Wenn man zur Gott sei Dank nicht aussterbenden, aber vielleicht doch eher besser abgehangenen Spezies der Ö1-Hörer und -Hörerinnen gehört, dann ist derzeit unruhiger Schlaf angesagt: Was, wenn ich in der Früh das Radio aufdrehe – ja, so etwas steht in manchen Haushalten noch herum -, und nichts ist mehr so, wie es einmal war? Ich finde nicht mehr, was ich suche? Es ist etwas ganz anderes drin? So wie wenn sie den Supermarkt umräumen, die präferierte Zahnpastamarke einstellen, im Wirtshaus den Schankwein wechseln und andere solcher kleineren und größeren Katastrophen, die einem Gewohnheitstier im Alltag widerfahren können.

Vielleicht will Ö1 ja etwas für die Fitness seines Publikums tun, wie weiland die Ilse Buck, aber nicht für den ganzen Körper, sondern nur für die Ohrwaschelflexibilitätsmuskulatur?

Die ganz große Attacke kommt ja erst im Herbst, wenn die Signations geändert werden. Dabei sind die von Werner Pirchner erst gute zwanzig Jahre alt, gerade die richtige Zeitspanne, sich daran zu gewöhnen. Die von Christian Muthspiel werden mit Sicherheit leiwand – aber zumindest anfangs zur Orientierungslosigkeit beitragen, die uns in Zeiten von Trump und Brexit bereits befallen hat. Der Sehnsucht nach Kontinuität setzt unser Leib-und-Magen-Sender den Umbau entgegen. Und wir können ihm nicht einmal böse sein: Denn alles muss sich ändern, damit es so bleibt, wie es ist. (Gudrun Harrer, 2.5.2017)