Wien – So, wie's aussieht, steht fest, wer bei der Casinos Austria AG (Casag) künftig die Kugel rollen lassen wird. Neuer Vorstandsvorsitzender des teilstaatlichen Glücksspielkonzerns soll der gebürtige Tiroler Alexander Labak werden, ein studierter Ökonom, der den allergrößten Teil seine Karriere im Ausland gemacht hat. Das hat der STANDARD aus Casag-Kreisen erfahren.

Am kommenden Montag tagt das Aufsichtsratspräsidium der Casag unter Leitung von Ex-Raiffeisen-Banker Walter Rothensteiner, und dort soll über Labak diskutiert werden, wie es heißt. Einen "kommunizierbaren Beschluss" des Personalausschusses dürfte es laut Wohlinformierten am Montag noch nicht geben, so weit soll es erst nach einer ordentlichen Aufsichtsratssitzung sein. Das nächste reguläre Treffen des Kontrollgremiums ist für 23. Juni geplant – eine Vorverlegung wird allenthalben erwartet.

Ex-Banker

Labak (54) hat seine Karriere beim Markenartikler Henkel begonnen. 1991 ging er zum amerikanischen Pharmazie- und Konsumgüterhersteller Johnson & Johnson, wo er ab 1994, nach Zwischenstopps in Deutschland und Kanada, von Princeton aus als Vizechef fürs Marketing in Nordamerika zuständig war. Fünf Jahre später landete Labak im Bankgeschäft, bei der Deutschen Bank in Frankfurt. Mit 41 holte ihn das Kreditkartenunternehmen Mastercard als Chef fürs Europageschäft. Auch die Jahre nach 2007 verbrachte der verheiratete Vater zweier Kinder in der Finanzbranche, bei der auf Konsumentenkredite spezialisierten Bankengruppe Home Credit, die unter seiner Ägide in Osteuropa und Asien expandierte. Zuletzt war Labak, passionierter Maler, in London tätig.

Kommt er zur Casag nach Wien, wo er inzwischen bereits wohnt, erwartet ihn hier ein recht anspruchsvoller Job. Die zu 33 Prozent in Eigentum der Republik stehende Casag hat bekanntlich neue Eigentümer: Die tschechischen Lotteriemilliardäre Karel Komárek und Jiří Šmejc halten durchgerechnet 34, die Konkurrenzgesellschaft Novomatic 17,2 Prozent. Zudem halten die Bank Schelhammer & Schattera und Privatpersonen Anteile. Novomatic wollte den Altaktionären ursprünglich 40 Prozent abkaufen, das hat das Kartellgericht aber untersagt.

Der Neue wird nun die neue Linie umzusetzen haben – und auf etlichen Baustellen zu tun haben. Was der Großaktionär, die Sazka-Gruppe, mit seiner Österreich-Beteiligung vorhat, ist noch nicht bekannt, die lukrative Lotterientochter der Casag wird aber sicher ihre Aufmerksamkeit bekommen.

Lottoschwerpunkt

Die Lotterien ermöglichen dem Konzern das Geschäft mit den Lotto- und Online-Glücksspielern sowie den Spielern an Lotterieterminals, einer Art einarmiger Banditen. Von denen gibt es derzeit rund 700, bundesweit darf es aber 5000 geben. Der Ausbau in diesem Bereich und die Zusammenarbeit mit der Novomatic dürften wohl Kernaufgaben des Nachfolgers von Casino-Chef Karl Stoss sein. Und: Er wird im internationalen Geschäft (CAI) weiter aufräumen müssen. Die hat von 2010 bis 2014 Verluste gemacht, im Juli wird eine mit fünf Prozent verzinste Anleihe von 120 Millionen Euro fällig. Schulden, die die CAI wie berichtet mit Bankkrediten zurückzahlt.

Wann genau der neue Casag-Chef antreten wird, ist noch offen. Die Verträge des derzeitigen Vorstands laufen bis Ende 2017 – man rechnet aber mit einem früheren Ausscheiden. (Renate Graber, 3.5.2017)