In Oberösterreich erregte nun ein Video der Arbeiterkammer heftigen Widerspruch, in dem ein Unternehmer als besonders schmieriger, ausbeuterischer Kerl (komplett mit Filmschurken-Bärtchen) dargestellt wird.

Das ist in etwa das reale Unternehmerbild, das die alten und jungen Linken in diesem Land allen Ernstes haben.

Selbstverständlich gibt es üble, autoritäre und machtgierige Typen unter Unternehmern – so wie in allen Machtpositionen, ob unter Betriebsratskaisern oder in der Hochbürokratie. Aber in Österreich haben Selbstständigkeit und Unternehmertum einen Malus.

Der erste Satz der wahren Schule der österreichischen Nationalökonomie lautet:

"Der wüll ja nur a G'schäft machen!"

Wer etwas gestalten, aufbauen, entwickeln und dabei wohlhabend oder sogar reich werden will, praktiziert in den Augen der Arbeiterkammerideologen, Gewerkschaftsfunktionäre und Erster-Mai-Redner verwerflichen Neoliberalismus, wenn nicht Schlimmeres.

Wer für sich und seine Familie vorsorgen will und nicht über die Pension eines Arbeiterkammerdirektors verfügt, ist ein (Immobilien-)Spekulant, der am 1. Mai sogar vom Kanzler eins übergebraten kriegt.

SPÖ und ÖVP haben jetzt aber die "Mittelschicht" entdeckt und bemühen sich dabei auch um den "Mittelstand", also auch selbstständige (Klein-)Unternehmer. Die SPÖ will den Unterworfenen der gewerblichen Sozialversicherung helfen (auf Kosten der Rücklagen der SVA).

Die ÖVP will, so Reinhold Mitterlehner vor einer Woche, eine "Aktion für Eigentumswohnungen und -häuser" starten. Österreich liege bei der Eigentumsquote an vorletzter Stelle in der EU.

Sehr schön. Wird dann die ÖVP die erhöhte Steuerbelastung auf Immobilienverkauf rückgängig machen, der sie selbst 2012 zugestimmt hat? Nachdem mehr und mehr Bürger als Vorsorge für sich und die Kinder in Immobilien investiert hatten.

Die SPÖ wiederum beharrt (1. Mai) auf einer Vermögenssubstanz- und einer Erbschaftssteuer, was gerade im Fall von selbstgenutzten (oder zur Vorsorge vermieteten) Immobilien sehr schnell zu einer Strafsteuer für die eigentumsbildende Mittelschicht würde.

Und so weiter. Irgendwer hat kürzlich gesagt, Bill Gates hätte in Österreich Microsoft nicht in seiner Garage entwickeln können, weil ihm das Arbeitsinspektorat das verboten hätte. Andererseits: Die "Waxing-Lady", die jetzt von der ÖVP als Testimonial gegen die Exzesse des Arbeitsinspektorats geführt wird, schrieb auf Twitter: "Am Tag der Arbeit muss ich mir als Selbstständige überlegen, wie ich am besten in's (sic!) Büro komme, weil der Ring für eine SPÖ-Feierei zu ist." Okay, wenn das die Probleme sind ...

Große Teile der Linksgrünen stehen dem Gedanken an Eigentum und Unternehmertum feindselig gegenüber; beträchtliche Teile der Rechten können damit auch nichts anfangen. Ein Fehler, denn Hunderttausende finden in der neuen Arbeitswelt nur als kleine Selbstständige eine Existenz. (Hans Rauscher, 2.5.2017)