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Nicht nur Diesel-Motoren verursachen schädliche Abgase – auch für Benzinautos fordern Forscher Partikelfilter.

Foto: dpa/A3417 Ulrich Perrey

Geht es nach Schweizer Forschern, sollten Partikelfilter auch bei benzinbetriebenen Autos zur Pflicht werden. Bei Dieselfahrzeugen sind diese Filter bereits etabliert und bieten eine ausgereifte Technik. Die meisten Autos, die heute vom Band laufen, sind jedoch Benziner.

Das Projekt GasOMeP (Gasoline Vehicle Emission Control for Organic, Metallic and Particulate Non-Legislative Pollutants) mehrerer Schweizer Forschungsinstitutionen hat sich die Abgaswerte von Benzinern genauer angeschaut. In den Industriestaaten geht der Trend in Richtung sogenannter Downsizing-Motoren: weniger Hubraum, dafür mit Benzin-Direkteinspritzung und Turboaufladung. Diese Technik schone die Umwelt und spare Sprit, sagen die Hersteller. Das nahmen die Wissenschafter im GasOMeP unter die Lupe, indem sie den Abgascocktail solcher Motoren untersuchten.

Ernüchternde Resultate

Die Forschungsgruppe wählte für den Versuch sieben Benzin-Direkteinspritzer mit Baujahren zwischen 2001 und 2010 aus. Als Vergleichsfahrzeug wurde ein aktueller Peugeot 4008 Baujahr 2013 mit Dieselmotor und Partikelfilter mitgemessen. Die Resultate waren ernüchternd, wie die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa in der aktuellen Ausgabe ihres Magazins "Empa Quarterly" schreibt. Die getesteten Benziner stießen zehn bis 100 Mal mehr feine Rußpartikel aus als der Diesel-Peugeot mit Partikelfilter.

Die Partikel aus den Benzinmotoren sind unter dem Mikroskop ähnlich klein wie Rußpartikel, die den Diesel einst in Verruf brachten: Es sind Primärpartikel mit zehn bis 20 Nanometern (nm) Größe, die sich zu 80 bis 100 nm großen Partikelagglomeraten zusammenlagern, bevor sie den Auspuff verlassen.

Partikel gelangen in den Blutkreislauf

"Einmal eingeatmet, bleiben solche kleinen Partikel für immer im Körper", wird Empa-Forscher Norbert Heeb in dem Artikel zitiert. Die Partikel könnten erwiesenermaßen die Membran menschlicher Lungenbläschen passieren und so in den Blutkreislauf gelangen.

Die Partikel sind laut Heeb allerdings nicht das einzige Problem. An der Oberfläche der Partikel lagern sich flüssige oder feste chemische Gifte aus dem Verbrennungsprozess ab, unter anderem polyzyklische Aromaten. Diese Substanzen können mit den Partikeln in den Blutkreislauf geschleust werden.

Krebserregende Mischung

Die Empa-Forscherin Maria Munoz schaute sich die Abgase einzelner im Projekt GasOMeP getesteter Fahrzeuge genauer an. Sie fand das Verbrennungsprodukt Benzo(a)pyren, eine bekannte, krebserregende Substanz, die auch im Zigarettenrauch vorkommt.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hält bei Benzo(a)pyren jede Dosis, auch die kleinste, für wirksam. Die EU hat sich auf einen Luftgrenzwert von einem Nanogramm pro Kubikmeter Luft geeinigt. Die Abgase der gemessenen Autos liegen bis zu 1.700-fach darüber. Anders gerechnet: Ein Kubikmeter Abgas macht aus bis zu 1.700 Kubikmetern sauberer Luft eine nach EU-Standard krebserregende Mischung.

Die Ergebnisse des Projekts GasOMeP wurden bei einer Tagung in der Empa-Akademie vorgestellt. Beteiligt an diesem Projekt waren das Paul-Scherrer-Institut (PSI), die Berner Fachhochschule, die Fachhochschule Nordwestschweiz, mehrere Industriepartner und die Empa. Finanziert wurde das Projekt durch das Kompetenzzentrum für Energie und Mobilität des ETH-Bereichs (CCEM). (apa, 28.4.2017)