Eine Schätzung besagt, dass es in Österreich pro Jahr rund 2.000 Beinamputationen bei Diabetikern wegen schwerer Gefäßschäden gibt. Bei Umrechnung der deutschen Zahlen sollten es wahrscheinlich sogar rund 6.000 solcher Eingriffe sein. Die Hälfte davon könnte durch eine bessere Versorgung der Patienten verhindert werden, heißt es bei einer Pressekonferenz in Wien.

"Es gibt in Österreich rund 600.000 Diabetiker. Jeder hundertste Diabetiker ist damit pro Jahr von einer Amputation betroffen", sagt Gerit-Holger Schernthaner, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Internistische Angiologie. Es sei Zeit für einen "Call for Action".

Schnelle Wiederherstellung des Blutflusses

Die Spätkomplikation eines "Diabetischen Fußes", im Endeffekt oft in Form einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit in den Beinen (PAVK), entwickelt sich oft langsam und unbemerkt über Jahre hinweg. Doch bei einem offenen arteriellen Geschwür oder durch die mangelnde Blutversorgung auftretenden Wunden können schließlich zusätzlich und binnen kurzer Zeit Infektionen mit Gangränen und dem Absterben von Gewebe auftreten.

"Ein Ulcus bei einem Diabetiker bedarf der raschen Abklärung", sagt Maria Schoder, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Interventionelle Radiologie. Bei einem zu niedrigen Druckwert der Arterien in der Knöchelregion (weniger als 50 mmHg) oder stark verminderter Zehendurchblutung (weniger als 30 mmHg Druck) sollte eine schnelle Wiederherstellung eines ausreichenden Blutflusses durch Kathetereingriff oder Bypass-Operation erfolgen.

Zu wenige Spezialeinrichtungen

Neue Katheter mit einem Durchmesser von nur noch 1,5 Millimetern erlauben auch die Wiedereröffnung dünner Arterien. Beschichtete Stents zum dauerhaften Offenhalten der wieder aufgedehnten Arterien senken das Rückfallrisiko um 50 bis 75 Prozent. Wichtig wäre aber auch eine von Anfang an optimale Therapie des Diabetes an sich. Der mittelfristige Blutzuckerspiegel-Messwert HbA1c sollte weniger als sieben betragen. Routinemäßig sollten die Kranken zusätzlich auch einen Blutplättchenhemmer und einen Cholesterinsenker (Statin) bekommen.

In Österreich gibt es laut den Experten mit fünf angiologischen Zentren viel zu wenige solcher Spezialeinrichtungen. International wird ein solches Zentrum pro 300.000 Einwohner gefordert. (apa, 25.4.2017)