Im April jährte sich zum 75. Mal die Deportation von Kärntner Sloweninnen und Slowenen in Deutsche Arbeitslager. Nach dem Überfall auf Jugoslawien 1941 stand dem Plan der Nationalsozialisten, Kärnten endgültig zu germanisieren, nichts mehr im Weg. Im daraufhin verstärkten Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime, hatte die Minderheit der Kärntner Sloweninnen und Slowenen viele Opfer zu beklagen.

Um an diese Geschehnisse zu erinnern und das Andenken an die Opfer zu bewahren, organisiert daher der KSŠŠD jedes Jahr eine Gedenkfeier für die 13 am 29. April 1943 im sogenannten Grauen Haus – heute Wiener Landesgericht für Strafsachen – hingerichteten Kärntner Sloweninnen und Slowenen. Am Mittwoch fand die Gedenkfeier in Kooperation mit der Slowenischen Botschaft in Wien statt und mit Peter Kaiser nahm zum ersten mal ein Kärntner Landeshauptmann an der Gedenkfeier teil.

Der Chor des KSŠŠD bei der Gedenkfeier.
Foto: Milan Sima/KSŠŠD

Die Sprache der Erinnerung 

Lange Zeit war in Kärnten die Sprache der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus hauptsächlich die Slowenische. Um die Rede des Schriftstellers Egyd Gstättner bei der Enthüllung des Denkmals für die Ermordeten in Zell-Pfarre/Sele-Fara 2015 zu zitieren:

"Auch wenn manche Kollaborateure slowenisch oder kroatisch gesprochen haben, die Tätersprache war Deutsch. Das ist eine Tatsache.[...] Auch das Schweigen über die Nazi-Verbrechen in Kärnten geschah in deutscher Sprache. Es war ein deutsches Schweigen, ein beredtes Schweigen, das bald zum deutschen Vergessen wurde. Slowenisch waren Trauer und Verzweiflung; geflüstert und gestammelt waren die slowenischen Gebete und Fürbitten, am heimatlichen Herd und in der Kirche. In Deutsch wurde dafür über etwas Anderes sehr wohl gesprochen, nämlich darüber, ob die Täter vielleicht nicht auch 'Opfer' gewesen wären, zumindest 'Opfer von Verfolgung' nach 1945. Wir kennen das alle, weil es öffentlich geschah: Am Ulrichsberg wurde ja schon seit Jahren vom 'Opfergang der Weltkriegsteilnehmer' und von den Kriegshandlungen jener SS-Soldaten gesprochen, die angeblich damals schon ein 'vereintes Europa' gekämpft haben".

Gedenkspaziergang zum Landesgericht.
Foto: Gregor Novak/KSŠŠD

Erinnerung ist noch heute wichtig

Die Erinnerung bei der jährlichen Gedenkfeier gilt aber nicht nur den 13 Opfern aus Zell/Sele, sondern allen, die von den Nationalsozialisten und ihren Helferinnen und Helfern gefoltert und ermordet wurden: Jüdinnen und Juden, Roma, Sinti, Homosexuelle, Invalidinnen, Invaliden und etliche andere, die nicht der nationalsozialistischen Illusion von Rassenreinheit entsprochen haben.

Die Ideologie des Nationalsozialismus lebt noch immer in vielen Köpfen. Es vergeht kaum ein Monat, in dem nicht ein Flüchtlingsheim brennt, im Internet sind Hassbotschaften salonfähig wie selten zuvor und in Europa sind rechtsextreme Parteien wieder auf dem Vormarsch.

Vor allem heute, 72 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, wo so manche behaupten, dass es schon längst vorbei wäre, müssen wir umso entschlossener gegen rassistische, antisemitische und homophobe Bewegungen auftreten. Wir dürfen nicht schweigen, wenn an öffentlichen Plätzen gegen Personen "anderer" Hautfarbe, sexueller Orientierung oder "anderen" Glaubens gehetzt wird. Nicht schweigen, wenn Menschen nationalsozialistische Verbrechen verharmlosen und rechtfertigen oder wenn Rechtsextreme im repräsentativsten Gebäude Österreichs tanzen.
Denn wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zu Pflicht. (Jana Helena Trap, Gregor Novak, 28.4.2017)

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