherheiten mit drei starken Breaks und verschafft sich somit etwas mehr Erholungszeit vor dem Showdown gegen Marco Fu.

Quasi im Gleichschritt mit Selby bewegt sich Barry Hawkins, der Graeme Dott ebenfalls mit 13:6 abfertigt. Auch dem zuvor so zähen Ex-Weltmeister Dott gelingt in Session drei kein Framegewinn mehr. Hawkins ist somit der einzige Spieler, der seit 2013 bei jeder WM zumindest das Viertelfinale erreicht hat. Heuer darf er sich dort in einem englisch-schottischen Duell mit Stephen Maguire messen. (Anatol Vitouch, 25.4.2017)