Manchmal macht die Arbeit einfach keinen Spaß. Wie der kürzlich veröffentlichte "Office-Report", eine Umfrage unter österreichischen Arbeitnehmern, zeigt, denkt rund jeder Zehnte im Laufe eines Arbeitstages sogar mindestens einmal ernsthaft über eine Kündigung nach.

Aber ist es wirklich notwendig, gleich die Reißleine zu ziehen? Nein. Mit kleinen Tricks ließen sich Durchhänger überwinden, zitiert "Spiegel online" die Psychologin und Buchautorin Ilona Bürgel. "Wer die Spielräume innerhalb seiner Tätigkeit erkennt, bekommt ein stärkeres Gefühl der Selbstbestimmung", sagt Bürgel. Veränderung sei in folgenden Bereichen möglich:

• Woran man arbeitet

Eine Möglichkeit ist, seine tägliche Arbeit so zu gestalten, dass sie besser zu den eigenen Interessen und Fähigkeiten passt. In der Fachsprache wird das "Job Crafting" genannt, ein Begriff, den Amy Wrzesniewski, Professorin an der Yale School of Management, prägte.

Ihr Team führte eine Studie unter Reinigungskräften und Servicemitarbeitern in einem Krankenhaus durch. Die eine Gruppe machte Dienst nach Vorschrift – die andere übernahm zusätzliche Aufgaben, erledigte etwa Besorgungen für Patienten. In den Interviews zeigte sich: Während die einen ihren Job erwartungsgemäß als mies beschrieben, empfanden die anderen ihre Arbeit als sinnvoll und bedeutsam.

Verhaltensökonomin Amy Wrzesniewski über ihre Studie zu "Job Crafting".
re:Work with Google

Weitere Beispiele für Job Crafting sind die Personalerin, die sich tiefer ins Arbeitsrecht einarbeitet als nötig, weil sie sich für Jus interessiert. Oder der Koch, der seine Leidenschaft für Kunst auslebt, seitdem er die Gerichte kreativ auf dem Teller anrichtet. Psychologin Bürgel rät dazu, sich bewusst zu machen, wo die eigenen Stärken liegen.

Organisationsberaterin Frauke Schmid-Peter wiederum empfiehlt, sich über einen längeren Zeitraum hinweg alle Aufgaben aufzuschreiben, die im Arbeitsalltag anfallen. Dann könne man darüber nachdenken, welche einem Freude bereiten – und welche eher Energie rauben. "Bei unliebsamen Tätigkeiten sollten Arbeitnehmer versuchen, diese zu reduzieren oder schauen, ob es Kollegen gibt, denen diese Aufgaben mehr liegen. Vielleicht will ja jemand tauschen", sagt Schmid-Peter.

• Mit wem man arbeitet

Neben der Tätigkeit hat auch das Umfeld nachweislich Einfluss auf die Zufriedenheit im Job. Daher lohne es sich, darüber nachzudenken, mit welchen Kollegen man gerne zusammenarbeitet, sagt Schmid-Peter. Vielleicht besteht die Möglichkeit, öfter Projekte zusammen zu machen – oder zumindest regelmäßig mittagzuessen.

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Positivität kann als Spirale funktionieren.
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Besonders förderlich sei die Gesellschaft von Menschen, die einen mit ihrer Motivation und Energie mitreißen können, sagt Lea Vogel, Coach aus Berlin. Im Idealfall seien das Kollegen, die Mut machen und zeigen, "dass alles nur halb so wild ist". Vogel: "Wenn die erste Hemmung überwunden ist, fließt die Motivation wieder, und man kann viel mehr erreichen, als man vorher dachte."

Daneben könnten auch Coaching oder Mentoring helfen, wieder mehr Sinn in seinem Job zu sehen, wie die Wissenschafterin Joyce Flatcher in einer Studie mit Ingenieuren herausfand. Sie benannte diese Art von Arbeitsbeziehung als "mutual empowering", gegenseitiges Stärken.

• Wo und wann man arbeitet

Langschläfern kann schon Ausschlafen helfen, mit mehr Freude an die Arbeit zu gehen. Frühaufsteher leisten vielleicht lieber frühmorgens ihren Dienst ab, um am Nachmittag freie Zeit mit Freunden, Familie oder Hobbys zu verbringen.

Auch stunden- oder tageweise ins Homeoffice zu wechseln kann helfen, wie eine Studie zeigt, die im Magazin "Forbes" veröffentlicht wurde. Demnach sind jene, die von zu Hause aus arbeiten, zufriedener und motivierter als ihre Kollegen im Büro. Wer zu Hause oder an einem anderen Ort sitzt, arbeite außerdem produktiver.

Was die Motivation für die Arbeit steigert: Dan Ariely, Psychologe.
TED

• Wie man über seine Arbeit denkt

Die Einstellung bestimmt, wie man über etwas denkt und sich bei etwas fühlt. Sven C. Voelpel, Professor für Betriebswirtschaftslehre, beschreibt einen Hang des Gehirns zu einer negativen Betrachtungsweise. Dieser gelte es gegenzuwirken, denn sich permanent einzureden, dass die Kollegen unfähig, die Chefin cholerisch, der Bürosessel unbequem ist, macht einen schließlich auch nicht glücklicher.

Eine optimistische Einstellung dagegen steigere Motivation und Erfolg. In seinem Buch "Der Positiv-Effekt" beschreibt Voepel, was Psychologin Bürgel folgendermaßen formuliert: "Gute Gefühle ziehen weitere nach sich."

Wie man zum Optimismus kommt? Indem man sich gute Erlebnisse bewusst vor Augen führe. "Teilen Sie gute Nachrichten mit vielen Menschen, beginnen Sie Team-Meetings mit Erfolgsnachrichten, schreiben Sie Nettigkeiten in den Absender Ihrer E-Mails", rät Bürgel. Grübeleien, den Kreislauf negativer Gedanken, sagt wiederum Experte Voelpel, könne man durchbrechen, indem man ein Stopp-Schild imaginiert – und die Gedanken bewusst auf etwas Schönes richtet. (lib, 27.4.2017)