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"Wer ist Feministin?" wollte Moderatorin Miriam Meckel am Dienstag auf der W20-Frauenkonferenz in Berlin wissen. Die kanadische Außenministerin Chrystia Freeland, "First Daughter" Ivanka Trump und Währungsfonds-Chefin Christine Lagarde hoben die Hände, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel wollte darüber noch ein wenig nachdenken. Die Konferenz findet im Rahmen der deutschen G20-Präsidentschaft statt, auch die niederländische Königin Maxima nahm teil. Merkel und Lagarde sprachen sich für einen neuen Kreditfonds aus, mit dessen Hilfe Frauen in Entwicklungshilfeländern leichter an Mikrokredite kommen. Der Fonds soll bei der Weltbank angesiedelt und auch von privaten Geldgebern gespeist werden.

Foto: AP/Schreiber

Die Haare sind offen, sie trägt ein Kleid mit Blumenmuster, und ihre Schuhe sind erwartbar hoch. Man muss jetzt nicht so tun, als seien diese Äußerlichkeiten auf einer Frauenkonferenz uninteressant. Natürlich sind all die Delegierten und Diskutanten nach Berlin gekommen, damit etwas weitergeht in der der Frage, wie man weltweit die Situation von Unternehmerinnen verbessern kann.

Aber es ist eben auch der erste offizielle Auftritt von Ivanka Trump in Deutschland, und alle sind ziemlich gespannt auf die Tochter von US-Präsident Donald Trump, die von den Veranstalterinnen dieses W20-Frauengipfels im Rahmen der deutschen G20-Präsidentschaft als "First Daughter" angekündigt wird.

Was das denn genau bedeute, will Moderatorin Miriam Meckel von Trump wissen, als diese im Hotel Interconti auf dem Podium neben der niederländischen Königin Maxima, der deutschen Kanzlerin Angela Merkel, IWF-Chefin Christine Lagarde und der kanadischen Außenministerin Chrystia Freeland Platz genommen hat.

So genau weiß es Trump auch nicht. "Es ist schwierig für mich, ich bin neu in dieser Rolle, ich höre zu und lerne, ich versuche herauszufinden, wie man Frauen im Wirtschaftsleben stärken kann", sagt sie. Und dass sie froh sei, dass sie aus Berlin "Informationen für meinen Vater mitbringen und zu einer positiven Veränderung beitragen kann".

Keine Einladung von Merkel

Höflich bedankt sie sich bei Merkel für die Einladung, kennengelernt hat sie die Kanzlerin ja schon im März bei deren Besuch in Washington. So ganz recht ist dem Kanzleramt dieser Dank nicht. Vize-Regierungssprecher Georg Streiter war es nämlich wichtig, vor der Konferenz zu verbreiten, dass nicht Merkel Trump nach Berlin gebeten habe, sondern die Veranstalter der Konferenz.

Denn so mancher schüttelt in Berlin den Kopf. So fragt der SPD-Bundestagsabgeordente Lars Klingbeil auf Twitter: "Bin ich der Einzige, der es völlig absurd findet, dass die Bundeskanzlerin jetzt Außenpolitik mit der Tochter von Donald Trump macht?" Aber diese ist nun mal auch seine Beraterin, und da ist es nicht schlecht, wenn sie nach Berlin kommt – zumal sie dort erklärt, dass Deutschland für die USA Vorbild sein könne: bei der dualen Berufsausbildung und dem Gesetz für Lohngleichheit: "Das ist etwas, das wir uns alle anschauen sollen", sagt Trump.

Ihr Vater nämlich habe schon lange bevor er Präsident wurde, Frauen und Familien unterstützt. An dieser Stelle wird es unruhig im Saal, es gibt deutliche Bekundung von Missfallen. "Sie hören die Reaktionen des Publikums, einige Sichtweisen Ihres Vaters lassen es fraglich erscheinen, wie er Frauen wirklich stärken will", sagt Moderatorin Meckel und ein Hauch von "Grab them by the Pussy" liegt in der Luft.

Vater Trump und die Frauen

Trump bleibt ruhig und sitzt so kerzengerade am Stuhl wie die übrigen 90 Minuten. Ihre Antwort: "Ich habe die Kritik in den Medien gehört. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung: Als mein Vater im Privatsektor arbeitete, hat er wirklich diese positive Auffassung gegenüber Frauen vertreten."

Politische Ankündigungen übernehmen dann andere. Merkel spricht will Frauen in Entwicklungsländern leichteren Zugang zu Mikrokrediten zu gewähren, weil diese "näher an Lebenswirklichkeiten" seien als Männer und die Ausfallsraten kleiner seien als bei Krediten für Männer. Sie will dafür im Rahmen der deutschen G20-Präsidentschaft sorgen.

IWF-Chefin Christine Lagarde steht hinter dem Plan und schlägt vor, den Fonds, der auch von privaten Geldgebern gespeist werden soll, in die deutsche Afrika-Iniative "Compact for Africa" zu integrieren. Auch Ivanka Trump wird das Projekt unterstützen. (Birgit Baumann aus Berlin, 24.4.2017)