Kürzlich verkündete ein Star via Medien, dass seine Modelfreundin ein Kind erwartet. Überglücklich sei er und er freue sich so auf die spannende Erfahrung, die da vor ihm liege. Tja. Dann berichteten andere Medien, dass er schon eine Tochter im Volksschulalter habe, die hat er aber seit vielen Jahren nicht mehr gesehen, weil er in einer anderen Stadt wohnt. Das sei halt schwierig, die Distanz so groß, so viele Projekte und das Kind müsse ja auch in die Schule und so.

Ausreden, Faulheit, Dummheit?

Ich habe oft darüber geschrieben, dass jede Frau und jeder Mann, der oder die ein Kind bekommt respektive zeugt, für dieses Kind verantwortlich ist. Diese Verantwortung ist manchmal nicht lustig. Das lehnt man auch einmal ab, weil alles doch sehr viel ist. Aber: es ist eine Verantwortung einem anderen Menschen gegenüber. Der hat man sich zu stellen. Vor allem hat Mann sich dieser Verantwortung zu stellen. Es ist gut, wenn Väter und Mütter ihre unterhaltsrechtlichen Verpflichtungen wahrnehmen und dafür sorgen, dass Kinder in sicherer Umgebung groß werden können. Darüber hinaus haben Mütter und Väter einfach da zu sein für ihre Kinder, finde ich. Und sie haben das auch dem jeweils anderen zu ermöglichen. Denn abseits der Paarbeziehung gibt es eine Beziehung zwischen Elternteil und Kind. Darauf hat jedes Elternteil und jedes Kind ein Recht.

Böse Frauen?

Ich höre schon, wie mir jetzt entgegnet wird, dass es oft die bösen Mütter sind, die den Vätern den Kontakt verweigern. Ja, es mag diese Fälle geben. Es mag sie auch mit umgekehrten Geschlechtsvorzeichen geben. Und es gibt selbstverständlich auch jene Väter und Mütter, die ihre Kinder misshandeln und wo es für die Kinder sogar besser ist, wenn die Eltern keinen Kontakt mit ihnen haben. Darüber schreibe ich aber jetzt nicht.

Ich meine Menschen, die ihre Kinder anscheinend vergessen. Es wird nämlich auch Väter geben, die so wie der Star aus meinem Beispiel einfach verdrängen oder nicht wahrhaben wollen, dass sie ein Kind haben. Jeder erwachsene Mensch sollte sich selbst so gut kennen, dass er einschätzen kann, was ein Kind wann braucht. Kontakt zu halten zum Beispiel. Das kann auch einschließen, sich mit dem Expartner oder der Expartnerin auseinanderzusetzen, und sich Hilfe zu suchen, wenn das nicht funktioniert. Denn ganz grundsätzlich ist es für Kinder wichtig, sowohl eine Mutter als auch einen Vater zu haben und mit beiden auch in Kontakt sein zu können. Ganz ehrlich: Einen Elternteil nur alle paar Jahre oder gar nicht mehr zu sehen, das ist keine Basis für eine tragfähige, gelungene Beziehung.

Leben davor? Ausradiert!

Ich finde es fürchterlich, wenn Väter – natürlich auch Mütter, aber meist sind es meiner Erfahrung nach die Väter – so tun, als ob sie kein Leben vor dem neuesten Baby mit der jetzt gerade aktuellen Frau respektive dem Mann gehabt hätten. Ich möchte ihnen sagen, dass da draußen irgendwo ein Kind ist, das in einigen Jahren lesen wird. Zum Beispiel besagten Zeitungsartikel über den Star und sein "vergessenes" Kind. Und ihn oder sie dafür sicher nicht mögen wird. Zu Recht. Wirklich zu Recht. Und dass dieses Kind – obwohl es nichts dafür kann – damit ein Binkerl zu tragen hat, das es nicht verdient hat. Wissen diese Menschen denn nicht, was für ein unfassbares Glück es ist, ein Kind zu haben? Wissen sie nicht, wie wertvoll es ist, ein Kind begleiten zu dürfen?

Niemals könnte ich mich in den Spiegel schauen, wenn ich nicht für meine Kinder da wäre. Wenn ich meiner Verantwortung nicht nachkommen würde und wenn ich dafür nicht mein eigenes Ego und meine eigenen Bedürfnisse bereit wäre zurückzustecken – wenn es für ihr Wohl notwendig ist. Und ich gebe zu, es macht mich wütend und traurig, wenn Menschen, noch dazu in der Öffentlichkeit, so tun, als ob sie Kinder aus ihrem Leben radieren können. (Sanna Weisz, 30.4.2017)